Von dem, was Einer ist, von dem, was Einer hat, und von dem, was Einer darstellt
von Dr. Wolf-Jürgen Maurer
Wer von uns kennt nicht jemanden (einschließlich vielleicht unserer selbst), der so nach außen orientiert ist, so damit beschäftigt, Besitztümer anzuhäufen, oder damit, was andere denken, dass er jegliches Gefühl für sein Selbst verliert?
Wird eine solche Person vor eine Frage gestellt, sucht sie eher außen als innen nach der Antwort, bzw. er oder sie suchen die Gesichter anderer ab, um zu erahnen, welche Antwort sie wünschen oder erwarten.
Aber weder Wohlstand noch materielle Güter, weder soziale Stellung noch Ansehen führen zu Glück. Nur was ein Individuum ist zählt.
Fragen Sie sich einmal, worauf Sie Ihre Identität gründen.
Was motiviert Ihr Tun, woran halten Sie fest und was macht Ihr Leben wesentlich aus?
Ist es Ihr Besitz, also der Bereich des Habens?
Ist es ihr sozialer Status, also das was sie in den Augen anderer darstellen?
Oder ist Ihre Identität sicher gegründet in Ihrem wahren Sein, in dem was Sie selbst wirklich sind.
Wie authentisch sind Sie?
1. Was wir haben.
Die Anhäufung von Besitztümern ist unendlich und unbefriedigend. Je mehr wir besitzen, desto zahlreicher werden unsere Ansprüche.
Reichtum gleicht salzigem Wasser: Je mehr wir davon trinken, desto durstiger werden wir.
Am Ende besitzen wir nicht unsere Güter – sie besitzen uns.
2. Was wir in den Augen anderer darstellen.
Ansehen ist so flüchtig wie materieller Wohlstand. Fast die Hälfte aller Bekümmernisse und Ängste gehen aus unserer Sorge über die Meinung anderer hervor. Meinungen hängen an einem seidenen Faden und machen uns zu Sklaven dessen, was andere denken, oder schlimmer noch, was sie zu denken scheinen, denn wir können nie wissen, was sie tatsächlich denken.
3. Was wir sind.
Nur was wir sind zählt wirklich. Ein gutes Gewissen bedeutet mehr als ein guter Ruf.
Unser größtes Ziel sollte Gesundheit und intellektueller Reichtum, authentisches Selbstsein und eigene Potentialentwicklung sein, sowie engagierter Einsatz für das, was wir in diese Welt einbringen wollen.
Streben wir ein fassadäres aussenorientiertes Leben an und vermeiden wir Intimität und mitfühlende Verbundenheit zu anderen Lebewesen, steigt unsere Todesfurcht durch das zunehmende Bedauern um ungelebtes authentisches Leben an.
Die meisten von uns kennen Personen, die sich betäuben und ablenken, die zwanghaft nach neuen Reizen suchen, nach Sex, nach Reichtum oder Macht, um die eigene Sterblichkeit und Vergänglichkeit zu verdrängen; oder Menschen, die die Verwirklichung ihres Potentials einschränken und Risiken vermeiden, ja es vermeiden, Geschmack am Leben zu finden und das zu leben, was Ihnen wirklich am Herzen liegt, aus Angst, zu viel zu verlieren.
Innere Gelassenheit resultiert aus der Fähigkeit äussere Identifikationen und unser ängstliches kleines Ego loszulassen und sich selbst vertrauensvoll sein lassen zu können; sie entstammt dem Wissen, dass es nicht die Dinge sind, die uns stören, sondern unsere Auffassung der Dinge, – wie wir unsere Erfahrungen interpretieren, nicht von der Erfahrung selbst.
Wenn wir aber schließlich zu der Gewissheit kommen, dass wir sterben müssen und alle anderen fühlenden Wesen ebenso, entsteht in uns ein glühendes , fast herzzerreißendes Gefühl für die Zerbrechlichkeit und Kostbarkeit jedes Augenblicks und jedes Lebewesens, und daraus kann sich ein tiefes , klares, grenzenloses Mitgefühl für alle Lebewesen entwickeln.
(Das tibetische Buch vom Leben und Sterben).
Immer mehr sich selbst kennen und anerkennen zu können und das eigene Leben authentisch mit offenem Herzen und offenem Geist aktiv zu gestalten,
wünscht Ihnen,
Dr. Wolf Maurer
(inspiriert von Arthurs Schopenhauer „Die Welt als Wille und Vorstellung)