Bewusstseinstexte Dr. W.-J. Maurer

Der Tempel der tausend Spiegel

von Dr. Wolf-Jürgen Maurer

Vor vielen Jahren gab es in Indien den Tempel der tausend Spiegel. Er lag hoch oben auf einem Berg und sein Anblick war gewaltig. Eines Tages erklomm ein Hund den Berg, stieg die Stufen des Tempels hinauf und betrat den Tempel der tausend Spiegel.

Als er in den Saal der tausend Spiegel kam, sah er tausend Hunde. Er erschrak, knurrte furchtbar und fletschte die Zähne. Und auch die tausend Hunde knurrten furchtbar und fletschten ihre Zähne.

Voller Panik rannte der Hund aus dem Tempel und glaubte von nun an, dass die ganze Welt aus knurrenden, gefährlichen und bedrohlichen Hunden bestehe.

Einige Zeit später kam ein anderer Hund in den Tempel. Auch er kam in den Saal mit den tausend Spiegeln, und auch er sah tausend andere Hunde. Er aber freute sich. Er wedelte mit dem Schwanz, sprang fröhlich hin und her und forderte die Hunde zum Spielen auf.

Dieser Hund verließ den Tempel in der Überzeugung, dass die ganze Welt aus netten, freundlichen Hunden bestehe, die ihm wohlgesonnen sind.

(Verfasser unbekannt)

 

Wenn du unsicher bist und Angst vor Ablehnung hast, sei freundlich und wedle mit dem Schwanz!??

Die Welt ist mein Spiegel.

Dieses oft gehörte “spirituelle Gesetz“ ist mit Vorsicht zu betrachten und kann bei mangelnder Selbstliebe viel psychischen Schaden anrichten.

Was die kleine Geschichte aber aussagt, ist, dass dein Denken und deine innere Einstellung deine Welt verändert. Wie du denkst, so fühlst du, und deine Gefühle motivieren dein Verhalten. Je nachdem in welchem geistigen Zustand du dich befindest, verändert sich die Wahrnehmung deiner Welt. Du siehst wie du denkst. Deine subjektive Realitätskonstruktion ist entweder Ausdruck von Angst, verurteilenden Gedanken und Trennung oder von Liebe, Annahme, Frieden und Verbundenheit. Wie du in den Wald reinrufst, so schallt es zurück. Dein Geisteszustand ist die Ursache deines Erlebens in deiner Welt.

Du bist nicht das Opfer der Welt, die du siehst. Deine Gedanken sind Bilder, die du gemacht hast. Du hast allem, was du siehst, die gesamte Bedeutung gegeben, die es für dich hat. Du erfährst die Wirkungen deiner Gedanken nicht allein. Du kannst der Welt, die du siehst, entrinnen, indem du Angriffsgedanken aufgibst. Es gibt eine andere Art, die Welt zu betrachten. Du könntest stattdessen Frieden sehen.

Wer fest daran glaubt, dass die Welt ihn wiederspiegelt, wird auch ständig Beweise dafür bei sich finden – fragt sich nur, wie förderlich das für ihn ist.

Wenn dir etwas, was dir da draußen begegnet, sehr nahe geht, dann kannst du deinen Spiegel suchen und feststellen, was nicht mit dir in Ordnung ist, oder du arbeitest solange mit deinen Gefühlen, bis du in deiner Mitte angekommen bist. Dann wird sich dein Spiegel automatisch ändern.

Aber übertreib es nicht, sonst wird die kritische Selbstanalyse zu Selbstzerfleischung, was das Gegenteil von Selbstliebe wäre, und dich immer mehr verunsichern würde.

Es geht niemals darum, was der oder diejenige da draußen tut, oder was du glaubst, in ihnen zu sehen. Wahrnehmung ist Projektion. Es ist nicht deine Aufgabe, einen möglichen Fehler, den du da draußen wahrnimmst, bei dir selbst zu suchen oder den Anderen da draußen zu verändern. Du siehst, was in deinem Bewusstsein vorhanden ist. Und das ist niemals ein Fehler. Es ist einfach nur ein Bestandteil. Versuch nicht die Welt zu ändern, sondern ändere dein Denken über die Welt.

Es geht einzig darum, dir darüber bewusst zu sein, wie du auf das Geschehen da draußen reagierst.
Beobachte einfach, ob du in der Lage bist, diese Situation liebevoll anzunehmen.

Der Weg des Herzens ist es, deine Reaktion wahrzunehmen und so lange bewusst damit zu sein, bis sich die in ihr gebundene Energie wieder aufgelöst hat, anstatt auf die verurteilende Analyse deines Egoverstandes zu hören und gegen das, was sich im Außen zeigt anzukämpfen. Dieses Denken stürzt dich sonst früher oder später in den Abgrund.
Dein Herz geht einen völlig anderen Weg. Liebevoll akzeptiert es, dass es gerade im Spiegel mit etwas Störendem konfrontiert wird. Liebevoll registriert es dein eigenes Unbehagen. Liebevoll ist es einfach mit dem, was da gerade geschieht.

Wenn du alles nur bewusst beobachtest ohne zu urteilen und alle Gefühle dazu liebevoll annehmend durch dich hindurchfließen lässt und lange genug dran bleibst, spürst du auf einmal ein Gefühl tiefer Liebe in dir aufsteigen. Es ist die Liebe, die nicht mehr auf Veränderung besteht. Die einfach ist. Du hast dich mit deinem inneren Kern verbunden. Diese Liebe dehnt sich über alle Grenzen hinweg aus. Du brauchst nichts dafür zu tun. In vielen Fällen wird sich allein dadurch auch die sogenannte “Störung im Außenspiegel“ verflüchtigen.

Es geht darum, alles, was ist -in dir und dir im außen begegnet- liebevoll anzunehmen.

Durch bewusstes beobachtendes Annehmen findest du Frieden in der Stille deines Herzens.

Frieden findest du nur jenseits deiner Gedanken. Der Frieden liegt hinter deinem Intellekt.

Es geht immer wieder darum, in den Frieden zu kommen. Egal, was da draußen geschieht, oder geschehen ist. Wenn du im inneren Frieden weilst, wird es immer noch geschehen, dass da draußen unangenehme Dinge vor sich gehen. Aus deinem eigenen Frieden heraus, wirst du jedoch zusehends in die Lage versetzt, das Licht hinaus in die Welt zu tragen und auch dort Frieden zu bringen, wo er dringend benötigt wird.

Es geht nicht darum, an dir zu arbeiten und dich zu optimieren, sondern einfach nur zu sein. Die Stille wird dich zum Kern deines Wesens zurückführen.

Wenn dir da draußen ein » Spiegelbild“ nicht gefällt, dann suche nicht nach einem Fehler. Nimm es an! Nimm es freundlich in den Arm. Es ist ein Teil von dir! Es geschah, weil du nicht in deiner Mitte warst. Das Geschehen trägt einfach dieselbe Schwingungsenergie, wie dein unruhiges Herz. Komm wieder zu Ruhe, komm wieder zu dir. Nimm dich selbst liebevoll in den Arm – und in kürzester Zeit ist dein Leben wieder im Fluss.

Das Spiegelgesetz ist eine freundliche Erinnerung daran, dass es wieder Zeit wird, dich liebevoll um dich selbst zu kümmern.

Was immer dir »da draußen« begegnet, und was nicht in Harmonie schwingt, braucht Liebe, Versorgung und Zuneigung.

Alles ist entweder Liebe oder ein Schrei nach Liebe. Finde in den Frieden deines wahren Wesens zurück, das Liebe ist. Nur ohne Liebe bist du blind. Und nur die Liebe ist es, die dich wieder sehend macht. Liebe, und dann tu was die Stimme der Liebe dir rät.

 

Alles Liebe wünscht,

Dr. Wolf Maurer

 

Weiterführende Hörbücher:

PSS 18, 19, 23, 26

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