Bewusstseinstexte Dr. W.-J. Maurer

Wer du wirklich bist

von Dr. med. Wolf-Jürgen Maurer

 

Menschen, die in Behandlung kommen leiden.

Vordergründig an diversen psychischen und körperlichen Symptomen.

Bei genauerem Hinschauen zeigt sich das Leid ganz woanders.

Die Symptome sind nur ein Zerr-Spiegel, der wiedergibt, wo die Quelle des Leids sitzt:

In einem verzerrten Bild von sich selbst,

einem den Fluss der Lebensenergie blockierenden falschen Konzept von sich selbst.

Und damit einhergehend, einer falschen Vorstellung, was (wahre) Liebe ist.

 

So stecken sie in einem Leben fest, nach dessen Sinn sie fragen und keine Antwort finden.

Und sie verzweifeln daran, ob es überhaupt noch lohnt, sich weiter für ein besseres Leben einzusetzen, nach all den erschöpfenden, frustrierenden und enttäuschenden Erfahrungen von Kämpfen, Scheitern, Verlusten.

Sie stecken fest in ihrem Leben.

In einer Welt voll Angst, Schmerz, Schuld und Scham, Hass und Einsamkeit.

Rien ne va plus.

Nichts geht mehr.

Game over?

Was stimmt nicht?

Was stimmt nicht an mir?

Gibt es einen besseren Weg?

Leidende sind Suchende.

Nach Sinn, Befreiung von Schmerz, wahrem Glück und Liebe.

 

Antworten auf Fragen nach dem Sinn des eigenen Lebens lassen sich allerdings nur dann finden, wenn wir bereit sind, den Weg der Selbsterkenntnis zu gehen.

Ein solcher Prozess der Bewusstwerdung erfordert von uns unweigerlich, tiefer zu gehen.

Nur so können wir herausfinden, wer wir wirklich sind.

Dabei entdecken wir, dass wir mehr sind als unsere Persönlichkeit, unsere Lebensgeschichte oder ein Bündel von Rollen.

Zu den tiefsten Geheimnissen des Lebens kann aber nur jener vordringen, der sich öffnet, Vorurteile loslässt und durchlässig wird.

Dazu ist es erforderlich, dass wir uns selbst anerkennen und uns mitfühlend begegnen.

Aber die meisten von uns haben kein echtes Vertrauen, es wert zu sein sind, geliebt zu werden.

Vielleicht glauben wir, wir bekämen so viel Liebe, wie wir verdienen, und das sei nicht besonders viel.

Wir sagen uns möglicherweise: Ich habe einfach kein Glück in der Liebe.

Oder: Ich bin einfach zu sehr verletzt worden, um liebesfähig zu sein!

Unter Umständen sind wir auch so zynisch (was manchmal eine Maske ist, hinter der wir unser gebrochenes Herz oder unsere Einsamkeit zu verstecken suchen), dass wir überzeugt sind, Liebe sei eine armselige Täuschung.

Vielen von uns hat man erzählt, dass, liebten wir die anderen nur genügend und opferten uns selbst auf, es nicht weiter ins Gewicht fiele, wenn wir uns selbst keine Liebe entgegenbrächten.

Doch abgesehen von all dem möchten wir als Menschen natürlich ein Leben führen, in dem wir dazugehören, mit anderen verbunden sind und uns in dieser Welt zu Hause fühlen.

Wir sehnen uns nach Wärme und nach einem erfüllteren Leben.

Liebe scheint uns all dies zu ermöglichen.

Und scheint doch so schwer zu erlangen.

Einige von uns meinen, innerlich mit dem Thema Liebe abgeschlossen zu haben, da sie ihrer Ansicht nach weit mehr kostet, als sie je geben kann.

In solchen Momenten, in denen unser Herz verletzt ist und wir Liebe eigentlich am meisten brauchen, erscheint es uns manchmal als die beste Verteidigung, unser Herz zu verschließen.

Weil wir uns selbst für nicht wirklich liebenswert halten.

Dies ist die Wurzel unseres oft unbewussten Schamgefühles, unserer frühen Schamwunde, der Wunde des Ungeliebten, die maskiert hinter unserem Leiden und unseren seelisch-körperlichen Symptomen lauert.

Unglaublich viele Menschen leiden unter dem, was ich die Problemtrance des geringen Selbstwertgefühles, des kleinen Angst-Ichs, nenne.

Sie stehen quasi unter dem Bann einer frühkindlichen Selbst- Hypnose, die sie in einem Alptraum von Angst, Scham, Schuld, Hass und Isolation gefangen nimmt.

Die dazugehörigen unbewussten Alptraumgedanken über sich selbst und die Welt steuern automatisch ihre Entscheidungen, ihr Handeln und den Lauf ihres Lebens.

Aber sie merken nicht, dass sie träumen.

Sie denken, was sie erleben, sei die Wahrheit über sie selbst.

Dabei wollen die Symptome daran erinnern, endlich aufzuwachen aus dieser inneren Welt der Angst, abgetrennt von der Liebe, die unser aller wahres Wesen ist.

Ein Mangel an wahrer Liebe für uns selbst ist eine der einengendsten und schmerzhaftesten Erfahrungen, die wir machen können, denn er trennt uns von unserem tiefsten Potenzial der Verbundenheit und Fürsorge ab.

Wir sind dann Gefangene dieser machtvollen, und dennoch sehr wohl überwindbaren,Konditionierung, die darin besteht, zu denken, man müsse etwas leisten, um geliebt zu werden.

Selbst wenn wir der Welt die größten Heldentaten vorwiesen, hätten die meisten von uns dennoch weiterhin Zweifel an ihrem eigenen Wert.

Wir fürchten, nicht begehrenswert genug, nicht gut genug und nicht erfolgreich genug zu sein.

Kurzum: Wir haben Angst, nicht zu genügen.

Dabei sind wir geboren, um zu lieben und geliebt zu werden.

Dieses Recht haben wir von Geburt an.

Wir alle, auch Sie, sind es wert, geliebt zu werden – und dafür brauchen Sie nicht einmal etwas Besonderes zu leisten.

Wir haben ein Geburtsrecht darauf, glücklich zu sein.

Und dies sind wir nur, wenn wir in der Liebe, unserem wahren Wesen, sind.

Wir sind soziale Wesen.

Wir Menschen brauchen den liebevollen Kontakt zu anderen und emotionale Verbundenheit wie Pflanzen Licht und Wasser.

Sonst gehen wir ein.

Unsere Fähigkeit, mit anderen in Beziehung zu treten, ist uns dabei ureigen und in unser Nervensystem verwoben.

Wir brauchen diesen Austausch genauso wie unser tägliches Brot.

Doch genauso sind wir geboren, um zu lernen.

Von unseren ersten Lebenstagen an beginnen wir, unsere Karte der Welt und unseren Platz in ihr zu zeichnen.

Schon bald weben wir aus den Fragmenten unserer Erfahrungen Geschichten, mit denen wir uns erklären, warum uns und in der Welt um uns etwas geschieht.

In unserer frühesten Kindheit sind diese Geschichten implizit in unserem Körper und unserem Nervensystem gespeichert und bestimmen unsere Handlungen und Reaktionen eher unbewusst.

Werden wir dann aber älter, werden diese mehr und mehr explizit, das heißt, wir können über sie reflektieren, und erinnern uns möglicherweise manchmal daran, wann, wo und wie wir zum ersten Mal eine bestimmte Botschaft erhalten haben, die unser Selbstbild hinsichtlich unseres Werts und unserer Fähigkeit zu lieben und geliebt zu werden, mitgeprägt haben.

Wir alle haben unsere persönliche Geschichte, haben in der eigenen Familie oder sonst im Leben verschiedene Erfahrungen gemacht, die wir im Unterbewusstsein abgespeichert haben.

Diese Erinnerungen senden wie ein Nachrichtenkanal rund um die Uhr Botschaften aus und bestimmen unser Verhalten mit.

Evolutionsbiologen erklären uns allerdings, dass wir eine Neigung haben, negativen Phänomenen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, um Bedrohungen gegenüber besser gewappnet zu sein.

Um unser Überleben zu sichern, fixiert sich unser Gehirn stärker an negative als an positive Ereignisse und erinnert sich entsprechend auch besser daran.

Während diese ursprüngliche Konditionierung in Gefahrensituationen sicherlich für unser Überleben notwendig ist, kann sie in anderen Situationen allerdings großes Leiden verursachen.

Durch emotional schmerzliche frühe Beziehungs-Erfahrungen bilden wir negative Kernüberzeugungen über uns selbst, dass wir so wie wir sind nicht okay und nicht liebenswert sind.

Als Menschen sind wir geistige Wesen.

Und unser Geist erzählt gerne Geschichten.

Meistens Problemgeschichten.

Immer und immer wieder.

Und wir glauben an sie und erzählen sie auch anderen.

Immer wieder.

Wie Max Frisch sagte, erzählen sich Menschen Geschichten über Ihr Leben, die schließlich ihr Leben werden.

Die Geschichte über sich selbst nimmt ihr Leben gefangen.

Dies wird die Problemtrance, die negative Selbsthypnose von Illusionen eines abgetrennten verletzlichen schuldigen Ichs und einer Welt des Mangels.

Dies nenn ich das Ego, ein Bewusstseinszustand, das falsche Selbst oder kleines Angst-Ich, das die verzerrte innere Realität des Menschen ist.

Und ihr verkörpertes mangelhaftes Ich ist dabei der Held dieser Geschichte eines grandiosen grausamen Schlachtfeldes, das sie als die Wirklichkeit halten.

Das unbewusste Festhalten an dieser falschen illusionären Identität eines begrenzenden Selbstkonzeptes ist die Wurzel des menschlichen Leides.

Die gewohnte Hölle innerer Armut, an der festgehalten und in der vergeblich nach Sicherheit gesucht wird.

Zu wem werden Sie, und was empfinden Sie, wenn Sie die Geschichte glauben, die Ihnen ihr Problemdenker erzählt?

Wer wären Sie ohne die Geschichte, die Ihnen Ihr konditionierter Geist erzählt?

Woher können Sie wissen, dass das, was Ihre Gedanken (mit einhergehenden Gefühlen) Ihnen erzählen wirklich wahr ist?

Wenn wir innerliche Armut verspüren, wird unsere Liebe zu anderen auch leicht zu einer Art Hunger – Hunger nach Anerkennung, Gier zu gefallen, Applaus und Bestätigung unseres Wertes.

Haben wir das Gefühl, unvollständig zu sein, sind wir auf besondere andere angewiesen, die diese Leere ausfüllen sollen.

Dies ist die Wurzel der Du -Sucht bzw. Beziehungs-Sucht.

Diese Menschen sollen  das illusionäre Loch im eigenen Ich stopfen- an das wir glauben.

Die Rechnung kann jedoch nicht aufgehen, da wir von anderen niemals bekommen werden, was wir uns selbst nicht zu geben fähig sind.

Und selbst gar nicht annehmen könnten, solange wir uns verstellen und hinter einer Fassade verstecken und uns selbst  noch gar nicht gefunden haben.

Da könnten sich andere tot lieben, wenn wir uns nicht selbst lieben.

Dazu müssen wir uns erstmal allen verdrängten und bekämpften schmerzlichen Gefühlen stellen, vor denen wir uns abgelenkt und permanent auf der Flucht waren.

Denn was nicht gefühlt wird, kann sich nicht lösen und verändern.

Und uns so auch nicht auf den Grund der schmerzlichen Früherfahrung führen, wo unser falsches Selbstkonzept entstanden ist, das unser wahres liebevolles Selbst verdeckt.

Wahre Liebe beginnt damit, uns selbst in diesem schmerzlichen aber notwendigen Prozess der Selbstbegegnung Mitgefühl entgegenzubringen.

In gewisser Hinsicht ist Mitgefühl mit uns selbst wie ein Muskel.

Je mehr wir ihn trainieren – besonders wenn das Leben gerade nicht genau nach Plan verläuft, umso stärker, anpassungsfähiger und flexibler wird er.

Die Psychologin Kristin Neff schreibt in einem ihrer Blogbeiträge: „Sobald wir die schmerzhaften Gefühle mit dem heilsamen Balsam der Selbstliebe lindern, ändert sich nicht nur unsere geistige und emotionale Erfahrung, sondern auch die Chemie unseres Körpers.“

Sie bezieht sich auf Forschungen, die gezeigt haben, dass Selbstkritik zu steigendem Blutdruck und zur Ausschüttung von Adrenalin und des Hormons Cortisol führt – all dies als Folge des Flucht-oder-Angriff-Reflexes.

Dahingegen lässt Mitgefühl uns selbst gegenüber den Spiegel von Oxytocin, dem „Bindungshormon“, ansteigen, wodurch wir mehr Vertrauen, größere innere Ruhe und Sicherheit empfinden und uns großzügiger verhalten.

Der Ausgangspunkt für diese radikal neue Vorstellung von Liebe ist Achtsamkeit.

Und radikale Akzeptanz.

Lieben lernen heißt, Annehmen was ist.

Der schwierigste Teil der Achtsamkeits-Praxis ist, auf den intensiven Schmerz seiner Kindheit und Jugendjahre zu hören, ihn zu spüren und über ihn zu trauern.

Die meisten Menschen sind dem Schmerz zuvor aus dem Weg gegangen, und das hat nach und nach ihr Leben und ihre Achtsamkeit zum Erliegen gebracht.

Mit mitfühlender Achtsamkeit kann ihr Herz jedoch wieder beginnen, sich für das Leben und sich selbst zu erwärmen.

Um zu hören, was unser Innerstes dazu preisgibt und um unser wahres Selbst und unsere Herzensstimme zu entdecken, ist die Methode der Meditation hilfreich.

Auch um unseren Geist von einengenden Konzepten zu befreien, um die Aufdeckung bestimmter Muster unseres Unbewussten zu ermöglichen, um Sicherheit und Vertrauen in sich selbst zu entwickeln.

Heilung, Wachstum und eine segensreiche Lebensführung können so nachhaltig gefördert werden.

Meditation gibt uns ein Mittel an die Hand, unser Nervensystem so zu trainieren, dass wir unsere Angriff-oder-Flucht-Reaktionen überwinden können.

Bei dieser Neuorientierung lernen wir, unsere Gedanken und Gefühle als das zu erkennen, was sie sind, statt uns von ihnen überwältigen und davontragen zu lassen.

Wir können uns klarmachen, welche der frühen Botschaften wir als unsere Glaubenssätze angenommen haben, und lernen, diese zu lockern und sie nach und nach sogar durch einen untersuchenden Geist, ein offenes Herz und spürbar stärkere Vitalität zu ersetzen.

Auch wenn wir diese verinnerlichten Botschaften möglicherweise nicht zum Schweigen bringen werden, können wir sie doch in Frage stellen.

Indem Sie ruhig dasitzen und sich auf den steten Fluss des Atems konzentrieren – darauf, wie Sie einatmen und schließlich wieder loslassen –, schaffen Sie Raum, sich mit sich selbst auf mitfühlende Weise zu verbinden.

Der Atem gibt Ihnen ein erstes Werkzeug an die Hand, um Abstand von den Geschichten und dem künstlichen Bild, was Liebe sei, zu bekommen.

So können Sie in die tiefe Quelle der Liebe, die in Ihnen ist und die Sie umgibt, eintauchen.

Die Praxis der Achtsamkeit erlaubt es uns, einen Abstand zu schaffen zwischen unseren eigentlichen Erfahrungen und den inneren Kommentaren, die wir uns für gewöhnlich darüber erzählen – Kommentare wie: „Das ist genau das, was ich verdiene.“

Wenn solche Urteile auf Angst und dem Gefühl, von der Welt um uns, dem gegenwärtigen Augenblick und unseren Emotionen abgeschnitten zu sein, basieren, hilft uns die Praxis der Liebenden Güte, diese Muster der vorprogrammierten Selbsteinschätzungen aufzugeben.

Liebende Güte ist die Praxis, sich selbst und anderen den Wunsch zu schenken, glücklich zu sein, friedvoll, gesund und stark.

Liebende Güte uns selbst gegenüber zu kultivieren ist die Grundlage für wahre Liebe – sowohl unseren Freunden und unserer Familie als auch neuen Bekanntschaften gegenüber und zu allen, die wir in unserem täglichen Leben treffen.

Wenn Sie eine solche mitfühlende Achtsamkeitspraxis beginnen, gelangen sie früher oder später an eine Schwelle:

Auf der einen Seite der Schwelle liegt ihre bisherige kindlich geprägte Vorstellung, dass Sie hinsichtlich jeglicher Gefühle der Liebe in Ihrem Leben gänzlich von anderen abhängig sind.

Auf der anderen Seite tut sich ein Bild dessen auf, wer Sie eigentlich sind – ein Mensch, der fähig ist zu lieben, ganz unabhängig davon, ob jemand bei Ihnen ist und was gerade vor sich geht, jemand, der selbst Zugang zu der Liebe finden kann, die ein anderer Mensch dann vielleicht noch verstärken oder herausfordern kann.

In diesem neuen Bild gibt es niemanden, der Ihnen diese Fähigkeit geben oder nehmen könnte.

Tun Sie den Schritt und gehen Sie auf die andere Seite der Schwelle.

Ihnen wird klar werden, dass Sie sich als Mensch nicht entwickeln können, solange Sie sich als passiven Empfänger der Liebe verstehen.

Mit dieser Einstellung ist man zum ängstlichen Abwarten verdammt.

Wahre Liebe ist meiner tiefsten Überzeugung nach die grundlegendste all unserer angeborenen Fähigkeiten.

Liebe ist das, was wir wirklich sind.

Unser wahres Selbst als geistige Wesen.

Ganz gleich, was wir bereits durchgestanden haben mögen oder was wir vielleicht noch erleben werden, nichts kann sie zerstören.

Möglicherweise ist sie verdeckt, unserem Blick verborgen und schwer zu finden.

Vielleicht fällt es uns auch nicht leicht, darauf zu vertrauen, dass sie wirklich in uns liegt.

Aber nichtsdestotrotz ist sie da, sie ist gegenwärtig, wenn wir den Mut aufbringen, zu uns zu stehen, oder wenn uns klar wird, dass wir eine Beziehung aufgeben müssen – wahre Liebe strebt danach, authentisches Leben zu finden, dieses zu entwickeln und zur Blüte zu bringen.

Ich glaube, dass es nur eine Liebe gibt – die wahre Liebe.

Sie drängt danach, in uns lebendig zu werden – trotz der begrenzenden Vorstellungen, die wir uns von ihr machen, trotz der Verzerrungen seitens unserer Kultur, trotz unserer angstbesetzten Gewohnheitsmuster, der Selbstverurteilung und der Vereinsamung, in die wir uns im Lauf unseres Lebens manövriert haben.

Wir alle sind fähig, wahre Liebe zu erleben.

Mit weit offenem Blick können wir selbst in kurzen Momenten, in denen wir mit anderen Menschen in Kontakt treten, Liebe entdecken: in der Begegnung mit einem Angestellten im Supermarkt, mit einem Kind oder einem Haustier, bei einem Spaziergang im Wald, überall und mit jeder und jedem.

Und wir können sie in uns selbst finden.

Diesen heilsamen Geisteszustand.

Wahre Liebe geht mit der kraftvollen Erkenntnis einher, dass wir ganz lebendig und vollständig sind, und dies trotz aller Verletztheit, der Ängste oder der Einsamkeit, die wir in uns tragen.

Sie erlaubt es uns, zuzulassen, uns selbst wahrzunehmen und auch von anderen gesehen zu werden.

Gleichzeitig schenken wir der Welt um uns unsere klare Wahrnehmung von ihr.

Es ist eine Liebe, die heilt.

Nicht geliebt werden wollen, sondern lieben können macht glücklich, sagte der alte Hermann Hesse.

Und Sri Nisargadatta sagte: „Weisheit sagt mir, ich sei nichts. Liebe sagt mir, ich sei alles. Zwischen diesen beiden fließt mein Leben.“

Und Adyashanti meint: „Innigkeit bedeutet, die Stille, den Raum zu spüren, in dem alles geschieht.“

Liebevolles Gewahrsein ist unser wahres Wesen.

Um Leid zu überwinden müssen wir Zuflucht zu unserem wahren Wesen, dem Gewahrsein unseres Geistes nehmen.

So wie wir unsere eigenen Augen nicht sehen können, können wir allerdings auch unser Gewahrsein nicht wahrnehmen.

Das, wonach wir Ausschau halten, ist das, was Ausschau hält!

Wenn wir mit Achtsamkeit alles in unserem Geist beobachten und wahrnehmen, unsere Gedanken, Gefühle, Empfindungen, Vorstellungsbilder, Erinnerungen und Impulse, werden wir merken, dass wir das alles nicht sind.

Unser Gewohnheits-Ich, das kleine Angst-Ich, unser Selbstkonzept besteht nur aus Gedanken, unseren Urteilen und den dazu gehörenden Emotionen.

Wir sind aber nicht unsere Gedanken, wir haben Gedanken und können sie beobachten.

Wir sind nicht unsere Gefühle, wir haben Gefühle und können sie achtsam kommen und durch uns hindurch fliessen lassen.

Wir sind mehr als unsere Gedanken und Gefühle und unsere konzeptuellen Vorstellungsbilder.

Wir sind der Beobachter.

Wir sind Geist.

Wir haben einen Körper, aber wir sind nicht unser Körper.

Wir haben ein Ego, aber wir sind nicht das Ego-auch wenn es uns das gerne aufschwatzen möchte.

Wir haben eine Vergangenheit, aber wird sind nicht unsere Vergangenheit.

Wir sind.

Und wir sind frei.

Jenseits des Ego-Alptraumes der Angst sind wir wie Gott uns schuf, unschuldig, unverletzlich, ewig, frei,  in Liebe und in Frieden.

Dies Erfahrung können wir in Meditation machen und unser enges Selbstkonzept sprengen.

Jeder kann diese Erfahrung machen.

Probieren Sie es selbst aus.

Jeder kann neu entscheiden, neu wählen-auf die Stimme der Angst, des kleinen konditionierten Gewohnheits-Ich des Ego zu hören oder seine verzerrte innere kindliche Realität verlassen und auf die Stimme der Liebe als inneren Führer zu hören.

Dann können wir jetzt sofort alles hinter uns lassen und unser Leben neu starten.

Wir verlieren nichts und müssen nichts zurücklassen als unsere Illusionen, die die Wirklichkeit, dessen was wir wirklich sind, verdeckt haben.

Es gilt nichts zu erreichen und auf nichts zu warten.

Wir lassen die Urteile und die Perspektive unseres Egos, des kleinen ängstlichen Selbstkonzeptes los, denn wir wissen nicht, was irgendetwas bedeutet.

Das Ego ist eine Illusion.

Es existiert nicht.

Kämpfe nicht mit ihm, sonst machts du es scheinbar für dich wirklich.

Schau lediglich bewusst auf das Ego.

Wir sind Geist, kein Körper.

Wir beurteilen selbst nichts, und tun nichts.

Überlass deinem höheren wahren geistigen Selbst jede Beurteilung und Entscheidung.

Wenn du nicht im Frieden bist, wähle neu.

Wähle die Liebe als die Stimme deiner inneren Führung.

Lass dir eine neue Perspektive zeigen.

Wir nehmen dabei alles mitfühlend an, was ist und leisten keinen Widerstand.

Radikale Akzeptanz.

Wir gehen in die Stille des inneren Beobachters und übergeben alles, bitten unser höheres Selbst, unser reines Gewahrsein, für uns zu entscheiden und lassen (uns) los.

Gehen nur aus dem Weg.

Wir wechseln die Wahrnehmungsperspektive von Angst zu Liebe.

Und Illusionen deines selbstgemachten Alptraumes und deiner Welt der Angst ohne Liebe verschwinden.

Versuch nicht die Welt zu verändern, sondern ändere dein Denken über dich und die Welt.

Schau nur auf deine Egogedanken, bekämpfe sie nicht, hebe sie nur ins Licht deines Gewahrseins.

Nichts was dich verletzt ist wirklich.

Du bist kein Körper, du bist Geist.

Du bist frei.

Nur jeder liebevolle Gedanke ist wahr.

Liebe ist.

 

Mut zu dieser befreienden und lebendig machenden inneren Erfahrung

des Verlassens alter Selbstkonzepte und Problemgeschichten

 

wünscht Dr. Wolf Maurer

 

Anhang:

 

Das erinnert an Die Seligpreisungen als spiritueller Weg zum Glück:

 

Verheißungen eines Lebens in Fülle- sie berühren die tiefsten Sehnsüchte der menschlichen Seele, wie sie sich in allen Kulturen und Religionen finden:

 

1.Glücklich sind die im Geist Armen, denn Ihnen gehört das Himmelreich

 

Nicht- Anhaften. Innere Freiheit gegenüber Besitz, Haben und Erfolg, von Ego-Bedürfnissen, von Abhängigkeiten. Offenheit für das Unerwartete. Loslassen.

Einfach nur da Sein, ohne Absicht, jeden Augenblick dankbar genießen- das ist wahres Glück.

Das Gegenteil von Armut im Geiste (Nicht-Anhaften) ist das Hängen an Reichtum und Besitz, wodurch der Mangel an Selbstwertgefühl maskiert wird.

Das maßlose Auffüllen der inneren Leere durch Konsum und Statussymbole verstellt den Zugang zum eigenen Herzen und zu gelingenden liebevollen Beziehungen.

Sein statt Haben. Genießen können statt besessen werden. Einfachheit und Freiheit den Dingen gegenüber.

 

2.Glücklich sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden

 

Durch Trauerarbeit zum Potential der eigenen Seele vordringen. Den Blick nicht vor den Defiziten verschließen, sondern durch den Schmerz hindurch in Berührung kommen mit sich selbst. Die Unfähigkeit zu trauern (über ungelebtes Leben) führt zu Erstarrung und Krankheit.

Abschied von Illusionen über sich selbst und die Zukunft. Kein Mensch kann alle Lebensmöglichkeiten verwirklichen. Jede Entscheidung beschenkt und beraubt mich. Die reife Entscheidung ist die Umwandlung eines Verzichts in eine positive Möglichkeit, und das ist Trauerarbeit.

Das Gegenteil von Glück ist nicht Kummer und Schmerz sondern Depression.

Kontaktaufnahme zum inneren unverletzten Kern und zum spirituellen Selbst.

 

3.Glücklich sind die Freundlichen und Sanftmütigen, denn sie werden die Erde erben

 

Gewaltlosigkeit, Güte, Milde und Sanftmut statt Aggressivität, Härte und Gewalt im Urteil gegen sich selbst und andere.

Die Harten und Verhärteten funktionieren nur noch.

Die leidenschaftlichen Regungen der Seele (Zorn, Neid, Eifersucht) durch Vernunft mäßigen. Statt Selbstbeschuldigung, Selbstbestrafung und Zwänge freundlich auf sich schauen und sich erlauben, dass ich so bin wie ich bin. Verzicht auf Perfektionismus.

 

Das Gegenteil von Milde, Sanftmut und Gewaltlosigkeit ist die Härte gegen sich selbst und harte Urteile sich und anderen gegenüber, was zu (Gefühls-)Entfremdung und (Selbst)Isolation und schmerzhaften Verspannungen führt. Krankheiten und Unfälle als Selbstbestrafung.

 

4.Glücklich sind die, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden

 

Gerechtigkeit meint, dass ich aufrecht zu mir selbst stehe. Wenn ich meinem Wesen gerecht werde, vermag ich richtig zu leben.

Nur wer die vier Kardinaltugenden (Gerechtigkeit, Mut, das rechte Maß und Klugheit als Kraftquellen) verwirklicht, dessen Leben wird wertvoll. Gespür dafür entwickeln, was gerade angemessen ist. Aktiver Einsatz für soziale Gerechtigkeit beglückt.

Gerechtigkeit bedeutet seinem Wesen gerecht zu werden. Oft führt ein innerer Zwiespalt und Beziehungsarrangements, die nicht für das eigene Wesen stimmig sind, zu körperlichen Problemen. Wenn wir nicht richtig auf die inneren Stimmen hören, sondern an uns vorbeileben, weil wir an irgendwelchen Illusionen festhalten, dann kann uns der Leib darauf aufmerksam machen, dass da etwas nicht stimmt mit uns und unserem Leben. Krankheit als Mahnung, besser mit uns umzugehen und unserem wahren Wesen gerecht zu werden

 

5.Glücklich sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen

 

Ethik des Mitgefühls und Mitleidens in Identifikation mit den Schwachen und Armen. Das eigene verletzte Kind in sich liebevoll annehmen, sich den eigenen verwundeten Gefühlen stellen und sich mit ihnen aussöhnen. Das Herz öffnen für alles Verwundete und Verletzte in sich und den Menschen statt Hartherzigkeit. Kein perfektionistischer Rigorismus, sondern  freundliche Selbstannahme ohne Verurteilungen als Weg zum inneren Glück.

Wer unbarmherzig und ohne Mitgefühl alles in sich verurteilt, was seinem Idealbild nicht entspricht, der schwächt sich selbst und trennt sich von seinen seelischen Selbstheilungskräften. Wer gefühllos ist, der ist abgeschnitten von seiner Seele, sie kann ihn nicht mehr ernähren.

Der Barmherzige beugt sich liebevoll zu den eigenen Bedürfnissen herab, aber auch zu dem Schwachen, Gekränkten und Verletzten in sich. Sonst übernimmt oft der Leib die Aufgabe, uns auf die inneren Kränkungen zu stoßen. Kein Raubbau durch unbarmherziges Reagieren auf körperliche Bedürfnisse, weil man den Körper mit Gewalt zum Funktionieren bringen will.

 

6.Glücklich sind die im Herzen Reinen, denn sie werden Gott sehen

 

Vertrauen statt Misstrauen, Offenheit und Zweckfreiheit alles Redens und Tuns. Klarheit und Lauterkeit der Gesinnung ohne Nebenabsichten. Sagen und Tun, was man als richtig erkannt hat, ohne damit Eindruck zu machen oder andere zu manipulieren. Herzensreinheit. Aufrichtig und authentisch sein. Das Herz reinigen von Trübungen durch negative Emotionen, von Projektionen, von verurteilenden Gedanken oder Gefühlen der Verachtung. Meditation. Beten.

Wer sich ein reines Herz erworben hat, sieht sein eigenes Wesen als Abbild Gottes, dann leuchtet Gottes Schönheit in ihm auf.

Gesundheit beginnt in der Seele.

Manchmal zeigt uns der Körper (Haut) an, dass wir innerlich nicht klar sind, nicht mit uns im reinen.

Die Reinigung der Emotionen, der trüben Geister durch projektive Selbstbilder, Erwartungen und Beeinflussungen anderer. Manchmal mahnt eine Krankheit, dass wir nicht das ursprüngliche und klare Bild leben, das Gott sich von uns gemacht hat. Wir müssen dann klären, was unserem wahren Selbst entspricht, wo wir von einem falschen Selbst gelebt werden. Aufgabe, sich selbst anzunehmen.

Die Reinigung der Emotionen wirkt sich auch positiv auf den Leib aus (Meditation, Raum der inneren Stille). Und Umgekehrt tut eine körperliche Reinigungskur (Fasten) auch der Seele gut.

 

7.Glücklich sind die Friedensstifter, denn sie werden Gottessöhne heißen

 

Zuerst in sich selbst Frieden schließen bei innerer Zerrissenheit und Zwiespalt durch inneren Dialog-Einswerden mit sich und allem was in uns ist. Wer in sich gespalten ist, spaltet seine Umwelt. Nicht -verurteilende und verachtende Sprache. Sich aktiv für liebevolle Versöhnung und Interessenausgleich einsetzen. Gewaltlosigkeit. Feindesliebe. Hass zerstört Gemeinschaft und Glück.

Gesundheit als Harmonie der Körperkräfte wird nur möglich, wenn auch der Geist im Frieden mit sich selbst ist.

Wer auf Dauer unversöhnt lebt, wird es auch im Leib spüren.

Manche Menschen werden nicht gesund, weil sie nicht vergeben können.

Sie sind immer noch gebunden an den, der sie verletzt hat.

Vergebung als therapeutischer Akt bedeutet Befreiung von altem Groll und seiner negativen Energie.

Wer außerdem nicht Frieden schließt mit seinen Schwächen und seine Schattenseiten nicht integrierend annimmt, dem fehlt die Energie, die wir im Kampf gegen sich verbraucht.

Wenn wir unsere Krankheit fragen, was sie uns sagen möchte, zeigt sich eine Einladung, uns mit unseren Grenzen und abgelehnten Seiten auszusöhnen.

 

8.Glücklich sind die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihnen gehört das Himmelreich

 

Zivilcourage. Tugend der Tapferkeit statt Populismus. Zum eigenen Leben und eigenen Überzeugungen aufrecht stehen. Für das Recht und die Würde der anderen trotz eigener Nachteile eintreten. Zur Selbstwerdung gehört, auch Verfolgung in Kauf zu nehmen. Nach eigenen Werten leben und Wert in sich spüren statt sich nach Zustimmungswerten von außen richten.

Keine Angst haben vor Vertretern der Ungerechtigkeit, frei sein von der Macht der Menschen, weil Gott in einem herrscht. Sein Herz an Gottes Ruf hängen statt an die Maßstäbe dieser Welt.

An Konflikten wachsen –Von Erfolg und Anerkennung unabhängiges Selbstsein und Auf- Er-Stehung erfüllt unsere tiefste Sehnsucht nach Glück: zur innersten und wahrsten Bestimmung des Menschen sich durchringen, der Bestimmung zum Guten und Schönen.

Viele Menschen sind auf der Flucht vor sich selbst. Krankheit als Einladung innerlich zur Ruhe zu kommen, sich allem zu stellen, was in uns ist, auch den Schattenseiten (meiner Angst, Depression) –im Schatten liegen ja Lebensmöglichkeiten bereit, die wir bisher nicht genützt haben für eine ausgewogenere Balance.

Das Schlechte treibt mich zum Guten, wenn ich mich ihm im inneren Dialog stelle.

Ich bin vor Gott wertvoll, ich kann zu mir stehen, so sein wie ich bin, auch unsicher, empfindlich, unperfekt und endlich.

Das Leben wird nur fruchtbar, wenn der Mensch vom Kreisen um sich selbst absieht und sich einlässt auf den aktiven Einsatz für Gerechtigkeit in seiner Umgebung. Es braucht ein gutes Gleichgewicht zwischen innerem Richtigsein und Einsatz für Gerechtigkeit im außen.

Wir können an unserem Glück arbeiten, das Glück besteht in innerer Reifung zu unserem wahren Selbst, zum wahr8en Bild des Menschen und Loslassen falscher Selbstkonzepte und kindlicher Prägungen von Schuld, Scham und Angst und Isolation.

 

Weiterführende Hörbücher:

PSS 1,2,4,7,8,14,15,18,19,21,23,24,26,27

 


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