Kampf, Kontrolle oder Akzeptanz
von Dr. med. Wolf-Jürgen Maurer
Kontrollieren oder Akzeptieren, das ist hier die Frage.
Wenn wir etwas Unangenehmes erleben, wollen wir verständlicherweise sofort weg davon – oder noch besser, es muss weg, was mir nicht gefällt.
Aber was ich nicht will und bekämpfe, dem führe ich Energie zu und das wird dadurch leider noch gestärkt.
So bekomme ich paradoxerweise mehr von dem, was ich keinesfalls haben möchte und nicht bereit bin, zu akzeptieren wie es ist.
So verlieren sich viele Menschen im aufreibenden und mürbemachenden Kampf gegen etwas, den sie gar nicht gewinnen können, zumindest wenn sie gegen eigene innere Erlebnisse kämpfen, wie Gedanken, Empfindungen und Gefühle.
Zunehmend verzweifeln die Menschen dann, und erleben sich immer ausgelieferter und ohnmächtiger, weil sie den Kampf Schwarz gegen Weiß, „Positiv“ gegen „Negativ“ in ihrem Geist und Körper nicht gewinnen können.
So nisten sich zunehmend Ängste, Schmerzen, Suchtverhaltensweisen und depressive Erlebensweisen ein.
Und dazu kommt noch, daß keine Energie und Aufmerksamkeit mehr möglich ist für das , was einem im eigenen Leben wichtig und wertvoll ist und dennoch an Gestaltungsspielräumen möglich wäre, wenn wir uns nicht im Kampf und unseren Kontroll- oder Vermeidungsversuchen gegen unwillkürliche Erlebnisse selbst K.O. schlagen würden.
Ein Problem zu bekämpfen kann selbst zum Problem werden.
Das gilt vor allem für belastende Gedanken und Gefühle.
Versucht man sie loszuwerden, werden sie mehr und es geht einem immer schlechter.
In der Therapie sagen wir: Bemühe dich, deine Gefühle unter Kontrolle zu bringen – und du verlierst die Kontrolle über dein Leben.
Hilfreicher ist es, bisher bekämpfte, vermiedene oder unterdrückte Gedanken und Gefühle achtsam –d.h. mit Abstand und gesunder Distanz zu den eigenen mentalen Prozessen- zuzulassen und ihnen beobachtend Raum zu geben und auch schwierige Erlebnisweisen bereit sein zuzulassen zu akzeptieren, wie es momentan in diesem Augenblick ist.
Viele von uns sind aber Kontrollfreaks und wollen schmerzliche Erlebnisse nicht aushalten und wollen nur die Höhen, nicht die Tiefen.
Eine akzeptierende Haltung mit mehr Bereitschaft und Erlaubnis, alles zu fühlen und da sein zu lassen, was, eh schon da ist, sieht dagegen wie folgt aus: Ich erlaube mir zu fühlen, was ich fühle, und ich erlaube allen meinen Gefühlen da zu sein.
Dabei mache ich mir klar, ich habe einen Gedanken, aber ich bin nicht der Gedanke und der Gedanke ist nicht die Wahrheit und Realität , nur weil er gerade in meinem Geist auftaucht.
Ich habe ein Gefühl, aber ich bin kein Gefühl.
Ich bin mehr als meine Gedanken und Gefühle , da ich sie aufmerksam beobachten kann wie auf einer inneren mentalen Leinwand-und damit bin ich nicht mehr mit ihnen assoziiert verschmolzen , sondern kann Stellung zu ihnen beziehen, ich sehe die Welt nicht automatisch durch die verzerrende Brille dieses aktuell intensiven Gefühls oder Gedankens.
So mache ich mich nicht zum hilflosen Opfer meiner Gedanken, Sorgen, inneren (Erinnerungs-)Bildern, Empfindungen, Impulsen und Gefühle.
Denn Gefühle sind Energien , die durch unseren Körper hindurch fliessen müssen, sonst werden sie in energetischen Verspannungen des Körpers festgehalten und können nicht losgelassen werden.
Nicht gefühlte runtergeschluckte und verdrängte Gefühle belasten unseren Körper und werden mitnichten über die Leber entgiftet oder mit Pipi ausgeschieden.
Und nur weil ich meine Gefühle verdrängt habe ,sind sie nicht weg und haben sie dennoch Macht über mich, weil sie unbewusst mein Denken und Handeln und Entscheiden bestimmen, quasi aus dem Untergrund heraus- als Rache der Unterdrückten mein Lebensstück bestimmen und stören, z.b. mit psychosomatischen Symptomen und Krankheit.
Aber das muss nicht so sein.
Sie müssen sich nicht von ihren Gefühlen herumschubsen lassen.
Wenn Sie radikale Akzeptanz und eine Haltung der Achtsamkeit üben, werden Sie wieder zum Steuermann und Kapitän Ihres Lebensschiffs. Aber nur wenn Sie sich mit allen Gefühlen anfreunden und sie willkommen heissen und fliessen lassen können.
Unser Ego will natürlich alles kontrolliere. Aber das ist ein egomaner Größenwahn!
Treten wir lieber einen Schritt zurück von inneren und äusseren Erlebnissen, denen wir nicht die Macht geben sollten, uns zu bestimmen und denen wir nur dann Macht zuführen, wenn wir gegen sie aufrüsten und in den Kampf-oder Vermeidungsmodus wechseln. Dann erst bestimmen innere und äussere Erlebnisse unsere Wirklichkeit.
Wir Menschen sind – nach entsprechender Bereitschaft, alles zuzulassen, was sich gerade zeigt- frei, zu allen Erlebnissen geistig Stellung zu beziehen und unsere Reaktion zu wählen.
Nur unsere eigene Reaktion bestimmt uns, niemals die Umstände!
Nachdem wir den Bereitschaftsschalter für innere schmerzliche oder unangenehme Erlebnisse auf ON gestellt haben, schliessen wir am besten die Augen und stellen uns unser Wunschziel vor.
Aber nicht in einer fernen Zukunft, sondern entweder über (oder unter uns) schwebend, so als ob die gewünschte Realität und unser Ziel bereits existieren würde. Stellen Sie sich dann vor, wie Sie mit dieser Wunschrealität eins werden und in dieses schwebende Bild imaginativ einsteigen und mit diesem Bild für einen kurzen Moment eins werden und verschmelzen. Dann fragen Sie sich, welchen Rat Sie sich selbst von hier aus geben möchten?
Kommen Sie dann wieder ganz bewusst mit allen Sinnen in Ihre Gegenwart, ganz ins Hier und Jetzt. Und wenn Sie richtig wieder präsent sind, fragen Sie sich, was Sie jetzt für Ihre gute Zukunft tun können.
Lassen Sie sich von intuitiven Inspirationen überraschen und beschenken. Probieren Sie es einfach mal aus.
Ohne die aktuell erlebte Gegenwart zu kontrollieren oder bekämpfen zu wollen, eröffnet Ihnen Ihre Bereitschaft radikal akzeptierend alles zu fühlen innere Freiheit und neue Wahlmöglichkeiten, so zu reagieren, dass Sie in inneren Frieden kommen und Ihren Träumen und Wünschen schrittweise näher.
Manchmal geschehen dann auch Wunder!
Deshalb spreche ich mich in meiner gesamten Hörbuchreihe dafür aus, zu lernen, präsent in der Gegenwart mit offenem Herzen – und offenem Geist- voll leben und lieben zu lernen.
Diese Fülle
Dr. Wolf Maurer
Weiterführende Hörbücher:
PSS 1, 2, 14, 18, 19, 23