Bewusstseinstexte Dr. W.-J. Maurer

Zum 4. Advent: Welches Glück hätten Sie gern?

von Dr. Wolf-Jürgen Maurer

Alle Menschen streben nach Glück.
Allerdings gibt es sehr unterschiedliche Glücksvorstellungen.
Ein Glück, das vom Leben eingefordert wird, wird niemals wirklich glücklich machen, weil das Streben danach zu narzisstisch und ichbezogen ist.
Die eine Vorstellung von Glück meint Selbstbehauptung, die andere Selbsthingabe.
Dort greift man nach der Freude, hier empfängt man sie.
Das sind zwei völlig unterschiedliche Dynamiken im Menschen.
Die Freude kommt immer als Geschenk zu denjenigen, die auf sie warten, für sie offen sind und in ihrem Inneren Raum schaffen.
So heißt Advent auch vertrauensvolle hoffnungsfrohe Offenheit und Warten können!
Einen Schmetterling fange ich nicht, indem ich ihn jage, sondern ich verhalte mich still, und vielleicht setzt er sich auf meine Schulter.
Er entscheidet sich für mich. Das ist das wahre Glück.
Sämtliche Versuche , sich ein möglichst umfassendes privates Glück zu sichern, mitten in so viel offen zutage liegendem Leid, müssen eine Illusion zugrunde legen, eine Täuschung über die Welt, in der wir leben.
Das Glück für sich selbst sichern zu wollen ist nur möglich, wenn wir uns zu einem gewissen Grad gegen die Realität abschotten und die Solidarität mit der anderen Seite der Dinge aufkündigen, auch mit der anderen Seite unserer selbst.
Beide Seiten des Lebens sind gute und notwendige Lehrmeister; mehr noch: aus unserem Scheitern und unseren Fehlern lernen wir mehr als aus unseren Erfolgen.
Leiden, verstanden als Erfahrung, in der wir die (zwanghafte) Kontrolle über uns und die Welt verlieren, treibt uns aus unserem komfortablen Haus und gibt zusammen mit der Solidarität mit den anderen Leidenden die Kraft, in unserem inneren Raum zu schaffen.
Wir kleben dann nicht mehr gebunden an unseren engen Vorstellungen, Bildern und Konzepten, mit denen wir uns identifizieren, sondern werden offener für Erfahrungen jenseits unserer ichbezogenen Kontrollsucht, offen und befreiter für Neues -für das Leben in und um uns selbst.
Dies ist die Chance anzukommen (Advent!) bei sich , in einem neuen Bewusstsein mit mehr liebevoller Präsenz und Öffnung für das Wesentliche sowie mitfühlender Verbundenheit mit anderen.

Zum Nachdenken:
Welche Bindungen, Vorstellungen und Identifizierungen können Sie loslassen, um mehr Raum zu schaffen für ein befreites , offeneres , belebendes und nachhaltig erfüllendes Bewusstsein?

Weihnachten und Advent bedeuten auch die Einladung bei sich selber zu Haus sein zu können.
Bei sich selber zu Hause sein fördert jene innere Zufriedenheit, die Widerstand wagt gegen eine konsumorientierte Entfremdung des eigenen Lebens, die unsere Hektik und unser ängstliches Getriebensein verstärkt.
Bei sich selbst anzukommen durch befreiende Selbstannahme gibt Kraft, eine Welt mitgestalten zu können, die anders werden muss: friedvoller, gerechter und zärtlicher.

Und deshalb wünschen wir uns allen:

Bei sich selber zu Hause sein
innere Räume durchschreiten
um zum Ort der Ruhe zu gelangen
wo ich sein darf.

Bei sich selber zu Hause sein
um offen zu werden für Begegnungen
in denen die Verschiedenheit Platz hat,
weil ich in mir selber ruhen kann.

Bei sich selber zu Hause sein
im Entfalten der Aufmerksamkeit
für das Wesentliche im Leben
das Sinn stiftet und beglückt.

Bei sich selber zu Hause sein
nicht mehr nur außerhalb suchen
was sich in meinem tiefsten Seelengrunde ereignet:
Der Liebe Advent in mir.

Frohe Weihnachten wünscht Ihnen und Ihren Lieben,

Dr.Wolf Maurer

 

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