Bewusstseinstexte Dr. W.-J. Maurer

Psychosomatisches Leid als Ausdruck einer spirituellen Krise des (post) modernen Menschen

von Dr. med. Wolf-Jürgen Maurer

 

 

Wieso nehmen psychische und psychosomatische Leiden ständig zu?

Und dies trotz moderner Medizin und den in Deutschland – zumindest bettenmäßig- weltweit führenden psychosomatischen und psychotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten.

Vielen Ärzten und Therapeuten werden vordergründig körperliche (funktionelle) Beschwerdebilder präsentiert, die oft unbemerkt, ein Ausdruck metaphysischen Leids der Betroffenen sind.

Die Beschwerden sind folglich nicht allein auf der materiell-körperlichen, biomechanischen und auch nicht auf der rein psycho-sozialen Ebene zu lösen, sondern erfordern die Einbeziehung der geistigen Dimension des Menschen.

Auf dieser Ebene liegt meiner Erfahrung nach zunehmend die verborgene Ursache.

Diese ist begründet in einer geistig-spirituellen Krise, einer tiefen existentiellen Verunsicherung vieler Menschen, die wie wir alle inmitten einiger gewaltiger kultureller Umwälzungen erleben.

Wir leben an einem großen kulturellen Wendepunkt.

Umwälzungen von einer modernen Industrienation in eine digitale Mikrochip-dominierte Welt und des noch bedrohlicheren Umbruchs von der Moderne zur sogenannten Postmoderne, der vermeintliches Wissen, Sicherheit und Wahrheit betrifft.

Wo die Moderne seit der Aufklärung dachte, dass sie die Welt objektiv betrachten könnte, hat uns die Postmoderne daran erinnert, dass es so etwas wie objektives neutrales Wissen nicht gibt.

Jeder hat einen Blickwinkel, und dieser subjektive Blickwinkel verzerrt unsere Wahrnehmung.

Jeder beschreibt die Dinge so, wie sie ihm in den Kram passen.

Es gibt keine objektive Wahrheit, keine objektiven Werte, nur Vorlieben.

Jeder lebt in einer virtuellen Welt und schafft sich seine eigene, private Welt, in der es immer leichter scheint, sich seine eigene Geschichte zu erzählen, auch wenn sie überhaupt nicht zu all den anderen passt.

Die Postmoderne hat das Selbst, das arrogante Ich, in seine Einzelteile zerlegt und als eine zeitlich beschränkte und zufällige Anhäufung von widersprüchlichen Kräften und Trieben dekonstruiert.

Der erhoffte Fortschrittsglaube der aufgeklärten Vernunft ist zerbrochen, die sicher geglaubte Wirklichkeit zerfällt, alles ist relativ, objektive Wahrheit wird abgelehnt, jeder Welterklärung wird mit Misstrauen begegnet und einer Welt der Gefühle und Triebe der Vorzug gegeben.

Dennoch versuchen noch manche, die sich als moderne fortschrittliche Menschen verstanden haben, an ihrem moralischen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen und sich durch eigene Anstrengungen und Leistungsorientierung zu retten.

Sie glauben noch, daß schon alles klappen wird, wenn sie sich nur ein bißchen mehr ins Zeug legen würden und härter arbeiten, um in einer Welt isolierter Egos mithalten und konkurrieren zu können und sich das eigene verlorene Eden zu bauen und ihre Existenz und ihr Glück aus eigener Kraft materiell abzusichern.

Angst ist der Schwindel der Freiheit sagte der dänische Existenzial-Philosoph Sören Kierkegaard.

Jetzt wo Kirchen, Staat, Elternhaus und Tradition nicht mehr die Macht haben, uns zu sagen was wir sollen und müssen, wissen viele Menschen nicht mehr, wer sie sind und was sie wirklich wollen und was sie erfüllt lebend lässt.

Unsicherheit überfällt sie angesichts ihrer zugesprochenen Selbst-Verantwortung für ihr Lebensglück, das sie verzweifelt im Außen, im Materiellen, in äußeren Schein-Sicherheiten oder in besonderen Beziehungen und Selbstvermarktung suchen.

Jeder bastelt sich als Resonanz auf seine frühen Beziehungserfahrungen unbewusst ein Selbstbild, eine Ich-Vorstellung, das in unserer Kultur immer häufiger auf Scham basiert.

Der Scham, irgendwie nicht gut genug, unzulänglich und nicht okay zu sein.

Selbstoptimierung und eigene Anstrengung wird allen Ortes propagiert, um sich selbst und anderen den eigenen Wert zu beweisen.

Selbstwert über Leistung ist die Formel, nach der manipulierbare Anerkennungsjunkies sich immer mehr antreiben, zu Hast und Eile nötigen und sich um ihr Image und genügend Applaus sorgen; oder ihre Schamängste zu betäuben versuchen über Konsum, Medien- und stoffgebundene Süchte.

Ich bin in dieser postmodernen säkularen Welt, was ich tue, was ich leiste und schaffe!? Ich bin was ich habe!? Ich bin, was andere über mich sagen!?

Diese Abhängigkeiten unseres von solchen Äußerlichkeiten gespiegelten Selbstwertempfindens führen zu einem brüchigen Haus, auf das das eigene Selbstbild wie auf Sand gebaut wird.

Die metaphysische Krise setzt ein, wenn die Gesundheit mit zunehmendem Alter, getriebener Hektik und Stress trotz Anti-Aging-Bemühungen einbricht, der Job trotz ängstlich-zwanghaften Überengagements wegbricht, die besondere von Erlösungserwartungen überfrachtete Beziehung zerrüttet ist und das erhoffte Glück nicht liefern kann, und der eigene Ruf und das geschönte soziale Image gefährdet ist.

Was hält mich von innen, wenn alles zusammenbricht?

Wenn das Loch im Ich, die Schamwunde, doch nicht durch äußere Plomben nachhaltig gestopft werden kann?

Worunter alle Menschen auf dieser Erde –mehr oder weniger- leiden, ist ihre früh beginnende Erfahrung von Abgetrenntsein und ihre daraus resultierende lebenslange unstillbare Sehnsucht nach Verbundenheit.

Die Urwunde stammt aus der Verletzung kindlicher Grundbedürfnisse nach Bindung, Annahme, Zugehörigkeit, emotionaler Verbundenheit, Wertschätzung und unbedingter Liebe.

Wegen der existenziellen Abhängigkeit von den frühen Bezugspersonen verkörpert sich die in der Frühkindheit erlebte Ablehnung und Zurückweisung in einem schwarzen Loch der Seele, in dem die Scham und Leere herrscht.

Das Kind zieht sich infolgedessen oft nur subtil spürbar von sich selbst und anderen Menschen zurück, trennt sich vom freien Fluss und Kontakt mit seinen wahren Gefühlen ab.

Seine verletzenden Bindungserfahrungen gerinnen zu Kopfgeschichten, in denen der Mensch unbewusst immer mehr wie in einer virtuellen sich selbst bestätigenden und aufrechterhaltenden Welt lebt.

Die Geschichten, die wir Menschen uns und anderen über uns erzählen werden allmählich zu unserem erlebten Leben.

Die Kopfgeschichten sowie die Unterdrückung und Abspaltung eigener (schmerzlicher) Gefühle trennen den Menschen immer weiter von seinem wahren Wesen und er identifiziert sich mit einem falschen Selbst, das die Liebe zu sich selbst behindert.

Die Sehnsucht nach und die gleichzeitige Angst vor wirklicher Nähe und emotionaler Verbundenheit zu sich selbst und anderen schlummert dabei immer im unbewussten von der Liebe abgespaltenen Geist des Kindes und späteren Erwachsenen, und hinter jeder noch so dicken emotionalen Schutz-Panzerung.

Ein sich getrennt erlebender Geist wird aber immer Schmerz und Angst erleben.

Der Mensch erlebt sich dann als gefährdete kleine Insel im Strom des Lebens und muss sein zerbrechliches in Körpergrenzen eingeschlossenes Angst-Ich (Ego), das aus seinen Kernüberzeugungen und gedanklichen Beurteilungen entstanden ist, ständig vor Bedrohungen einer infolge eigener vergangenheitszentrierten Projektionen feindselig erlebten Umwelt schützen.

Infolge seines unbewussten Mangeldenkens, nicht gut genug und nicht liebenswert zu sein, erlebt er eine nicht verstehbare unzufrieden machende und quälende Leere, die ihn rastlos suchen lässt, nach etwas, was dieses Loch im eigenen Ich endlich und endgültig füllt.

Dabei gerät er in das sogenannte „Stachelschwein-Dilemma“, wie es schon Arthur Schopenhauer beschrieb:

Die Menschen haben wie Stachelschweine eine weiche Bauchseite, die verletzlich ist, die sie schützen wollen, die sich aber nach Wärme und Nähe sehnt. Und eine stachelige Seite die sie vor Verletzungen schützen soll. Wenn die Kälte zu quälend wird, rücken sie näher zusammen und verletzen sich mit ihren Stacheln. Dann piekst es, die Nähe wird zu erdrückend und verletzend, und sie rücken wieder weiter auseinander. Und dann frieren sie wieder und sie rücken wieder aneinander und tun sich wieder weh.

Das ist der existenzielle Konflikt sich getrennt erlebender Wesen zwischen Freiheit und Zugehörigkeit/Bindung, zwischen Nähe und Distanz, Autonomie bzw. Individuation und Abhängigkeit.

Dabei wird immer ein schmerzlicher Spalt, eine ängstigende Kluft zwischen dem Ich und dem Du erlebt.

Lebenserfüllung und gelingende Beziehungen sind dabei wesentlich abhängig vom Umgang mit Unterschiedlichkeit.

Denn Konflikte sind nicht ungewöhnlich und nicht das eigentliche Beziehungsproblem, sondern dies besteht lediglich darin, wie in Beziehungen mit verbliebener Unterschiedlichkeit umgegangen wird.

Menschen gehen dabei sehr unterschiedlich mit dieser Beziehungs-Kluft, dem Zwischenraum, um:

Die einen versuchen, diesen „Raum des Zwischen“ dadurch zum Verschwinden zu bringen, indem sie sich selbst unsichtbar machen, sich von sich selbst trennen, sich aufgeben um den Erwartungen anderer gerecht zu werden.

Sie streben eine Symbiose, ein verschmelzendes Wir an, das stets dasselbe fühlt, denkt und will.

Sie suchen nach einem besonderen Du, einer besonderen errettenden und erlösenden idealen Beziehung, die das eigene unvollständige Mangelwesen ganz machen soll-wie die laut Plato von den Göttern bestraften menschlichen Kugelwesen, die in zwei Seelenhälften getrennt wurden mit nur einem Flügel und fortan ver-zwei-felt nach der verlorenen komplettierenden Hälfte ihres sogenannten Seelengefährten suchen.

Verliebtheit also als psychotischer halluzinierender Zustand um Trennung und eigene vorgestellte Mängel zum Verschwinden zu bringen.

Andere tun alles dafür, dass der trennende Zwischenraum zwischen Ich und Du gefüllt wird mit sich selbst: „Egal worüber wir reden, Hauptsache es geht um mich, wie toll, stark, erfolgreich, besonders, wichtig und einzigartig ich bin!“

Vor lauter narzisstischer Selbstbezogenheit und Selbstaufblähung löst sich dabei das nicht wahrgenommene Du wie im Mythos von Narzissus die Nymphe Echo auf.

Hier zeigt sich also der Lösungsversuch eines in sich verkrümmten Menschen, der in sich selbst verkapselt ist und mehr nach Bewunderung sucht als nach Verbundenheit und sich so von der Liebe und von anderen isolierend trennt.

Doch Wehe, das besondere Du in dieser so besonderen idealisierten Beziehung erfüllt nicht mehr die ihm zugedachte Erlösungs-Funktion, dann zeigt sich, dass es sich hierbei nie um Liebe handelte, sondern nur um übertünchte Angst und Selbst-Hass, der in der Folge immer mehr auf den anderen projiziert wird, bis das einstige „engelsgleiche Wesen zum Arsch- und Hassobjekt“ mutiert, und angeklagt, angegriffen und bekämpft wird (Rosenkrieg).

Die Trennung, einerseits von sich Selbst und andererseits von dem Du, ist also das Kennzeichen einer „Besonderen Beziehung“, die neurotische Mängelwesen unter dem Deckmantel sogenannter (falscher Ego-) Liebe suchen.

Dabei kann sowohl bei Selbstauflösung als auch bei Selbstaufblähung weder man selbst gesehen noch der andere wirklich wahrgenommen werden, denn dazu bräuchte es den Raum des „Zwischen“, der gefüllt werden müsste mit wirklichem Inter-esse, Empathie, emotionaler Offenheit, Respekt und Wertschätzung für die Unterschiedlichkeit- denn nur so käme es zu einer wahren erfüllenden Begegnung auf Augenhöhe, einer Beziehungsbrücke über die Kluft hinweg.

Dies ist allerdings nur möglich, wenn sowohl das Ich als auch das Du zuerst sich selbst begegnet und in Dialog mit sich selbst steht, der geprägt ist von wirklichem Interesse an sich selbst, achtsame Einfühlung in eigene und emotionale Offenheit zu allen Gefühlen fähig ist, sich selbst achtet und sich selbst bedingungslos annimmt und respektiert.

Nur ein Mensch, der mit sich in liebevollem ehrlichem Dialog und offener Beziehung steht, kann sein Herz öffnen für liebevolle und erfüllende Begegnungen, wo der Andere so sein darf und gesehen und bejaht werden kann, wie er wirklich wesenhaft ist.

Das ist die beglückende Erfahrung wahrer Liebe- von Selbst zu Selbst, und nicht von Ego zu Ego.

Um sich selbst wirklich begegnen zu kennen, ist es nötig, alle eigene Gefühle radikal willkommen zu heißen und ihnen achtsam Raum zu geben, unblockiert durch den eigenen Körper zu fließen.

Ob es uns gefällt oder nicht, das was von der Vergangenheit in unseren Gefühlen weiterlebt, ist Teil dessen wer wir sind.

Sofern wir Aspekte davon ablehnen, sind wir wie Schwindler, nicht authentisch und von uns selbst getrennt.

Wenn wir hingegen unser Herz der ganzen Vielfalt unserer Erfahrungen öffnen, lernen wir uns auf unsere Bedürfnisse einzustimmen und all der einzigartigen Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle des gegenwärtigen Augenblickes gewahr zu sein.

So sind wir nicht länger Gefangene vergangener Bewertungen, die sich auf die Erwartungen anderer stützen, und wir können unseren eigenen Wert spüren.

Wenn wir unser wahres Selbst aber hintanstellen, laufen wir Gefahr, von anderen Menschen dominiert zu werden, statt mit ihnen eine liebevolle Beziehung eingehen zu können.

Je mehr wir mit den eigenen Gefühlen, dem eigenen Körper und den eigenen Gedanken vertraut werden, desto leichter fällt es uns, sie zu integrieren.

Diese Vertrautheit ist möglich, wenn wir allem was wir kennen und wünschen, allem was wir fühlen und auch wovor wir uns fürchten mit Achtsamkeit und Mitgefühl begegnen.

Unterdrücken wir jedoch unsere Gefühle und lehnen wir sie ab, ist es uns nicht möglich sie besser kennenzulernen und zu integrieren.

Wir haben Gefühle, aber wir sind nicht unsere Gefühle.

Wir haben Gedanken, aber wir sind nicht unsere Gedanken.

Dies zu erkennen ist die Folge von achtsamer Offenheit und Präsenz allen Inhalten unseres Geistes gegenüber.

Alles darf da sein, alles ist willkommen, aber nichts muss uns definitiv bestimmen.

Wir sitzen still und atemachtsam wie eine wohlwollende mitfühlende Mutter präsent und haltgebend bei unseren Gefühlsbabies- lassen sie durch unseren Körper hindurchströmen ohne sie zu unterdrücken oder uns von ihnen überfluten zu lassen.

Wir sind wie ein freundliches Gasthaus, das unterschiedliche Gefühle täglich betreten und auch wieder verlassen.

Wir sind der aufnehmende gastliche Raum, den wir unseren Gefühlen anbieten, um sie zu begrüßen, ihre Botschaft kennen zu lernen und sie verabschiedend wieder ziehen zu lassen- ohne sie festzuhalten oder die Türe vor ihnen zuzuhalten.

Wir nehmen gerade auch leidvolle Emotionen hinter unseren Körperspannungen aufmerksam wahr, akzeptieren sie und heißen alle Gefühle willkommen und geben ihnen Raum, um ihnen auf Augenhöhe mitfühlend zu begegnen.

Dann erforschen wir sie achtsam.

Dabei fragen wir uns auch, ob es eine (alte) Geschichte gibt, die hinter dem Problem steht und es emotional auflädt.

Und wir fragen uns, was diese Seite von uns (damals oder gerade jetzt) gebraucht hätte.

Und zuletzt erinnern wir uns daran, uns nicht gänzlich mit dem erforschten Gefühl bzw. Bedürfnis oder der Geschichte zu identifizieren.

Wir fragen uns, was das Freundlichste wäre, was wir jetzt für uns tun könnten und was wir jetzt wirklich brauchen.

Wenn wir allerdings unser Selbstbild von jeder, der sich andauernd ändernden Emotionen, die durch uns hindurchströmen, abhängig machen, wie sollten wir uns dann je in unserem Körper und unserem Geist zu Hause fühlen?

Und genau dies ist das Ziel jeder psychotherapeutischen Behandlung: Sich selbst kennen und annehmen lernen und zwar bedingungslos, seinen eigenen Wert zu spüren und zu bejahen und zu lernen, das eigene Wesen selbstbestimmt zum Ausdruck zu bringen, um so ein authentisches Leben mit offenem Herzen zu wagen in Frieden mit sich selbst.

Das normale aus menschlicher verletzender Prägung stammende kleine Angst-Ich, das Ego, ist aufgeblasen wie ein Luftballon und innerlich leer und nie in Frieden.

Der existenzialistische dänische Philosoph Sören Kierkegaard schreibt in seinem Buch, Krankheit zum Tode, „der Normalzustand des menschlichen Herzens sei es, dass es versuche, seine Identität auf etwas anderes zu bauen als auf Gott.“

Ich würde Gott hier beschreiben als die Erfahrung und die Verbundenheit mit der allumfassenden Liebe.

Unsere Quelle als Kinder der Liebe.

Die unbedingte Grundlage unserer Liebens-Wertigkeit und grundlegenden Güte.

Stolz im geistlichen Sinn ist dabei die Illusion, wir wären- abgetrennt von der Liebe-in der Lage, uns selbst und anderen unseren eigenen Wert und Besonderheit zu erarbeiten und zu beweisen.

Ein aufgeblasenes Ego schmerzt, eben weil mit ihm etwas grundlegend nicht stimmt.

Und wir krank sind und von unserem wahren Wesen abgespalten, wenn wir uns mit ihm identifizieren.

Dann leben wir abgetrennt von der Liebe in einer Welt der Angst, der Trennung und des Schmerzes.

Nichts kann diese innere Leerstelle wirklich auffüllen.

Keine Plombe und kein Gold, das noch so glänzt, ist groß genug.

Und so verlangt unser Angst-Ich ständig nach Aufmerksamkeit.

Und jeden Tag aufs Neue fühlt sich das aufgeblasene unzufriedene leere Ego gekränkt, übersehen oder hält sich selbst für falsch, weil mit unserer Identität, unserem Selbstbild, etwas nicht stimmt.

Wir sagen, jemand habe unsere Gefühle verletzt.

Aber Gefühle können nicht verletzt werden.

Mit unseren Gefühlen ist alles in Ordnung.

Was verletzt ist und weh tut ist unser Ego, unser Sinn für uns selbst, unsere falsche Identität.

Und so sind wir in der fälschlichen Identifizierung mit unserem kranken Ego permanent rastlos auf der Suche nach Aufmerksamkeit und Anerkennung, und ständig wahnsinnig beschäftigt, die gefühlte unbehagliche Leere des schwarzen Lochs der Unzulänglichkeit im Ich zu füllen.

Am meisten beschäftigt ist unser Ego damit, permanent zu beurteilen, sich mit anderen zu vergleichen und sich aufzuspielen, um mehr zu sein als andere.

Dabei ist diese aufgeblasene Ego-Identität sehr zerbrechlich.

Wobei ein Überlegenheitskomplex und ein Minderwertigkeitskomplex beide das Ergebnis von Aufgeblasenheit sind- rasch kann die Luft bei geringster Kritik abgelassen werden, weil viel zu viel Wert darauf gelegt wird, was andere von einem halten.

Während in früherer Zeit Stolz und Überheblichkeit als Wurzel allen sozialen und menschlichen Übels gesehen wurde, hat die post-moderne Welt meist die gegensätzliche Idee und hält für die kurative Lösung geringen Selbstwertgefühles das Puschen des Egos als Ratschlag bereit.

Aber der Versuch, Selbstwert darin zu finden, daß man irgendwelchen -fremden oder selbst gesetzten -oft unmenschlich-perfektionistischen- Maßstäben entsprechen zu versucht, ist eine Sackgasse.

Erst wenn es uns egal ist, was andere und auch wir selbst von uns denken, sind wir frei und stehen nicht mehr länger täglich zitternd vor der Anklagebank unseres Selbst-Wertes, nach eigenen oder fremden Maßstäben als unzulänglich be-und ver-urteilt zu werden.

Wahre Demut (oder Mut zu einem Leben aus dem wahren Selbst heraus) bedeutet, es nicht mehr nötig zu haben, alles auf sich selbst zu beziehen und ständig über sich selbst nachzudenken, ob man auch ja eine gute Performance abgibt.

Dies erst bringt den tiefen Frieden und die Freiheit der Selbst-Vergessenheit mit sich: „Ich muss nicht mehr strampeln, um jemand zu werden, ich darf sein wie ich bin und mich freuen, ohne Angst zu haben, ein Nobody zu sein.“

Ich habe einen unverlierbaren Wert, jenseits meiner bisherigen und nun losgelassenen Identifizierung mit dem falschen Selbst meines kleinen Angst-Ichs, des unersättlichen Egos meines konditionierten Verstandes, und bin zurückgekehrt zur Liebe und zur Verbundenheit mit meiner Quelle und meinem wahren Wesen.

Dieses Ruhen jenseits meiner gedanklichen Geschichten in der Erfahrung von stillem erfüllendem Frieden mache ich, wenn ich allen Gefühlen achtsamen Raum gegeben habe und in die Tiefe meines Geistes jenseits des Kommen und Gehens gedanklicher Bewertungen eingetaucht bin.

Wenn ich mich selbst vergesse und loslasse, um wirklich geistig nach Hause zu kommen, um mich vollständig und bedingungslos angenommen und geliebt zu fühlen- sei es im Gebet, in der meditativen Versenkung oder in der Natur.

Dies ist die wirklich erlösend heilende spirituelle Erfahrung eines Lebens in Fülle und nicht mehr in der Leere eines aufgeblasenen Egos.

Hier geht es überhaupt nicht mehr um Selbstwert, um das Bestimmen eines Wertes des Menschen.

Dieses Spiel ist zu Ende.

Jenseits dieser illusionären kleingeistigen Ego-Welt der Be-und Ver-Urteilungen beruht unser unverlierbarer und unbedingter Wert nicht mehr auf unserer angstmotivierten verkrampften Lebensleistung und Selbstdarstellung und den Geschichten, die wir uns und anderen über uns erzählen, sondern auf unserer wahren Identität und wahrem Wesen als Kinder der Liebe.

Wer sich als geistiges Wesen erkennt, das in der unbedingten Liebe gründet und sich mit ihr verbindet, ist frei, und er kann wohlig selbstvergessen und angstfrei sein Leben als Ausdruck und Verkörperung der Liebe , die er im Kern ist, gestalten, und tun, was ihm wesenhaft wirklich entspricht, ihm Freude macht und sinnerfüllende Zufriedenheit verschafft.

Er muss nicht mehr um sich selbst kreisen, die Erinnerung an seine wahre Identität hat ihn von der Anklagebank des Selbstwertes befreit.

Er lebt ganz gegenwärtig.

Es ist ihm egal, was andere oder selbst von ihm denken; er tut was im Augenblick Sinn macht als Ausdruck der Liebe, die er ist.

Die Geschichten, die unser Ego uns in unserem Kopf erzählt, verhindern nur die wirkliche liebevolle Verbundenheit zu uns selbst, unserer Schöpferkraft, den Kontakt zur Liebe, die wir wesenhaft sind und die wahre Begegnung und das Sich-Verbinden mit anderen Menschen.

Emotional verletzende Beziehungserfahrungen, die unseren Grundbedürfnissen nach Zugehörigkeit, Wertgeschätzt- und Willkommensein entgegenlaufen, prägten unser Selbstbild durch die Geschichten, die wir uns mehr oder weniger bewusst ständig selbst erzählen.

Vor allem, wenn sie zu unserer vermeintlichen inneren Wahrheit über uns selbst werden und wir daran glauben, was wir uns erzählen.

Oder was andere über uns erzählen oder erzählt haben.

Oder wenn wir unser Selbstbild aus den Rollen erschließen, welche wir in der Kindheit zugewiesen bekommen haben.

Aber wir sind mehr.

Weit mehr.

Unermesslich mehr.

Wir sind unermeßlich mehr als jede noch so einengende Geschichte und das kleine angstgeprägte Selbstkonzept, das wir uns aus unseren frühen Erfahrungen und mithilfe unserer Geschichten gebastelt haben.

Wenn wir einer verletzenden Geschichte glauben, kann unsere gesamte Weltsicht darunter leiden.

Es ist als lösche jemand plötzlich das Licht und wir verlören all unsere Träume und unsere Fähigkeit, zu lieben und geliebt zu werden, gleich mit.

Wenn wir sie für wahr und als die ganze Wirklichkeit halten, kann eine solche Geschichte in uns die Samen des Neides, des (unterdrückten)Grolls, der Schuld oder der Scham und der Ängstlichkeit und Depression säen, mit denen wir noch Jahre später zu kämpfen haben.

Aber wir sind nicht unsre Geschichten und unsere Vergangenheit bestimmt nicht unsere Zukunft, sofern wir es nicht zulassen und an unseren alten Geschichten kleben und sie festhalten.

Um uns wirklich zu lieben, müssen wir uns unserem ganzen Wesen öffnen, statt an Bruchstücken festzuhalten, die aus alten Geschichten stammen.

Wollen wir uns wirklich selbst lieben, ist es unverzichtbar, unsere Überzeugung, wir müssten anders sein oder uns grundlegend bessern, um liebenswert zu sein, in Frage zu stellen.

Wenn wir uns verstellen und hartnäckig versuchen, irgendwie dem zu entsprechen, was allgemein als normal gilt, schwindet unsere Fähigkeit zu lieben.

Wenn mir aber mutig gegen unsere alten Ängste und Vermeidungsstrategien angehen, werden wir wachsen und lernen, bedingungslos zu uns selbst zu stehen und uns so anzunehmen, wie wir wirklich sind.

Unsere Angst ruft uns zu, endlich den Mut zu entwickeln, uns aus den einengenden Selbstkonzepten und alten Geschichten zu befreien und in unsere wahre Gestalt hineinzuwachsen.

Uns zu entpuppen wie eine Raupe zu einem bunten wunderschönen Schmetterling.

Niemand von uns ist eine Raupe.

Auch wenn er sich so fühlen mag.

Alle sind wir Schmetterlinge- und wunderschön.

Uns geschieht nach unserem Glauben.

In der Postmoderne glaubt jeder an irgendetwas und bastelt sich seinen Glauben aus zusammengewürfelten Bestandteilen eines riesigen Selbstbedienungssupermarktes.

Was aber trägt uns auch in Krisen, die unweigerlich zu jedem Leben gehören, in einer Welt, wo nichts sicher ist als die ständige Veränderung von Allem und der Tod?

Was treibt und motiviert den Menschen?

Wonach strebt er, welche Bedürfnisse hat er und was braucht er in seiner Tiefe wirklich?

Auf diese Frage haben die drei großen Wiener Psychologen unterschiedlich geantwortet:

Sigmund Freud meinte, dem Menschen gehe es um die Befriedigung der Lust (und um Vermeidung von Unlust).

Alfred Adler widersprach und meinte, dem Menschen gehe es um Macht und Kontrolle, also um das Beweisen seines Selbstwertes.

Viktor Frankl meinte, diese zwei erstgenannten Motive seien bereits Ausdrucks eines Verlustes von Sinnerleben, denn er sah den Menschen v.a. als Sinnverwirklichung suchendes Wesen.

Meiner Meinung geht es dem Menschen um ein Erleben seiner Würde als Person, um den Wunsch, geliebt zu werden und sich emotional zugehörig, willkommen und verbunden zu fühlen.

Alles in uns möchte sich verbinden.

Aus der Erfüllung des tiefsten Bedürfnis nach Bindung, und sich emotional verbunden und geliebt zu fühlen, wird der Mensch erst fähig, selbst zu lieben- und in der Liebe erfährt der Mensch unverlierbaren Sinn, Lebenserfüllung, Frieden und Zufriedenheit.

Aber wir können uns nur mit anderen verbinden, wenn wir in Frieden mit uns selbst sind.

Nur dann können wir uns öffnen und anderen zeigen, wer wir wirklich sind.

Nur dann können wir Verletzlichkeit wagen, wenn wir wissen, dass wir einen unverlierbaren Wert und ein Recht auf Respekt und Zugehörigkeit haben.

Nur wenn wir unsere Identität in der spirituellen geistigen Erfahrung und dem tiefen Vertrauen, bedingungslos geliebt zu sein, verwurzeln, werden wir uns ganz lebendig, voller Energie und Freude fühlen.

Uns geschieht auch in einer säkularen Welt nach unserem Glauben.

Glauben wir an die lauten säkularen Stimmen in dieser Welt des Chaos, der Getrenntheit und der Angst oder der sanften Stimme der Liebe und Verbundenheit in unserem Geist?

Glauben wir an die Stimme der Angst (daß wir nicht gut genug sind) oder der Liebe (daß wir ungeachtet äußerer Umstände vollkommen geliebt und liebenswert sind)?

Leider können so gut wie wir alle, wenn wir ehrlich sind, die Versuchung zur Selbstverachtung ausmachen, mag sie sich nun eher als Überheblichkeit oder als Minderwertigkeitsgefühl äußern.

Ständig steht unser Selbstwert auf der Anklagebank.

Meist betrachtet man die Geringschätzung seiner selbst lediglich als neurotischen Ausdruck einer unsicheren Persönlichkeit.

Aber die Neurose ist der psychische Ausdruck einer viel tieferen existenziellen Not des Menschen: des ungeheuren Gefühls, im menschlichen Dasein nicht willkommen zu sein.

Die Verachtung seiner selbst ist dabei der größte Feind eines spirituellen auf die Liebe vertrauenden und Sinn suchenden Lebens.

Der Zweifel ist die Wurzel menschlichen Leidens.

Nagende Gedanken, ob wir gut genug und liebenswert sind, ob wir es schaffen, was wir meinen in der Welt erreichen zu müssen und ob wir in den Augen Anderer bestehen können und Erfolg haben werden, führen in qualvolle Verzweiflung.

Und unsere Zweifel verwandeln sich in Angst, Angst wandelt sich in Traurigkeit und Traurigkeit in die Verzweiflung der Depression.

Worum es meinem Verständnis nach im Zustand der Depression wirklich geht ist: Das verzweifelte Gefühl, allein zu sein.

Und dies nicht selten, obwohl liebevolle Menschen einen umgeben.

Die Einsamkeit und existentielle Verlorenheit ist dabei im Geist des Betroffenen.

Sie wird verursacht von dem Syndrom der Selbstbezogenheit und Selbstisolierung: „Ich muss dies alles alleine schaffen! Ich muss und ich sollte das hinkriegen, anders sein, besser sein, mehr machen…Ich muss, Ich sollte…Ich, Ich, Ich ganz allein!“

Kurz gesagt, meine Probleme, meine Vergangenheit, meine Karriere, mein Erfolgsdruck oder Scheitern, mein Körper definieren mich.

Wir leiden infolge einer Kombination sozialer Erwartungen und persönlichen Scham- und Schulderlebens.

In der Tat, wenn wir uns auf unsere eigene Stärke verlassen, haben wir auch alles Recht, uns ängstlich und allein zu fühlen.

Denn dann definieren wir uns vollständig mit einem Teil unseres Geistes, der sich als abgetrennt und isoliert definiert: unser kleines abgetrenntes Ich, unser Ego.

Wenn wir uns mit unserem Ego verwechseln und identifizieren, werden wir immer damit enden, uns hilflos und allein zu fühlen.

Die Gegenwart von Angst ist ein sicheres Zeichen dafür, dass wir uns nur auf unsere eigene Stärke verlassen.

Dabei haben wir, fasziniert von der Welt da draußen, die uns von der Getrenntheit überzeugt, die Erinnerung an die innere Wahrheit vergessen: Wir sind nie allein.

Wir können uns nur in unserem Geist mit unseren Gedanken und eigenen Beurteilungen selbst von der Verbundenheit abtrennen.

Und an diese unverlierbare Verbundenheit und Ganzheit können wir uns jederzeit wieder erinnern, wenn wir uns nach innen wenden.

Ja, es gibt in den Tiefen unseres Geistes die leise Stimme der Liebe, die uns zuflüstert, „so wie du bist, bist du recht; du bist bedingungslos geliebt und angenommen; du musst dich nicht sorgen, dich nicht beweisen und dich nicht unter Druck setzen und in Hast und ständiger Eile leben; du bist ein Kind der Liebe, die du nie verlieren kannst. Du bist nicht, was du tust, du bist nicht, was du hast, du bist nicht, was andere über dich denken oder sagen. Du bist vollkommen geliebt, so wie du bist, und kannst diese erfahrene Liebe weiterschenken und dich ohne Angst mit anderen verbinden.“

Daß wir geliebte Wesen sind, ist die Grundwahrheit unseres Daseins- wenn wir sie nur glauben und uns in unserem Lebensvollzug an sie halten könnten.

Wenn wir dieser Stimme vertrauen, sind wir frei von Angst und in Frieden.

Aber diese sanfte Stimme wird in einer lauten Welt leider von Stimmen übertönt, die uns weis machen wollen, nichts zu taugen, wertlos oder unnütz zu sein, außer man versucht durch eigene verzweifelte Anstrengung das Gegenteil zu beweisen.

In jedem von uns wohnt die Stimme der Liebe.

Ob wir sie den heilen Teil unseres Geistes der Einheit nennen wollen, oder innere Weisheit, unser Höheres oder Wahres Selbst, unseren Inneren Führer, inwendigen Lehrer, Tröster oder Ratgeber, unser inneres Licht oder den göttlichen Funken, die Stimme für Gott- dieser innere Gefährte oder Stimme ist immer voller unbedingter Liebe, freundlich, sicher und gewiss und kann uns zurück führen in den Frieden, die Verbundenheit und an den Ort des Glücks in uns selbst.

Und dieser Teil unseres Geistes weiß, dass wir alle eins und verbunden sind.

Er verurteilt nicht, sondern liebt bedingungslos.

Ihm geht’s nicht wie unserem Ego-Geist darum, infolge von Mangeldenken immer noch mehr zu bekommen, sondern er weiß, dass wir alles in Fülle in uns bereits vollkommen haben.

Wenn wir mit diesem Gefährten in Kontakt stehen und uns seiner bewusst sind, erfahren wir ein Gefühl fließender Leichtigkeit, freudvoller Lebendigkeit und friedvoller Gnade und Dankbarkeit.

Dieser innere Lehrer weiß und erinnert uns daran, dass unser Glück und die Liebe nicht außen in der Welt zu suchen sind, sondern nur in unserem Geist.

Wir können die innere Leerstelle unserer Seele (der eingebildeten Trennung von Gott, der bedingungslosen Liebe, vor der wir Angst haben) nicht mit etwas Äußerem dauerhaft befriedigend füllen.

Dieser Versuch führt in die Vergötzung eines Menschen oder einer Idee oder einer Sache und immer in Leid und in die Sucht des „Nie genug“.

Gott ist einfach die Fähigkeit vollkommener Liebe, die immer in uns wohnt.

Währenddessen bewertet der Lehrer der Angst, unser getrennter, in die Ver-zwei-flung führender Ego-Geist mit seinem permanent beurteilenden Denksystem, uns als mangelhaft und unzulänglich.

Er läßt uns das Glück und die Liebe, unsere Vervollständigung und Sicherheit, im Außen suchen.

Dort, wo wir sie nicht endgültig finden werden –wobei wir sie nach den Ego-Urteilen ja auch gar nicht verdient haben, bei all der abgesprochenen Nicht-Liebenswertigkeit und Unzulänglichkeit.

Wir können aber in jedem Moment neu wählen, die Welt durch die Augen der Angst oder die Augen der Liebe zu sehen.

Unsere Wahrnehmung ist ein Spiegel, keine Tatsache.

Sie ist eine Wahl- je nachdem, ob wir als Ratgeber auf die Stimme der Angst oder der Liebe hören.

Das Ego ist der Teil unseres gespaltenen Geistes, der an Trennung und Besonderheit glaubt und uns an einem zerbrechlichen begrenzenden Selbstkonzept festhalten lässt, das über unsere Lieblings-Problemgeschichten schmerzliche Erfahrungen aus unserer Vergangenheit wie in einem Wahn-Traum verewigt.

Diese Stimme der Angst hat unserem Unbewussten eingeflüstert, dass wir kein glückliches Ende verdient haben, dass Liebe uns verletzlich macht, dass wir ihr und anderen Menschen, und damit der Liebe und letztlich auch Gott, nicht trauen dürfen.

Nur wenn wir auf unsere eigene Stärke und dem Rat des Egos, das sich uns als neuer Gott anbietet, hören, verspricht es uns, durch seine Be- und Verurteilungen und die empfohlenen Vermeidungs-, Kampf-, Kontroll- und Manipulationsstrategien Sicherheit zu verschaffen.

Das Ego lässt uns glauben, dass Situationen draußen in der Welt, in der das Böse lauere, die Quelle unserer Furcht sind.

Aber Angst entsteht in uns selbst, und eine Hölle nach der anderen brodelt in dem Geist, der an die konflikthaften trennenden Gedanken des Ego glaubt.

Aber wir sind nicht Kinder der Angst, sondern Kinder der allumfassenden Liebe, die unsere wahre Natur ist, an die wir uns wieder erinnern müssen, wenn wir glücklich leben wollen.

Menschen haben Angst, weil sie vergessen haben, wer sie in Wahrheit sind.

Was Angst bannt und Furcht vertreibt, ist die Bereitschaft, sich zu erinnern, dass wir geistig nie getrennt sind von der Liebe und dass nur unsere urteilenden Gedanken uns verletzen können.

Wenn wir nicht auf die Stimme der Angst, unseres kleinen Selbstes, hören, sondern jeden Augenblick neu wählen, auf die innere Stimme unseres wahren höheren Selbstes, der Liebe zu hören, und unsere ego- und angstbasierten, urteilenden, Ärger und Sorger produzierenden Gedanken, Rechthabereien, sowie unsere Erwartungen, starren Vorstellungen als auch unsere Kontroll- und hyperaktiven Manipulationsbemühungen vertrauensvoll loslassen, werden wir Erfahrungen der Angst vertreiben.

Dann sind wir Gastgeber der Liebe und nicht mehr Geiseln der Angst unserer egozentrierten Selbstkonzepte.

Wir können nicht zur selben Zeit an die Liebe und an die Angst glauben.

Wir können alles, was uns als ein Problem erscheint, als Erinnerung und Weckruf benutzen, nicht weiter dem Ratgeber des angstvollen Ego in unserem Geist zu folgen, sondern auf die leise weise Stimme unseres liebevollen Geistes lauschen und zu unserem wahren Selbst und dessen Frieden zurückkehren.

Dann werden wir daran erinnert: Es gibt nichts zu tun- nur Liebe ist wirklich.

Wenn wir uns geistig mit diesem höher schwingenden Energiefeld verbinden, werden wir Leichtigkeit erleben und andere Auswirkungen auch in der Welt erleben.

Und wir werden gelassen einfach wissen, wann wirklich etwas zu tun und was zu sagen ist.

Werden wir uns also als erstes bewusst, welche wild gewordenen angstbasierten Gedanken uns durch den Kopf rasen und entscheiden wir uns, nicht länger auf die durchgeknallte Stimme unseres Egos zu hören, wenn wir genug Schmerz erlebt haben und nicht länger leiden wollen.

Werden wir der Anklagen, an denen wir im Geist festhalten und unserer Selbstverurteilungen als auch unserer Opfergeschichten endlich bewusst, und entscheiden uns, sie loszulassen, um in Frieden zu kommen.

Und um neu unser Geburtsrecht, glücklich zu sein, zu wählen, achtsam zu bleiben und nicht weiter automatisch auf die Stimme der Angst, sondern der der Liebe zu hören.

Verorten wir unser Selbst nicht mehr getrennt, sondern verbunden mit und verankert am Ort der allumfassenden Liebe in unserem Geist, werden wir uns selbst als liebenswert und vollkommen liebend erfahren- und genau so werden wir andere Menschen hinter der trügerischen Oberfläche des ersten Blickes auch wirklich sehen können, und uns mit ihnen verbunden fühlen.

Immer wenn wir uns unglücklich und nicht in Frieden erleben, sollten wir aufmerksam auf unsere urteilenden Gedanken achten.

Unsere urteilenden Gedanken zerstören unseren Frieden und unser Glück.

Ärger kommt von urteilenden Gedanken.

Und diese führen zu Angriffshandlungen.

Wobei wir zurückbekommen, was wir geben- was wiederum unsere Schuld- und Angstgefühle vermehrt.

Viele unserer Probleme haben damit zu tun, dass wir verzweifelt die Liebe, die längst in uns wohnt, woanders suchen und herbeizwingen wollen.

Wir müssen nicht alles haben und bekommen, was wir uns suchtartig wünschen, wenn wir den Weg zu unserer eigenen Angstfreiheit und der Verbundenheit mit der allumfassenden Liebe in unserem Geist finden, der nur durch unsere gedanklichen Verurteilungen, problematischen Selbstüberzeugungen und Problemgeschichten unbewusst verdeckt und schmerzlich lange blockiert wurde.

Je öfter wir auf die innere Stimme der Liebe hören und sie bei allen Entscheidungen achtsam um Hilfe bitten, und dabei selbst mit unserem Ego und den angstbasierten Geschichten unserer Vergangenheit aus dem Weg gehen, um so angstfreier werden wir, weil wir die Blockaden gegenüber der Liebe reduzieren und immer mehr erkennen, wer wir im Geiste als Kinder der allumfassenden Liebe wirklich sind.

Denken wir immer daran: Wir sind nicht, was wir tun, wir sind nicht, was wir haben, wir sind nicht, was die Anderen über uns sagen- all dies definiert uns nicht.

Wir sind Kinder der Liebe, und in dieser Gewissheit unserer wahren Identität leben wir geliebt und befreit.

Wir werden auf diesem Weg unseres Erwachens aus dem Ego-Traum von Trennung, Schuld, Hass und Angst zu unserem Glück erwachen- immer mehr liebend und immer weniger fürchtend.

Und in Frieden und Liebe gelassen leben.

Und in der Welt ein Licht sein, das die im eigenen Geiste erfahrene Liebe und den tiefen Frieden widerspiegelt und dankbar weiterschenkt.

Wir werden, wenn wir die Denkweise der Furcht ablegen und im Geist der Liebe bleiben, darauf vertrauen dürfen, daß denen, die lieben, alles zum Besten dient.

Vergebung ist dabei der Schlüssel zum Glück.

Radikale und wahre Vergebung räumt die Blockaden gegen die Liebe weg und macht den Weg für Heilung und Glück frei.

Und wir werden erkennen, daß alles, was wir selbst oder andere tun oder getan haben, entweder ein Ausdruck unserer oder ihrer Liebe ist oder aber ein Ruf nach Liebe- je nach dem Stand des jeweiligen Bewusstseinsgrades und Achtsamkeit.

Wir können uns selbst vergeben, weil wir stets unser Bestes gegeben haben, entsprechend dem aktuellen Bewusstseinsgrad, den wir bis dahin erreicht haben.

Nicht die Vergangenheit bestimmt unsere Zukunft, sondern wie wir in der Gegenwart mit unserer erinnerten Vergangenheit umgehen, bestimmt die Wirkungen unserer Vergangenheit.

Alles dient zu meinem Besten, je nachdem wie ich mich entscheide mit dem umzugehen, was ist, und ob ich es als gedanklichen Verstärker für Schuld, Hass, Angst und Trennung oder als Weckruf für Liebe und Verbundenheit benütze.

Wenn wir uns enttäuscht fühlen und unsicher sind, wie wir in einer Beziehung oder Situation handeln sollen, können wir uns fragen:

Basiert dieser Gedanke zur aktuellen Situation darauf, dass ich mich selbst wertschätze?

Wenn ich daran glaube, dass ich liebenswert, vollständig und ohne Mangel bin, wie werde ich dann darüber denken -und wie reagieren und handeln?

Nur das, was von mir selbst ausgeht, in meinem Denken, Reden oder Tun, kann nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung bestimmen, was oder wer ich bin- niemals bestimmt mich, was außen in der Welt geschieht oder wie andere Menschen (über mich) denken, reden oder handeln!

Ich bin und bleibe so vollkommen liebend und liebenswert wie die Liebe mich schuf.

Daran zu glauben und auf die Rückkehr zur Liebe hoffend, auf sie meine Stärke setzend, und in ihr geistig meine Zuflucht suchend, ist der Weg der Vergebung.

Alle Liebe, die wir suchen, wohnt bereits unverlierbar in uns.

Die Verbundenheit mit der Liebe können wir auch nicht verlieren, wenn uns jemand verlässt, den wir lieben- außer wir verlieren uns in der Identifikation mit dem Egogeist in den trennenden und verurteilenden Gedanken, die die Stimme der Angst uns einflüstert.

Wenn wir in der Liebe wohnen, fühlen wir uns nicht geringer oder besser als irgendjemand.

Wenn wir voller Liebe sind, ziehen wir auch liebevolle Menschen und Umstände an.

Angst und Trennung sind Illusionen, nur jeder liebevolle Gedanke ist wahr.

Nur was von der Liebe stammt ist wirklich und hat Bestand.

Gefühle und Erlebnisse, die nicht von der Liebe stammen, erinnern uns daran, dass wir, nachdem wir sie achtsam gefühlt, empfunden und erforscht haben, mitsamt der sie erzeugenden gedanklichen Bewertungen und Geschichten loslassen können, um neu zu wählen, und um eine Perspektivenänderung unsrer Wahrnehmung (mit den Augen der Liebe) bitten dürfen.

Dies wird uns wieder in den geistigen Frieden nach Hause bringen.

Wenn wir alle Menschen, denen wir begegnen, durch die Augen der Liebe (statt durch die Augen der Angst) sehen und ihnen Frieden, Glück und Liebe wünschen, werden wir spüren, daß wir unsere Segnungen gleichzeitig damit auch uns selbst geben.

Wir empfangen was wir geben.

Ich empfehle Ihnen, wenn sie mit einer Situation, einer Beziehung oder einer Person nicht im Frieden sind, Ihren tieferen Ängste ins Auge zu sehen und sich achtsam und mitfühlend mit allen schmerzlichen emotionalen Wurzeln, früheren Erlebnissen und damit zusammenhängenden Geschichten zu konfrontieren- am besten intensiv und konzentriert über den Zeitraum einer Woche.

Es gibt immer eine Geschichte, die hinter dem Problem steht, das uns aktuell in Aufruhr versetzt und in Unfrieden bringt.

Meditieren Sie jeden Tag mindestens eine Viertelstunde und gehen Sie in Ihren inneren Raum der Stille.

Und fragen Sie sich in allen Situationen, ob Ihre Entscheidung und Ihre Wahl mit Ihren tiefsten Werten übereinstimmt.

Dieser Prozess wird Ihnen wie eine Reise von der Hölle zum Himmel vorkommen.

Die Liebe ist in unserem Geist immer gegenwärtig.

Nichts außer unsere eigenen Gedanken kann uns verletzen und uns von der Liebe trennen, die wir wesenhaft sind und mit der wir- auch wenn sie von Schattenträumen unseres Egogeistes zeitweilig verdeckt sein kann- in den Tiefen unseren Geistes und im unverletzlichen Kern unseres Wesens zeitlos verbunden sind.

Wenn wir in jeder Bedrängnis in die Stille gehen, betend und meditierend, nach innen lauschen auf die Stimme der Liebe in unserem Geist, und ihre Antworten mit offenem Herzen hören, werden wir lernen, wirklich zu sehen und diese befreiende und heilende Liebe erfahren und in ihren tiefen Frieden zurückkehren:

Ich bin ein Kind der Liebe.
Ich lebe aus der tiefen inneren Erfahrung eines bedingungslos geliebten Menschen.
So wie ich bin, bin ich recht.

Ich brauche mir keine Sorgen zu machen.
Ich brauche mich nicht anzutreiben und zu hasten.
Ich lebe voller Vertrauen und in der Liebe verwurzelt,
und teile meine erfahrene Liebe dankbar mit der Welt.

Und wenn wir aus der spirituellen Erfahrung eines gesegneten geliebten Menschens dankbar und gelassen und in Frieden leben und uns mit anderen Menschen wirklich verbinden, sind wir Licht in dieser sich rasch verändernden postmodernen Welt und erinnern auch die, mit denen wir uns verbinden, an die innere Stimme ihrer eigenen Liebenswertigkeit und unverlierbaren Würde.

 

Dieses Glück und diesen Frieden, der wirklich gesund und heil macht, wünscht Ihnen von Herzen,

Dr. Wolf Maurer

 

 

Zum Thema Heilung durch spirituelles Leben und Suchen passt auch folgende alte Geschichte:

Das versteckte Glück- die Weisheit liegt in Deinem Inneren

(Eine persische Geschichte)

Vor langer Zeit überlegten die Götter, dass es sehr schlecht wäre, wenn die Menschen die Weisheit des Universums finden würden, bevor sie tatsächlich reif genug dazu wären.

So entschieden sich die Götter, die Weisheit des Universums so lange an einem Ort zu verstecken, wo die Menschen sie erst finden würden, sobald sie reif genug wären.

Einer der Götter schlug vor, die Weisheit auf dem höchsten Berg der Erde zu verstecken.

Aber sie erkannten schnell, dass der Mensch bald alle Berge erklimmen würde und die Weisheit auf der Bergspitze nicht sicher genug versteckt wäre.

Dann schlug ein anderer vor, die Weisheit an der tiefsten Stelle des Meeres zu verbergen.

Aber auch dort wähnten die Götter die Gefahr, dass die Menschen die Weisheit zu früh finden würden.

Dann meldete sich der weiseste aller Götter zu Wort:

Lasst uns die Weisheit des Universums im Menschen selbst verstecken.

Er wird erst dort danach suchen, sobald er reif genug ist.

Und das ist er dann, wenn er den Weg in sein Inneres geht.“

Die anderen Götter waren von diesem Vorschlag begeistert und so versteckten sie die Weisheit des Universums im Menschen selbst.

Und der große Physiker Albert Einstein erkannte:

Das schönste und tiefste Gefühl, das wir erfahren können, ist die Empfindung des Mystischen.

Es ist die Quelle aller wahren Wissenschaft.

Wem dieses Gefühl fremd ist, wer nicht mehr staunen und von Ehrfurcht erfüllt sein kann, ist so gut wie tot.

Zu wissen, daß das für uns Unergründliche wirklich existiert, sich als höchste Weisheit und strahlendste Schönheit niederschlägt, welche unser dumpfes Vermögen nur in ihren primitivsten Formen begreifen kann, dieses Wissen, dieses Gefühl bildet das Zentrum wirklicher Religiosität.

Der Mensch ist ein Teil des Ganzen, das wir Universum nennen, ein in Raum und Zeit begrenzter Teil.

Er erfährt sich selbst, seine Gedanken und Gefühle als abgetrennt von allem anderen – eine Art optische Täuschung des Bewußtseins.

Diese Täuschung ist für uns eine Art Gefängnis, das uns auf unsere eigenen Vorlieben und auf die Zuneigung zu wenigen uns Nahestehenden beschränkt.

Unser Ziel muß es sein, uns aus diesem Gefängnis zu befreien, indem wir den Horizont unseres Mitgefühls erweitern, bis er alle lebenden Wesen und die gesamte Natur in all ihrer Schönheit umfaßt.“

Albert Einstein (1879 – 1955)

 

 

 

https://www.youtube.com/watch?v=yjz2TvC2TT4&list=RDyjz2TvC2TT4&start_radio=1&width=560&hight=315

 

 

https://www.youtube.com/watch?v=KFqyBujoKhU&width=560&hight=315

 

 

Weiterführende Hörbücher „Psychosomatik Scheidegg“ 

PSS 5, Burnout-Fegefeuer der Eitelkeiten

PSS 7, Selbstwertschätzung- Freundschaft mit sich selbst schliessen

PSS 18, Gelassenheit entwickeln- Lebensfreude und Zufriedenheit entdecken

PSS 21, Leben oder Funktionieren- die eigene Identität entwickeln

PSS 23, Fragen, die Sinn stiften…und Ihre Welt verändern

PSS 24, Lebenskunst- Das Gute leben

PSS 26, Kränkung und Vergebung

 

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