Der Stein in der Straße
von Dr. Wolf-Jürgen Maurer
Vor langer Zeit gab es einmal eine Straße zu einem Königreich.
Mitten aus ihr ragte ein halb vergrabener Stein hervor.
Die Menschen gingen einfach um ihn herum.
Doch die Pferde stürzten darüber, brachen sich die Beine und starben. Die Wagenräder der Karren, die von den Pferden gezogen wurden, zerbrachen und die Menschen verloren die Waren, die sie hergestellt hatten und im Königreich verkaufen wollten, um so ihre Existenz zu sichern.
Das passierte auch einem kleinen Jungen.
Die Fässer mit Bier, welches die Familie gebraut hatte, fielen herunter und zerbrachen und der Junge musste mitansehen, wie die Erde alles Bier aufsaugte, bis nichts mehr da war. Das war die letzte Chance der Familie gewesen. Sie hatten Hunger aber kein Geld und keine Waren mehr.
Der Junge saß einfach nur da und weinte.
Doch dann sah er auf den Stein – der immer noch da lag – und dachte, dass dieser wohl noch vielen Menschen Schaden zufügen würde. Also versuchte er, ihn auszugraben.
Aber wie sehr er sich auch bemühte, der Stein bewegte sich keinen Zentimeter.
So lief er nach Hause und holte seine Familie und zusammen gruben sie den Stein frei – mit bloßen Händen, bis diese bluteten. Sie benutzten alle Kraft, die sie hatten, um ihn herauszuziehen. Es dauerte Stunden.
Und dann, als sie das entstandene Loch wieder mit Erde auffüllen wollten, sahen sie etwas darin – es war ein Beutel voller Gold.
Der König selbst hatte nämlich den Stein in die Straße setzen und das Gold darunter vergraben lassen, weil er wusste, dass diejenigen, die ihn ausgraben würden, die etwas tun würden, eine Belohnung verdient hätten.
Diejenigen hätten es verdient, ihr Leben für immer zum Besseren ändern zu können.
(Diese Geschichte eines unbekannten Verfassers wurde mir von einer freundlichen Patientin aufgeschrieben und am Ende Ihres Aufenthaltes überreicht – herzlichen Dank nochmals dafür!)
Nur wer nicht immer und immer wieder dasselbe tut, obwohl es noch nie wirklich funktioniert hat, und wofür er bisher einen hohen Preis bezahlt hat, sondern sich dazu entscheidet, sich aktiv mit seinen Problemen und möglichen Hintergründen auseinanderzusetzen, wird oft sogar ein Geschenk hinter seiner Krise und seiner Problematik finden, die sein Leben bereichern kann.
Statt passiv zu leiden, nichts zu verändern und im Jammertal zu versinken und sein Leid zu klagen, ist es ratsam, sich gegebenenfalls Hilfe zu holen, um seinen Lebensweg wieder frei zu räumen.
Diesen Mut zur aktiven Überprüfung und Veränderung eigener Lebensmuster und Strategien
wünscht Ihnen,
Dr. Wolf Maurer
Weiterführende Hörbücher:
PSS 8, 9, 10, 13, 14, 15, 19, 20, 23