Gelingende Kommunikation: Wie reden Sie miteinander?
von Dr. Wolf-Jürgen Maurer
Wir Menschen sind soziale Wesen. Wenn wir ehrlich sind, sehnen wir uns alle nach Verbundenheit. Danach, gesehen, gehört und verstanden zu werden. Ob Beziehungen gelingen, liegt v.a. an unserer Kommunikation miteinander. Ob wir uns geistig miteinander verbinden oder aber uns trennen. Wenn wir zufrieden leben wollen und unser Wohlbefinden verbessern, dann muss es uns um gute Beziehungen gehen. Und wir sollten klären, ob wir wirklich Verbundenheit anstreben. Oder ging es uns v.a. um uns selbst und unsere eigenen Interessen? Dann können wir über unsere Art zu kommunizieren und mit anderen in Verbindung zu treten nachdenken. Worum ging es uns dabei bisher vor allem- und was möchte ich daran verändern? Was führt zu einer geglückten Kommunikation und was verhindert sie?
Folgende Tips für eine angenehme Gesprächskultur haben sich bewährt.
Achtsam reden – achtsam zuhören:
„Wenn du Interesse möchtest, sei interessiert.“
Ihr Grundmotiv soll nicht der Wunsch sein, beliebt zu werden, sondern es soll der Wunsch vorherrschen, für Ihr jeweiliges Gegenüber da zu sein. Sie schenken Ihrem Gesprächspartner ein spannendes, unterhaltsames, einfühlendes Gespräch, je nachdem, wonach ihm (oder ihr) gerade der Sinn steht, und unabhängig davon, was er (oder sie) für Sie – retour – empfindet.
Sie verschenken Zeit, eines der kostbarsten Geschenke, die es gibt, und zwar Zeit, die mit einem Dialog gefüllt ist, der gut tut. Dem anderen gut tut – beiden
gut tut – letztlich Ihnen gut tut, weil das Glück des anderen (und immer öfter der anderen) Sie in Beliebtheit einhüllen wird.”
Was bei einem Gespräch möglichst zu vermeiden ist, wie etwa die folgenden „sieben Todsünden“:
1. Man soll nicht nur über sich selbst und seine Belange sprechen.
2. Man soll nicht sein Gegenüber nach dessen Belangen ausfragen.
3. Man soll sich nicht unnötig lange mit Smalltalk aufhalten.
4. Man soll nicht Abwesende kritisieren oder gar bloßstellen.
5. Man soll nicht in Form von Monologen dozieren und belehren.
6. Man soll nicht ständig urteilen und eigene Ansichten äußern.
7. Man soll sich nicht kompliziert und unverständlich ausdrücken.”
“Was ist also die Quintessenz eines fruchtbaren, wohltuenden Gesprächs?
Vielleicht dies: Die echte Zuwendung zum Du. Darin ist alles vereint: das anteilnehmende Zuhören, der unabdingbare Respekt, die Zurückhaltung in eigener Sache, die Suche nach den passenden Worten, der Verzicht darauf, das Du zu belasten oder sich dumm fühlen zu lassen, und die kleine Anregung, die genau richtig ist, dem Du einen beschwingenden Impuls mit auf den Weg zu geben.”
Auch wenn Ihnen jemand nur ‚Blabla’ entgegenbringt, verbirgt sich dahinter ein Mensch mit Freuden und Sorgen, Hoffnungen und Zweifeln. Hören Sie genau hin, wie seine Stimme klingt, versuchen Sie, Zwischennuancen zu erfassen: das Unausgesprochene zwischen seinen Worten, und tasten Sie dem behutsam nach. Oder suchen Sie nach einer Kleinigkeit, die Sie bei ihm anerkennen können, und geben Sie ihm eine positive Rückmeldung dazu.
Bemühen Sie sich, ihn zu verstehen, auch wenn Ihnen sein Gehabe oder Gerede missfällt, denn vielleicht ist es bloß seine Ausdrucksnot, die ihn unsympathisch erscheinen lässt.” Jeder Mensch ist von Themen bewegt, die das Leben an ihn heranbrandet. Entdecken Sie ein solches Thema bei Ihrem Gesprächspartner, dann vertraut er sich Ihnen mit größter Wahrscheinlichkeit einen Spalt breit an und gewährt Ihnen einen kurzen Einblick in sein Innerstes. Wenn Sie dann voller Güte, Milde, Achtung und Mitgefühl reagieren und sich davor hüten, ihm Ihren eigenen Standpunkt auf die Seele drücken zu wollen, werden Sie gewonnen haben – nicht nur ein gutes Gespräch, sondern auch einen Freund.
Wenn Sie ihre Gespräche überlegt, inhaltsintensiv und du-freundlich
gestalten, kommen ihre Mitmenschen auf sie zu, als würden sie magnetisch von Ihnen angezogen. Zum ersten Mal in ihrem Leben wissen Sie sich als Person gesehen und geschätzt.
“Haben zwei Menschen je einen Apfel und tauschen sie ihn aus, so hat wieder jeder von ihnen einen Apfel. Haben hingegen zwei Menschen je eine Idee und tauschen sie sie aus, dann hat jeder von ihnen zwei Ideen. Das ist eines der Geheimnisse stabiler Beziehungen – man reichert sich gegenseitig mit Ideen an!”
Vorsicht: man bespreche sich nicht erst dann, wenn es Probleme bzw. Anlässe zur Unzufriedenheit gibt. Wer den Mund aufmacht, um Beschuldigungen und Vorwürfe auf den Tisch zu legen, ist unerwünscht und wird naturgemäß abgewehrt. Einzig Paare und Menschen, die in problemarmen Zeitzonen locker über verschiedene Sachverhalte diskutieren können (sich dabei gegenseitig ergänzend, befruchtend, und ohne sich dabei zu langweilen, sondern im Gegenteil sich dabei eher amüsierend, sind in der Lage auftretende
Probleme konstruktiv zu lösen.
Ohne aufmerksames Zuhören aber ist kein vernünftiger Dialog in Gang zu halten. Versöhne deine Wut. Versöhnte Menschen sind kommunikativer.
Da sich unversöhnte Menschen im Zustand einer latenten Dauerwut befinden, kann man sich mithin vorstellen, wie anfällig sie sind, Unschuldigen – zum Beispiel ihren Gesprächspartnern – Ärger zu bereiten. Gewiss möchten sie dies nicht, aber es passiert ihnen, es rutscht ihnen in einem unbewachten Augenblick durch die geistige Kontrolle hindurch. Dann verschieben sie ihren Konflikt auf Unbeteiligte oder kämpfen auf Nebenkriegsschauplätzen. Und der Falsche bekommt ihren Unmut ab – und das macht sie eben nicht beliebt.
Im Konfliktfall empfehle ich, verwandeln Sie nach der „VW-Regel“ ihre Vorwürfe in Wünsche und übernehmen Sie taktvoll Verantwortung für eigene Gefühle und Bedürfnisse. Formulieren Sie sich klar und eindeutig, ohne Ihr Gegenüber zu verurteilen oder anzuklagen. Reagieren Sie nicht impulsiv. Und niemals unüberlegt im Sturm der Affekte schnell per Mail! Klären Sie zuerst, worum es Ihnen selbst wirklich geht und Ihre eigenen Bedürfnisse und vereinbaren sie dann ggf. nach einem Timeout einen günstigen für beide passenden Gesprächszeitpunkt. Lästern Sie nicht hintenherum passiv-aggressiv. Kehren Sie aber Konflikte auch nicht unter den Teppich und stauen Sie Ihr Gefühle nicht zu lange auf. Sprechen Sie mit den Menschen, um die es geht, immer direkt und stets die Person wertschätzend. Holen Sie sich nicht heimliche Verbündete und bleiben Sie strikt und klar bei der Klärung einer gegenwärtigen Sache und Ihrem konkreten Anliegen und Wunsch. Übertreiben und pauschalisieren sie niemals. Machen Sie nicht aus einer Mücke einen Elefanten. Interessieren Sie sich für die Beweggründe ihres Gegenübers. Ihn zu verstehen zu suchen schwächt nicht Ihre eigene Position. Hören Sie Ihm wirklich achtsam zu. Nur wer bereit ist, sich im Gespräch verändern zu lassen, mit dem macht ein Gespräch wirklich Sinn. Verurteilen und fordern Sie nicht, sondern äußern Sie Ihre Wünsche als Bitten klar und unmissverständlich -und zeigen ggf. die Konsequenzen fairerweise auf, falls der andere dies nicht verändern möchte. Wieviel Nähe oder Distanz Ihnen je nach Verlauf solcher Gespräche gut tut, unterliegt als Erwachsener Ihrer eigenen hoheitsvollen Entscheidung. Dies sind die Prinzipien einer gewaltfreien Kommunikation. „Tadle nicht den Fluss, wenn du ins Wasser fällst.“ Das heißt, prüfe, bevor du allzu lange haderst, ob es nicht an deiner Unversöhntheit liegt, dass du mit Gott und der Welt im Unreinen bist. Wenn du wirklich willst, dass man dich gerne hat und dass man freudig bei dir weilt, dann arbeite an deiner Versöhnung!”
Ein versöhntes offenes Herz
und gute verbindende Gespräche
wünscht,
Dr. Wolf Maurer
Weiterführende Hörbücher:
PSS 1, 3, 7, 9, 22, 24, 25, 26, 27