Bewusstseinstexte Dr. W.-J. Maurer

Meine goldene Lebensregel

von Dr. med. Wolf-Jürgen Maurer

 

Wir erwarten viel.

Entsprechend oft sind wir enttäuscht

– von Anderen.

Wir machen uns von ihnen abhängig

oder schützen uns durch Rückzug.

Unsere Aufmerksamkeit richten wir darauf,

was wir von Anderen nicht bekommen

was wir von ihnen vorenthalten bekommen.

Oder wir erwarten nichts Gutes und sehen nur das Schlechte,

das wir in Alles reininterpretieren.

So leben wir ein einer ängstlich-enttäuscht-wütend-fordernden

und anklagenden Weise unser Leben und unsere Beziehungen.

Worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten,

das ziehen wir in unser Leben.

Mit dieser inneren Haltung,

die wir auf die Welt und unsere Mitmenschen projizieren,

verewigen wir Enttäuschungen aus unserer Vergangenheit.

Und halten paradoxerweise am vergangenen Schlimmen fest.

Wir verpassen die Gegenwart und werden zum Gefangenen unserer schmerzlichen Vergangenheit.

Gefangener der Angst.

Das Leben ist dann bestimmt durch

Mangel und Machtlosigkeit,

von Kampf und Kontrolle.

Wir entscheiden uns unbewusst für Schuld, Konflikt und Unfrieden.

Ein Leben in einer Seifenblase der Abtrennung von Vertrauen, Frieden und Verbundenheit.

Was wir im Außen unserer kleinen Seifenblase wahrnehmen

ist der Spiegel unserer inneren Einstellung und unserer Gedanken.

Wir sehen nicht die Möglichkeiten,

die uns die Wirklichkeit außerhalb unserer kleinen Seifenblasenwelt bietet.

Außer wir haben die ewige Wiederholung desselben satt,

und wollen nicht länger leiden,

und wählen neu

und entscheiden uns dafür,

unsere alte Mentalität los- und die Seifenblase platzen zu lassen.

Dann entscheiden wir uns,

offen zu sein für eine neue Art der Wahrnehmung.

Wir entscheiden uns gegen unser altes automatisches

Interpretationsmuster des Denksystems der Angst

und machen v.a. Frieden und liebevolle Verbundenheit zu unserem Ziel.

Wenn wir erkennen, dass die Welt, die wir sehen, die Furcht erregende Natur des Selbstbildes, das wir uns von uns selbst gemacht haben, bezeugt, ist es unerlässlich, dass wir dieses Selbstbild loslassen.

Wie kann ich erkennen, wer ich bin, wenn ich mich selbst als jemanden sehe, der ständigen Angriffen ausgesetzt ist? 

Schmerz, Krankheit, Verlust, Alter und Tod scheinen mich zu bedrohen. 

All meine Hoffnungen, Wünsche und Pläne scheinen in der Hand einer Welt zu liegen, über die ich keine Kontrolle habe.

Die Welt, die ich sehe, erhält mein angsterfülltes Selbstbild aufrecht und ist Gewähr, dass es bestehen bleibt.

Mir dämmert allmählich, dass Wahrnehmung Projektion ist, dass meine eigenen Angst- und Angriffsgedanken und Urteile die Welt, die ich sehe, und meine Verletzlichkeit aufrechterhalten.

Und ich möchte lernen, die Dinge und meine Mitmenschen anders zu sehen.

Ich will die Welt und mich selbst mit Barmherzigkeit und Liebe betrachten.

In meinem eigenen Geist, hinter all meinen angstbasierten Gedanken der Trennung und des Angriffs, liegt die Erkenntnis, dass alles ewig eins ist. 

Ich habe die Erkenntnis dessen, wer ich bin, nicht verloren, nur weil ich sie vergaß. 

Wenn ich nach innen schauen lerne, achtsam meine Gedanken und Gefühle beobachte und an ihnen und allen meinen Problemgeschichten und bewertenden Analysen vorbei gleite mit meinem Bewusstsein, gelange ich an einen inneren Ort der Stille und des Friedens und der liebevollen freudvollen Verbundenheit mit allem was ist-

dann bin ich ganz bei mir , ganz im Augenblick zu Hause, der heilsam ist.

Wenn ich auf diese Stille lausche und sie befrage und um Hilfe bitte, werde ich intuitive Impulse wahrnehmen, wie ich den Sinn des Augenblicks erkennen kann und wie liebevolles Sprechen und Handeln möglich wird.

Dann lass ich mich nicht mehr von der Angst leiten, sondern von dieser Stimme der Liebe, die alles entweder als einen Ausdruck von Liebe deutet oder als Ruf nach Liebe.

Und plötzlich bin ich frei-die Seifenblase ist zerplatzt und die Wahrnehmung meiner Welt eine andere.

Niemals kann mich das, was von anderen ausgeht, wie sie mich behandeln, definieren oder bestimmen.

Außer ich gebe dem Macht.

Nur das, was an Gedanken, Worten und Taten von mir selbst ausgeht,

bestimmt mich selbst und spiegelt wer ich bin,

zeigt das Bild das ich von mir habe.

Lieben können macht glücklich-schreibt Hermann Hesse, dessen Lebensphilosophie er am Ende auf folgende Kürze brachte:

Treue zu sich selbst – und Güte zu den Menschen.“

Aber wir wollen lieber selbst geliebt werden- und machen uns damit zu ängstlichen und unglücklichen Mängelwesen und süchtigen Bettlern -süchtig nach Liebe und Anerkennung.

Aber Friedrich Schleiermacher schrieb: „Du sollst nicht Geliebtsein wollen, wo Du nicht liebst.“

Am besten wollen wir von allen und immer geliebt werden.

Doch dass das nicht möglich ist, können wir am besten an der eigenen Liebesfähigkeit ablesen.

Wir schaffen es ja meist nicht einmal mit unseren Nächsten konsequent liebevoll umzugehen.

Und je weiter entfernt uns Freunde, Bekannte oder Fremde stehen, desto weniger Mitgefühl entwickeln wir häufig.

Von Ernst Ferstl zitiere ich gern den schönen Satz: „Was wir an Liebe geben, verleiht unserem leben Gewicht -was wir an Liebe bekommen, erleichtert es.“

Aber erwarten und fordern sollten wir solche Erleichterungen und Liebesbekundungen nicht.

Fangen wir bei uns selbst an .

Und seien wir die Veränderung, die wir uns für diese Welt wünschen, wie Mahatma Gandhi empfohl.

Verleihen wir unserem Leben Gewicht und üben uns immer wieder in Nächstenliebe.

Schenken wir anderen ein Lächeln, vergeben wir alten Groll und lassen unsere vorschnellen Urteile fallen, schenken wir anderen Menschen Akzeptanz und praktizieren wir Hilfsbereitschaft und Kollegialität und zwar ohne Gegenleistungen oder Dankbarkeit zu erwarten.

Geben wir unser Anspruchsdenken auf und erleichtern wir das Leben anderer-und unseres damit gleich mit.

Denn was wir geben, das werden wir empfangen.

Uns geschieht nach unserem Glauben

und wenn wir unser Denken ändern, verändert sich die Welt.

Und natürlich wissen wir eigentlich alle, woran uns Erich Kästner immerwährend erinnert: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“

Geliebt werden wollen macht Angst.

Lieben können und Vergeben macht glücklich

und das Leben sinnerfüllt.

Deshalb erinnere ich zum Schluss an die goldene Regel, die in allen spirituellen Traditionen in ähnlicher Weise zu finden ist-hier in meiner persönlichen Version:

Was Du nicht willst,

dass man Dir tu,

das füg weder Dir selbst, noch andern zu!

Und was die Andern Dir solln geben,

das gib Dir selbst und Andern,

so wirst Du zufrieden leben.

Bewahr Dir ein liebend-mitfühlendes Herz

und üb deine Gaben,

das macht glücklicher

als bloßer Schein und viel zu Haben.

Genieß den Augenblick achtsam mit allen Sinnen,

tu Gutes, ohne festzuhalten,

üb dich stets in Dankbarkeit,

so ist dein Leben voller Eigen-Sinn

und Heiterkeit.

 

Das wünscht Ihnen,

Dr. Wolf Maurer

 

Weiterführende Hörbücher:

PSS 1,7,8,10,13,17,18,19,23,24,26,27

 

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