Sehnsucht ist unheilbar
von Dr. med Wolf-Jürgen Maurer
Die Wurzel jeder Sucht liegt in der fehlgeleiteten menschlichen Suche nach Liebe.
Fehlender emotionaler Kontakt und bedingungslose Annahme sowie Ablehnung führen in den prägenden Jahren der Kindheit dazu, dass der existenziell von seinen frühen Bezugspersonen abhängige Mensch den Kontakt zu seinem wahren Wesen, zu sich selbst, nicht findet.
Dies ist der Grund für den Wackelkontakt in der Beziehung zu sich selbst und anderen und späteres emotionales und psychosomatisches Leid und Beziehungsscheitern mit Isolation oder Dauer-Konflikten.
Die erfahrene frühe Nichtannahme führt zu einer Identifizierung mit einem falschen schuld-,scham-und angstbasierten Selbst und einer neurotischen inneren Realität, die wie ein Avatar die unbewusste Steuerung im Leben, Entscheiden und Handeln übernimmt. Und immer wieder unser Ankommen verhindert und im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung der verinnerlichten negativen Kernüberzeugungen mit wechselnden Mitspielern in wiederholtes selbst-und beziehungssabotierendes Scheitern und Leid führt infolge mangelnder Begegnung- mit sich selbst und anderen.
Denn die Devise des falschen Selbst (des kleinen Angst-Ich) ist: Suche und finde nicht! Das falsche Selbst ist ein geistiger Bewusstseinszustand der Angst und der (Selbst-) Ablehnung, der uns von dem, was Leben gelingen lässt, fernhält: der Liebe.
Wenn echtes Sehnen nicht erfüllt wird, dann entsteht aus jedem Sehnen eine Suche, die irgendwann zu einer Sucht wird.
Wenn wir in den ersten Lebensjahren nicht die emotionale Versorgung bekommen haben, die wir brauchen, und wir nicht selbstverständlich das Gefühl von Liebe und Annahme erfahren haben, dann entwickeln wir ein falsches Selbst mit leiderzeugenden selbstablehnenden und beziehungsschädlichen Kernüberzeugungen.
Aus uns, dem sehnenden Kind, wird ein zukünftig sehn-süchtiger Erwachsener werden, der rastlos auf der Suche ist, sich das zu erfüllen, was so unerfüllt in ihm lebt.
Wir wollen es anderen recht machen, sie beeindrucken und von ihnen anerkannt, gelobt und geliebt werden. Dabei verraten wir unser Herz. Die Sucht geliebt zu werden ist die größte aller Süchte, die den äußeren Süchten zugrunde liegt.
Alkoholsucht, Tablettensucht, Drogensucht, Süssigkeitensucht, Esssucht, Streitsucht, Arbeitssucht, Personensucht, Harmoniesucht, Versorgungssucht, Gefallsucht, Perfektionssucht, Leistungs-und Erfolgssucht, Sportsucht, Beziehungssucht, Sexsucht, Affärensucht, Internetsucht, Kaufsucht, Sammelsucht, usw.
Sucht kann unendlich verschiedene Gesichter haben und diese immer wieder wechseln. Immer gleich ist sie in ihrem Grund:
Ich versuche, die Leerstelle, das Loch im eigenen Selbst und das echte Sehnen in mir, das nicht erfüllt wurde, durch Kompensation an anderer Stelle zu erfüllen und zu stopfen – und komme dadurch niemals (bei mir selbst) an.
Mehr noch, durch das Suchen an falscher Stelle werde ich immer hungriger und erschöpfter und lande irgendwann in dem Ruin von damals, aus dem meine Sucht entstanden ist – fehlende Begegnung.
Der Ursprung jeder Sucht ist die Suche nach Liebe. Nach Annahme und nach Geborgenheit. Die Annahme und Geborgenheit, die uns in den ersten Jahren nicht zuteil wurde.
Wo Sucht ist, gibt es keine Grenzen. Sie entsteht dort, wo ich “muss“ und nicht mehr frei bin, zu wollen – das merke ich, wenn ich das, was ich scheinbar will, nicht lassen kann. Davon mache ich mich abhängig.
Jeder, der sich befreien und die Spur seines inneren Gefängnisses verlassen will, muss sich fragen, in welchem Bereich seines Lebens er ein Süchtiger ist bzw. womit er die fehlende Geborgenheit, Annahme und Liebe in seinem Leben und aus den ersten Jahren zu kompensieren versucht, und er muss bereit sein, sich davon zu verabschieden.
Halten Sie mit Ihrer Ablenkung und Fixierung auf das Außen inne und finden Sie heraus, wo Ihre Sehn-Sucht liegt.
In welchem Bereich müssen Sie zwanghaft etwas haben oder tun?
Fragen Sie sich, wo und wodurch Sie kompensieren, und vor allem, was Sie kompensieren.
Finden Sie heraus, was Ihnen fehlt und wonach Sie sich tatsächlich sehnen.
Was versuchen Sie wiedergutzumachen, was Sie an anderer Stelle nicht erfahren (haben)?
Wir haben alle gelernt, unseren Selbstwert von der Bewertung und Beurteilung anderer abhängig zu machen, durch ihre Augen auf uns selbst zu schauen und nicht durch die Augen unseres Herzens.
Die Anleitung zu einem pseudoglücklichen Leben heißt bis heute:
„Tu was, leiste was, dann bekommst du was! Dann hast du was! Und hast du was (Geld, Ansehen, materielle Werte), dann bist du was.“
Wer dieser Devise „Tun – Haben – Sein“ weiter folgt, ist zwar in den Augen der anderen „etwas“, aber glücklich ist er nicht.
Unsere Aufmerksamkeit liegt darauf, was andere über uns denken und denken könnten, aber nicht auf dem, was wir über uns denken und selbst wirklich von Herzen leben wollen.
Wer sich dabei selbst verurteilt und verrät, muss auch andere immer wieder verurteilen. Wer sich selbst nicht wertschätzt und liebt, kann auch andere nicht lieben, nicht vertrauen und fühlt sich im Innersten auch nicht wert, geliebt zu werden.
Wir können erst dann ein wahrhaft glückliches Leben gestalten und uns glücklich fühlen, wenn wir unsere Selbstwertschätzung davon abkoppeln, wie uns andere sehen; wenn wir uns lieben, auch wo andere uns nicht lieben.
Dieser Weg macht zunächst einmal Angst und erfordert Mut und Geduld, aber der Lohn dieses Weges ist groß, er heißt:
Freiheit und wahres Lebensglück.
Denken Sie daran: Jede Beziehung zu einem anderen Menschen ist ein Übungsfeld für eigene Selbstentdeckung und Wachstum.
Ganz gleich, wie sich ein Mensch Ihnen gegenüber verhält, zeigt er Ihnen entweder auf, wie Sie mit sich selbst umgehen, wo Sie sich selbst innerlich abwerten, Ihr Herz verraten und nicht ihre Wahrheit leben.
Oder er testet Sie unbewusst darauf, wie sehr Sie sich selbst lieben und wie liebevoll, klar und entschieden Sie zu sich selbst stehen.
Jeder Mensch, der Ihnen begegnet, gibt Ihnen die Gelegenheit, zu überprüfen und zu entscheiden, wie sehr und ob Sie sich selbst lieben, Sie liebevoll „Nein“ sagen, bei sich selbst bleiben, sich abgrenzen und gut für sich selbst sorgen können.
Solange Sie sich selbst keinen Respekt und keine Selbstachtung entgegenbringen und sich auf die Liebe zu sich selbst verlassen können, fühlen Sie sich schnell durch den anderen gekränkt.
Ihr Selbstwertgefühl als Erwachsener ist aber nicht von anderen Menschen abhängig-wenn Sie sich nicht mehr davon selbst abhängig machen und den Anderen so viel Macht über Sie einräumen.
Ihre Angelegenheit, also Ihre Freiheit besteht nur darin, wie Sie auf den anderen Menschen und sein Verhalten reagieren.
Hören Sie also auf, Ihren Partner oder Gegenüber zu verurteilen und ändern zu wollen, und wenden Sie sich mit liebevoller Aufmerksamkeit sich selbst zu, besonders Ihren Gedanken, Gefühlen und Ihrem Herzen, das Ihnen den Weg zur wahren Liebe sich selbst und dann auch dem anderen gegenüber zeigen will.
Solange wir die Liebe zu uns selbst noch nicht entdeckt haben und leben, suchen wir als Ersatz dafür die Liebe anderer Menschen. Das ist die größte Ursache für das Scheitern unserer Partnerschaften und Ehen.
Unser inneres Kind steuert und bestimmt unser Verhalten gegenüber unserem Partner so lange, bis wir, die Erwachsenen, uns des Mädchens oder Jungen in uns annehmen und selbst die innere Vater- und Mutterrolle für dieses Kind übernehmen und dadurch innerlich erwachsen werden.
Verzichten Sie auf vergebliches Sehnen und Fixierung aufs Außen: Sucht wird nicht durch äußeren Verzicht, sondern durch die Auflösung der inneren Fixierung gelöst.
Je mehr Sie mit sich selbst in Beziehung sind, umso weniger müssen Sie sich auf andere Menschen, Objekte, Inhalte fixieren.
Wenn wir etwas „brauchen“, dann ist es die Liebe, Wertschätzung und Zuwendung uns selbst gegenüber.
Der Stachel der Sucht ist nicht die Droge.
Wir selbst sind der Stachel. Es ist der Stachel der fehlenden Anerkennung und Liebe aus den ersten Jahren, den wir in uns tragen und der dazu geführt hat, dass wir keine oder nur eine schwache Verbindung zu uns selbst haben.
Sind Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit den Tag über meist bei sich oder oft bei anderen, beispielsweise bei Ihren Kindern, Ihrem Mann, Ihren Eltern und stecken Sie Ihre Nase oft in die Angelegenheiten anderer Menschen? Handeln Sie aus der Liebe zu sich und zu Ihren Mitmenschen oder aus Angst und innerem Mangel und altem Schuld- oder Selbstunwert-Erleben? Die Wahl, die wir hier treffen, heißt: Selbstzentriertheit oder Du-Sucht. Das Kümmern und das Sorgenband um andere und deren Angelegenheiten fällt uns oft leichter, als unsere Verantwortung für uns und unser Inneres zu übernehmen. Wer sich allerdings liebevoll um sich selbst kümmert, der ist für Kinder, Partner und alle anderen ein wunderbares Vorbild, der entlastet sie von seinen eigenen negativen Gefühls-Energien, besonders seinen Ängsten, und gesteht ihnen ihren eigenen Weg zu.
Hinter jeder Sucht stehen Flucht vor sich selbst, seinem alten Schmerz und dazugehörenden Gefühlen und „Suche“ an der falschen Stelle. Aufrechterhalten wird die Sucht durch die Flucht vor dem bejahenden Fühlen von Scham, Schuld, Ohnmacht, Angst, Neid, Eifersucht, Trauer und anderen.
Um den fehlenden inneren Halt zu ersetzen, fixieren wir uns im Außen zwanghaft auf der Suche nach der Geborgenheit und Liebe, die wir damals nicht bekamen-dies ist der Bewältigungsversuch der Sucht, der kindliches emotionales Leid abwehren soll und paradox und tragischerweise jedoch selbst dadurch nur immer wieder reproduziert (unbewusster Wiederholungszwang).
Die meisten Menschen leben leider gegen die Stimme ihres Herzens und passen sich aus Angst vor Ablehnung und davor, den anderen zu verletzen, ständig den Erwartungen der anderen, des Partners, der Familie und Freunde, an. Das ist nicht nur ein Verrat am eigenen Herzen, sondern auch an unseren Mitmenschen. Hierdurch fordern wir sie auf, auch ihr Herz zu verraten und sind eigentlich, da nie erwachsen geworden, nicht richtig beziehungsfähig- weil wir andere notfalls nicht enttäuschen können, um uns selbst treu zu bleiben.
Erkunden Sie, was sich für Sie selbst wirklich wirklich stimmig und wahr anfühlt, und leben Sie beherzt und mutig danach.
Leben beginnt, wenn die Angst endet.
Angst beginnt im Kopf. Mut auch.
Denken Sie zur Selbstsupervision in Ruhe bei jeder Ihrer Entscheidungen darüber nach:
Welche wird meine Sucht füttern und welche die Verbindung zu meinem wahren Selbst stärken?
Was rät mir die laute fordernde Stimme der Angst, meines falschen Selbst, der alten inneren Realität, die mein Sehnen fehlleitet und in die unerfüllende und unerfüllbare krankmachende (Sehn-)Sucht führt?
Und was rät mir die leise mich nicht bedrängende Stimme meines Herzens, meines wahren Selbst?
Jeder Verrat am eigenen Selbst zugunsten einer Beziehung und zur Vermeidung von Angst sowie jeder faule Kompromiss stärkt meine neuronalen Suchtbahnen und die innere alte Realität und schwächt die Verbindung zu mir selbst.
Machen Sie Treue zu sich selbst zu Ihrer obersten Leitschnur, denn es gibt keine größere Einsamkeit und nichts Schlimmeres als Selbstverrat, Selbstverleugnung, Selbstausbeutung und Verlust der Selbstachtung- aus Angst vor Verlassenwerden und Einsamkeit.
Dies stärkt im übrigen schlußendlich auch niemals gesunde tragfähige Beziehungen-schon gar keine auf Augenhöhe, denn Selbstverrat ist das Gegenteil einer wahren Begegnung im gegenseitigen ehrlichen Dialog.
Wer sich selbst verlässt, wird früher oder später auch von anderen getäuscht oder verlassen- trotz oder wegen des Selbstbetrugs und des fehlenden authentischen Gegenübers, das man nicht wagt seinem Partner zu sein.
Sucht aufzulösen – egal, welches Gesicht sie trägt – bedeutet, für immer auf diesen süchtigen kompensatorischen Ersatz für Liebe zu verzichten und sich auf den Weg der Selbstliebe, auf den Weg des inneren Dialogs zu begeben und den Halt in sich zu finden, durch Ihr Interesse an sich selbst, Offenheit und Anerkennung für all Ihre unterdrückten Gefühle, die Bereitschaft alle Gefühlen liebevoll zuzulassen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen ohne sie zu bekämpfen, sie zu verdrängen oder mit ihnen zu verschmelzen und in ihnen abzusaufen oder sie zu ertränken und in Selbstmitleid zu baden- sich also selbst ein mitfühlender, respektvoller und wertschätzender wahrer Freund zu sein.
Es bedeutet zu erkennen, dass der Verzicht, den wir zu leisten haben, vielmehr der innere als der äußere Verzicht ist, der Verzicht auf Wiedergutmachung, der Verzicht auf kindliche Versorgung und die Bereitschaft anzuerkennen, dass das unerfüllte kindliche Sehnen, das wir in uns tragen, niemals mehr erfüllt werden kann.
In jedem Moment, in dem Sie sich (sehn)süchtig “angezogen“ fühlen, richten Sie unmittelbar den Blick auf sich selbst-meist ist es der alte Schmerz der inneren Realität, der uns da zu etwas oder jemand „magisch“ hinzieht und nicht die Liebe. Romantisieren und verklären Sie ihre destruktive Sehnsucht nach Wiederholung von bekanntem Schmerz und alten Gefühlen nicht.
Konzentrieren Sie sich nicht auf das Suchtmittel, sondern auf Ihre innere Fixierung. Erkennen Sie, dass es die fehlende Nähe aus den ersten Jahren ist, die Sie treibt und die auf dieser Ebene nicht mehr wiedergutzumachen ist. Sich von der Sucht zu befreien heißt, Stück für Stück die Kindheit und Wiedergutmachung loszulassen.
Jede Droge ist nur so lange eine Droge, solange ich ihr die magische Bedeutung gegeben habe, mich zu retten.
Wenn das Verlangen auftritt, verzichten Sie bewusst auf den Wunsch nach Versorgung und konzentrieren sich auf sich und darauf, die Verbindung zu Ihrem wahren Wesen aufzunehmen. Gehen Sie mit sich in Kontakt und beginnen Sie einen heilsamen inneren emotionalen Dialog und leben Sie auf dieser Grundlage das im Außen, was machbar ist und Ihnen echte Erfüllung bringt und wobei Sie Ihrem Wahren Wesen treu bleiben.
Bauen Sie sich selbst mit jedem Schritt auf, mit dem Sie Ihre Sucht abbauen.
Spüren Sie, wie der Verzicht der Sucht Sie (er)wachsen und frei werden lässt. Verschwenden Sie keine Energie, sich gegen das Verlangen oder das, was Sie begehren, zu wehren – versuchen Sie nicht, die Droge zu verdrängen, zu ignorieren, sondern lenken Sie Ihre Konzentration auf sich um. Diese Bewusstseinsumleitung ist ein zentraler Schritt der eigenen Befreiung.
Schenken Sie sich jetzt selbst die Begegnung, die Sie in der Kindheit und in späteren Beziehungen so schmerzlich vermisst haben.
Ziehen Sie nicht weiter Ihre Schmerzmauer hoch, verstecken Sie sich nicht hinter einer Maske und äußeren faschen unauthentischen Fassade, machen Sie nicht dicht, kämpfen Sie nicht gegen sich, lehnen Sie sich nicht weiter auch noch selbst ab, sondern stehen Sie zu sich und öffnen Sie Ihr Herz, zuallererst für sich selbst.
Begegnen Sie sich mit aufrichtigem Interesse, lernen Sie sich mit all Ihren Stärken und verletzten, verlassenen und abgelehnten Anteilen und „Kellerkindern“ wirklich kennen, schenken Sie sich selbst Mitgefühl, Wertschätzung und Respekt und suchen sie dasselbe auch im Außen, Begegnung auf Augenhöhe, nachdem Sie sich all ihrer unterdrückten Gefühle von Wut, Angst und Traurigkeit geöffnet haben. Sie zugelassen, wirklich auf Augenhöhe gefühlt und bis zum ersten Ursprung in Ihrem Leben zurückverfolgt und gegenüber Ihren verinnerlichten Eltern kraftvoll den Schmerz des Kindes ausgedrückt haben. Dort und damals, wo ihr falsches Selbst, mit dem Sie sich identifiziert haben, ihre selbstablehnenden Scham-und Schuldgefühle erzeugenden Kernüberzeugungen als innere leiderzeugende Realität über sich selbst und Ihr Leben entstanden sind, die Ihr Leben in die Sackgasse gesteuert haben.
Nur was gefühlt wird, kann sich verändern und dann losgelassen werden, um endlich inneren Frieden und Befreiung zu finden.
Sich aus dem Geisteszustand der Selbstablehnung und der Angst zu befreien, weil man frühe Ablehnung erfahren hat und Begegnung und Annahme und Interesse für das eigene Wesen fehlte, bedeutet sich der Liebe zuzuwenden, die jenseits alter Verletzungen und emotionaler Blockaden Ihr wahres Selbst und Wesen ist und unveränderlich immer bleibt.
Wir sind mehr als unsere Vergangenheit, mehr als unsere von unseren negativen Kernüberzeugungen gesteuerten Gedanken und Gefühle- diesem geistigen “mehr“ gilt unsere eigentliche Suche mit dem einhergehenden Stirb-und Werde-Prozess, der erst mit der Rückkehr zu Liebe vollendet ist.
Unser Körper kann sich auf Dauer nicht wohlfühlen und gesund bleiben, solange wir längere Zeit etwas leben, was sich für unser Herz nicht stimmig anfühlt, kein klares „Ja“ zu uns sagen, uns verbiegen, nicht „Nein“ sagen und unsere Wahrheit nicht leben, uns ständig überanstrengen, kämpfen und zu viel arbeiten, einseitigen äußeren Erfolg anstreben statt Erfüllung im Innern, uns für andere aufopfern, mitleiden und uns Sorgen machen, unsere Emotionen nicht angemessen ausdrücken und sie nicht bejahend durchfühlen, uns unsere verurteilenden und unwahren Gedanken nicht bewusst machen und für einen neuen Blickwinkel und Klarheit im Geist sorgen, keinen Frieden machen mit unserer Vergangenheit und unsren Schlüsselpersonen wie Vater, Mutter, Geschwister, Ex-Partner. Unser Körper erlebt jeden unserer Gedanken, den Sie über sich und auch über ihn denken, er nimmt über Schwingungen auch jedes Gefühl mit all seinen Energien wahr, das Sie sogleich verdrängen und ablehnen und dessen freien Energiefluss Sie damit blockieren und so körperlichen Schmerz, Verspannung und Krankheit erzeugen.
Er weiß um Ihr offenes oder verschlossenes Herz, um Ihr Lieben oder Nicht-Lieben. Und je länger Sie noch im Unfrieden mit sich und Ihrer Vergangenheit sind, desto schwerer trägt Ihr Körper an dieser Last. Durch die Unterdrückung Ihrer Gefühle und den Verrat am eigenen Herzen erschaffen Sie Krankheit und Konflikte.
Unsere Beziehungen können –richtig verstanden- Bewusstseins-und Wachstums- Hilfen sein zur Selbsterfahrung noch ungeheilter wunder Stellen, negativer Glaubenssätze und unserer Kernüberzeugungen und damit Katalysatoren für unsere Selbstentwicklung werden.
Sind Sie mit einem Menschen zusammen, der von etwas im Außen abhängig ist, ob von Haschisch, von Alkohol oder von Spielautomaten, der an Esssucht oder einer anderen Sucht leidet, ist das meist kein Zufall. Mitleid oder die Etikettierung als „Kranker“ helfen ihrem Partner oder Kind in keiner Weise, sondern schwächen ihn und verstärken seine Gefühle von Scham und Versagen. Dieser Ihnen nahestehende Mensch spiegelt Ihnen etwas. Wenn Ihr Partner, Ihr Sohn, Ihre Tochter an einer Sucht leidet, fragen Sie sich, wovon bin ich selbst abhängig, wo bin ich nicht frei? Was glaube ich zu brauchen oder was fehlt mir scheinbar zum Glücklichsein? Darf ich selbst schwach sein? Und kenne, akzeptiere und bejahe ich mich und kümmere ich mich um mich selbst und mein Wohlbefinden und Zufriedenheit? Schauen Sie sich Ihren eigenen Schmerz und Ihr in der Kindheit gebrochenes Herz an und gehen Sie selbst den Weg der Heilung. Lenken Sie sich nicht durch Ihren süchtigen Partner oder Kind von sich selbst (coabhängig) ab. Wo haben Sie eine ähnliche sorgend-bekümmernde Rolle (falsche Selbstidentität) bereits in Ihrer Kindheit aufgebürdet bekommen und Sie so den Kontakt zum eigenen Selbst, das nicht bejahend angenommen und versorgt wurde, verloren? Die Sucht selbst ist nicht das zentrale Problem, sondern die Gefühle, an denen das Kind in uns glaubt, sterben zu müssen, würde es sie noch einmal fühlen.
Wenn Sie jemand oder etwas aufregt, sie kränkt oder enttäuscht, es Sie aus Ihrer Mitte haut, und Sie versucht sind, darauf spontan ärgerlich oder verzweifelt zu reagieren, dann bleiben Sie still bei sich und atmen ein paar Mal tief durch, spüren Ihre innere Unruhe und öffnen sich, all das bejahend zu fühlen, was der andere oder das Ereignis in Ihnen ausgelöst hat- und fragen sich, woher Sie das Gefühl (vielleicht bereits ganz früh und zum ersten Mal in Ihrem Leben?) kennen und was Ihre Interpretationen und Urteile über sich selbst aussagen.
Immer wenn Sie nicht im inneren Frieden sind (und dann erst können Sie wieder Augenhöhe für den äußeren Dialog gewinnen und können so auch erst klar und liebevoll wenn nötig Grenzen setzen!) sind Sie nicht mit Ihrem wahren Selbst und Ihrer Herzensstimme verbunden, sondern hören Sie auf die Einflüsterungen Ihres falschen Selbst und kleinen Angst-Ich, durch dessen frühkindlich verzerrten Prägung Sie auf die Welt, sich und Ihr Gegenüber blicken.
Denken Sie daran: Selbstliebe und Lebensbejahung heilen und erhalten die Gesundheit Ihres Körpers.
Heilung bedeutet einen Transformationsprozess und Wandlung von der Identifizierung mit dem falschen Selbst (dem Ego oder kleinem Angst-Ich) und die Wiederentdeckung des wahren Selbst mit der Rückkehr zur Liebe.
Je mehr wir erkennen, dass es die fehlende Anerkennung, Liebe und Geborgenheit in uns und die Stimme der Angst und des falschen Selbst ist, die uns treibt, und wir spüren, dass es nicht „die Droge“ ist, die uns zieht, sind wir nicht mehr das Opfer in diesem Geschehen.
Sich von leiderzeugenden inneren Realitäten und dem falschen Selbst aufgrund früh erlebter Trennung und Ablehnung zu verabschieden bedeutet, dass wir uns von der falschen Suche im Außen verabschieden und uns auf die echte Suche nach uns selbst und echter Begegnung machen.
Denn Leben ist Beziehung. Und erfüllende Beziehung ist Begegnung. Dies ist der Schlüssel zur Heilung und zum Glück. Heilsame Begegnung erfordert aufrichtiges Interesse, Herzensoffenheit, Mitgefühl, Wertschätzung und Respekt-kurz gesagt Liebe auf Augenhöhe, mir selbst und allen Mitmenschen gegenüber.
Dafür bestehen jeden Tag neu ganz viele Möglichkeiten. Gleich jetzt und hier.
Jetzt liegt es an Ihnen, Ihren Lebensweg zu Ihrem ureigenen Liebesweg zu machen, zum Weg Ihres Herzens, das dabei Ihr allerbester Führer sein will.
Nach vielen Jahren des Sich-Selbst-Verlierens und -Vergessens, dem Gehen vieler Umwege, auf denen wir im Außen und bei anderen suchten, was wir nur in unserem Innern finden können, taucht im Leben- gerade in einer Krise oder Krankheit oder äußerem Verlust und Scheitern- immer mal wieder eine Weggabelung auf.
Und dann stellt sich die Frage:
Wohin soll’s denn weiter gehen?
Für welchen Weg entscheiden Sie sich, für die Liebe oder für die Angst, für die Treue zu Ihrem Herzen oder für die Untreue?
Um eine Entscheidung kommt niemand herum:
Entweder heißt es »Ja« oder »Nein« zur Liebe und zum Leben.
Sie sind der wichtigste Mensch in Ihrem Leben, dem Sie Ihre erste Aufmerksamkeit schenken und für den nur Sie gut sorgen können. Das kann man nicht delegieren.
Wer nicht anhält, um innezuhalten, den hält das Leben früher oder später an.
Solange wir unser Zuhause und unseren Halt nicht in uns selbst gefunden haben, bleiben Menschen und Dinge, die wir „besitzen“, nur Scheinsicherheiten, die wir oft erst verlieren müssen, um zur wahren Quelle unserer Sicherheit zu gelangen und inneren Halt zu finden.
Und diese liegt immer in uns selbst und der innigen Beziehung zu uns. Und für diese erste und allerwichtigste Beziehung benötigen wir Zeit und Ruhe, die wir mit uns selbst verbringen – Stunden der Muße und Besinnung.
Bei allem Tun ist es wichtig, immer wieder anzuhalten, um nach innen zu gehen. Sonst verlieren wir uns mit der Zeit und das führt zu einem Gefühl der Leere, Sinnlosigkeit und Erschöpfung.
Erst wenn wir uns Zeit nehmen, um die Augen zu schließen, und unsere Aufmerksamkeit nach innen lenken, können wir zur Besinnung kommen, um den Sinn unseres Lebens (wieder) zu erkennen, den so viele aus den Augen verloren oder noch gar nicht entdeckt haben.
Es gilt jetzt zu lernen, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, auf unser Innenleben, unser Herz, unsere Gefühle, unsere körperlichen Empfindungen und Gedanken.
Denn so, wie es in Ihnen aussieht, aufgeräumt oder durcheinander, friedlich oder unfriedlich – genauso muss es sich in der äußeren Welt zeigen.
Unser Leben draußen spiegelt den Zustand unserer Innenwelt wider.
Nur, wenn wir in uns gehen, finden wir die Kraft, Führung und Quelle für Freude und Liebe, ohne die unser Leben einfach nicht mehr funktionieren wird.
Uns selbst begegnen wir aber leider so gut wie nie-außer eine Krankheit zwingt uns dazu.
Wann waren Sie das letzte Mal ganz bei sich selbst und haben es genossen, mit sich allein zu sein, ohne sich mit Aktivitäten abzulenken?
Mit sich allein sein können ist der ultimative Selbstliebetest.
Können Sie sich schon selbst aushalten?
Und wenn Sie dies nicht können, was glauben Sie, wer kann es dann mit Ihnen aushalten?
Glauben Sie mir und vertrauen Sie darauf:
Sie können diese Selbstbegegnung lernen und den Kontakt zu sich finden durch beharrliches Üben des emotionalen Dialogs-nicht nur, aber auch mit Hilfe einer einfühlsamen Begleitung in einer Therapie!
Aber wer ankommen will, darf nicht weiter weglaufen!
Anfangs stündlich zweiminütige Pausen des bewussten Spürens, Atmens und Nichtstuns und Meditationen helfen Ihnen, bei sich selbst, in Ihrer Mitte, anzukommen, und für innere Ruhe, Ausgeglichenheit, Klarheit und Frieden zu sorgen.
Wenn Sie die Liebe und Ihr Lieben zum Wichtigsten in Ihrem Leben erklären, wird sich Ihre Vergangenheit nicht nach dem Filmtitel und Motto „Und ewig grüßt das Murmeltier“ in der Zukunft wiederholen, sondern Sie werden Schritt für Schritt staunend erleben, wer Sie wirklich sind.
Sie werden Frieden finden und innere Zufriedenheit, wahres nicht von Äußerlichkeiten abhängiges Glück der Fülle, Wohlbefinden und heitere Gelassenheit-und damit wahre Heilung erfahren- Sie werden Ihr Urvertrauen wiederentdecken und der inneren Liebe die Ihr wahres Wesen ist begegnen, die Sie lebendig hält. Und Sie werden erfahren, was es heißt, befreit zu leben.
Das wünscht Ihnen von Herzen,
Dr. Wolf Maurer
Weiterführende Hörbücher Psychosomatik Scheidegg:
PSS 1, 2, 5, 7, 12, 13, 14, 15, 18, 19, 21, 23, 25, 26, 27