Bewusstseinstexte Dr. W.-J. Maurer

Selbst-Entwicklung und Selbst-Annahme

von Dr. med. Wolf-Jürgen Maurer

 

 

Wer sind wir selbst wirklich?

Sind wir mit uns selbst in Kontakt?

Kennen wir uns eigentlich wirklich?

Und können wir uns selbst bejahen?

Müssen wir uns selbst ständig optimieren?

Sind wir selbst unser grösster Feind oder bester Freund?

Wie mitfühlend gehen wir mit uns und anderen um, gerade wenn das Leben hart ist?

Spüren Sie sich eigentlich selbst noch oder haben Sie Ihre Lebendigkeit verloren?

Die größte Ursache für das Leiden in dieser Welt finden wir in dem verurteilenden, lieblosen Denken über uns selbst, zu dem fast alle Kinder bis heute erzogen werden – von Menschen, die sich selbst nicht lieben.

Psychosomatische Erkrankungen, Burn-out, Depressionen, Streit, Scheidung, Krieg – all das ist letztlich auf die gestörte Beziehung des Menschen zu sich selbst zurückzuführen.

Wir Menschen in den Industrienationen des Westens haben und besitzen so viel.

Doch viele haben sich selbst verloren, sich ihrer selbst entfremdet.

Die Wurzel aller neurotischen Störungen liegt im Versuch, ein anderer Mensch zu sein als der, der man selbst wirklich ist.

Wir sehnen uns danach, aus dem emotionalen Mangeldenken und dem permanenten Selbstoptimierungskampf endlich auszusteigen und zu uns selbst und unserer Herzensmitte, zu Liebe, Ganzheit und Frieden zurückzufinden.

Wir sehnen uns nach heilmachender nicht verurteilender Selbstannahme mit all unseren Seiten und der Befreiung, endlich der unperfekte natürlich liebevolle Mensch zu sein, der wir wirklich sind.

Wenn wir nicht lernen, uns als wichtigsten Menschen in unserem Leben anzunehmen und lieben zu lernen mit allem an uns und in uns, und unsere bisher gefällten Urteile zurückzunehmen, das scheinbar nicht Liebenswerte an uns jetzt lieben zu lernen, treten wir in unserer Entwicklung weiter auf der Stelle und wiederholen ständig unsere schmerzhaften Mangelerfahrungen mit wiederholten Enttäuschungen und Verlusten.

Aus neurobiologischer Sicht sind all unsere destruktiven Denk-, Gefühls- und Verhaltensgewohnheiten nichts weiter als erlernte, neuronal verankerte Muster.

Alles Erleben ist Ergebnis von Aufmerksamkeitsfokussierung.

Unser Leben entwickelt sich in Richtung unserer Aufmerksamkeit.

Unsere Aufmerksamkeit folgt dem Fokus unseres Geistes. Womit er sich viel beschäftigt, davon bekommen wir noch mehr.

Leben bedeutet ständiges Wachsen oder verblöden: use it or loose it- so funktioniert unser Gehirn.

Jeder Mensch kann dank der Neuroplastizität lebenslang seine negativen Verschaltungen verändern.

Wenn du neu denkst und neu handelst veränderst du dein Gehirn…und wenn du deinen Geist änderst, ändert sich deine Welt!

Um die Art deiner Selbstbeziehung zu klären, schau ehrlich auf dein Leben, dein Denken und Handeln und stell dir selbst Fragen wie folgende:

Wenn du an deinen letzten Monat denkst, war dies das Leben eines Menschen, der sich selbst rundherum liebt?

Was denkst du über dich, was hältst du von dir selbst?

Wie gehst du mit dir um, wenn es dir nicht gut geht, wenn du dich verlassen oder enttäuscht fühlst oder dir etwas misslingt?

Was tust du und auf welche Art, und was suchst du damit zu erreichen?

Was erlaubst du dir nicht? Und warum nicht?

Wie gehst du mit deinen Gefühlen um und wie gut kennst und achtest du deine wahren Bedürfnisse?

Bejahst du dich selbst bedingungslos-mit allen Stärken und Schwächen?

Ein Mensch, der sich selbst nicht liebt, kämpft- gegen sich und um die Anerkennung durch Andere.

Er rennt den Menschen und Dingen, die er wertschätzt, hinterher, und wenn er sie hat, kann er sie nicht wirklich genießen.

Was tust du bis heute, um von anderen geliebt zu werden?

Als Kind lernen wir so gut wie alle, uns innerlich zu verbiegen, weil wir uns nach Liebe, Anerkennung, Wertschätzung sehnen und sie auch brauchen.

Mal angenommen, du würdest dich zu 100 Prozent lieben, wie du bist, und ab sofort dein bester Freund sein – woran würdest du selbst und andere dies bemerken?

Uns allen wurde beigebracht, unser Herz zu verraten und Dinge zu tun, die nicht unserer Wahrheit entsprechen.

Wo lebst du noch heute gegen die Wahrheit deines Herzens und betrügst dich (unbewusst) selbst?

Wie oft sagst du Ja, obwohl dein Herz Nein meint?

Was tust du alles für andere, nicht weil es dir große Freude bereitet, sondern damit sie gut über dich denken, dich lieben oder zumindest nicht zurückweisen oder kritisieren?

Es ist das Kind in uns, das große Angst vor Liebesentzug, Kritik und Ausgrenzung hegt und es deshalb anderen unbedingt Recht machen will. Aber dies ist und bleibt Selbstbetrug.

Wie kannst du dir selbst diese Anerkennung geben, die du bisher bei anderen suchtest?

Was würdest du sofort lassen und womit beginnen, wenn du dich selbst liebtest und dich entschiedest, wirklich freundlich mit dir umzugehen?

Nicht nur, was du über dich denkst, sondern auch die Art und Weise, wie du dich selbst behandelst, ist für andere letztendlich eine Aufforderung, dich genauso zu behandeln.

Wer sich selbst nicht liebt, der wird auf Dauer nicht geliebt.

Wer sich selbst innerlich verlässt und seine Wahrheit nicht lebt, der wird verlassen, tragischerweise obwohl er doch so viel getan und gegeben hat.

Das tut besonders weh: Nach all meinen Beziehungsinvestitionen (aus meiner Angst, sonst nicht liebenswert zu sein und meinem Mangeldenken heraus) verlässt mich mein Partner, nachdem ich mich selbst schon lange verlassen habe.

Der größte Verlust dabei ist der meiner Selbstachtung.

Wer sich selbst nicht achtet und respektiert, kann auch von anderen nicht respektiert und geliebt werden.

Niemand kann eine noch so gut polierte glänzende Fassade lieben.

Als Anerkennungsjunkie versuchen wir Everybodys Darling zu sein und enden wegen unserer unauthentischen selbstunterdrückenden und selbstausbeutenden grenzenlosen Harmoniesucht als Everybodys Depp.

Höchste Zeit aufzuwachen und meine Selbstbeziehung zu überprüfen!

Frage dich dann selbst:

Liebst du dich auch dann, wenn andere dich nicht lieben?

Stehst du zu dir selbst, sagst und lebst du deine Wahrheit, auch wenn andere das nicht gut finden und dir Egoismus vorwerfen?

Solange wir uns die Liebe von einem anderen Menschen wünschen, wir aber (noch) nicht gelernt haben, sie uns selbst zu schenken und unser Herz verraten, lädt das andere Menschen ein uns zu manipulieren und auszubeuten.

Dann führt uns das Leben in Krisensituationen und wirft uns auf die Beziehung zu uns selbst zurück, die wir bisher noch nicht mit voller Liebe und bewusst leben.

Erst wenn du dich für die Liebe zu dir selbst entscheidest, zeigt sich, wer dich wahrhaft liebt. Dann trennt sich die Spreu vom Weizen.

Wir erwarten von unserem Lebenspartner oft das, was wir bisher von den Eltern erhielten und von dem wir glauben, es uns selbst nicht geben zu können oder das, was unsere Eltern uns nicht geben konnten.

Solange wir unser Glück vom Verhalten eines anderen abhängig machen, geben wir ihm Macht über uns und kämpfen wir gegen die Wirklichkeit und erzeugen durch unsere kritisierenden Urteile ein Opferbewusstsein in unserem Geist.

Entscheide dich, dir ab jetzt all das selbst zu schenken, was du bisher – meist unbewusst – von anderen erwartet hast.

Entscheide dich, dich selbst glücklich zu machen und zu einem guten einfühlsamen Vater und liebevoll-fürsorglichen Mutter des verletzten und vernachlässigten Kindes in dir zu werden und es mehr und mehr lieben zu lernen.

Ein sich selbst liebender Mensch kennt seine Bedürfnisse und achtet sie.

Er setzt sich selbstverantwortlich für ihre Erfüllung ein.

Er bejaht all seine Gefühle, bekämpft sie nicht, lässt sich aber auch nicht von ihnen beherrschen.

Ein Mensch beginnt, sich selbst zu achten, indem er achtsam mit sich ist.

Indem er lernt, ununterbrochen mit sich selbst in Kontakt zu sein.

Mit seinen Gedanken, Gefühlen, Körperwahrnehmungen.

Denn wenn er urteilsfrei und offen präsent bei dem ist, was geschieht, wird er in jedem Augenblick genau spüren, was ihn stärkt und was ihn schwächt.

Er sorgt dann selbst proaktiv für seine wesentlichen Grundbedürfnisse und lässt sich bei seinen Handlungen von seinen eigenen selbstgeklärten Werthaltungen und der liebevollen inneren Stimme seines Herzens leiten.

Wer sich dagegen selbst verurteilt, muss auch andere verurteilen.

Je mehr du andere kritisierst, desto weniger liebst du dich selbst.

Wer sich selbst nicht liebt, kann auch andere nicht lieben und so annehmen, wie sie wirklich sind.

Und er kann die Nähe anderer nicht wirklich zulassen und deren Liebe nicht annehmen.

Deshalb erfordern Beziehungsprobleme die Erforschung der eigenen Selbstbeziehung.

Die meisten Menschen mit psychosomatischen Erkrankungen haben einen Wackelkontakt der Verbundenheit zu sich selbst und anderen Menschen.

Dabei sind wir von Natur aus vollkommene Wesen der Liebe. Allerdings haben wir vergessen, wer wir wirklich sind.

Infolge der Vernachlässigung kindlicher Grundbedürfnisse und durch Verinnerlichung verurteilender Sätze früher Bezugspersonen, die ihre Liebe von der Erfüllung ihrer Bedingungen und Erwartungen abhängig machten, trennen sich Kinder in den ersten drei bis sechs Jahren von einem liebenden Bewusstsein über sich selbst.

Sie lernen Schritt für Schritt, sich zu verurteilen und viele eigene Eigenschaften, Verhaltensweisen und Gefühle abzulehnen und ins Schattenreich des Unbewussten zu verdrängen.

Wir lieben dich nur, wenn du dafür etwas tust. Wir lieben dich nicht einfach deshalb, weil du da bist und so bist, wie du bist. Liebe musst du dir verdienen, die gibt es nicht gratis.“

Liebe wird nicht bedingungslos geschenkt, sondern an Erwartungen und Forderungen geknüpft.

Und so hat schließlich noch jeder von uns gelernt zu glauben: „Einfach so, wie ich bin, bin ich doch nicht liebenswert.“

Hierzu eine berührende Heilungsgeschichte eines mir leider unbekannten Verfassers:

Der alte Mann und der Baum

Es war einmal ein junges Paar. Nach der Heirat zog es frisch verliebt in ein neues Haus ein. Zur Erinnerung ihrer Liebe pflanzten der Mann und die Frau vor dem Haus ein Bäumchen. Jeden Morgen gingen sie in den Garten und erfreuten sich an seinem Wachstum. Es war in ihren Augen ein perfektes, wunderschönes Bäumchen.

Doch eines Tages stellten sie stirnrunzelnd fest, dass es nicht mehr ganz gerade wuchs. Es war eine wilde, ungestüme Pflanze … Sie fühlte sich geliebt und vertraute deshalb dem Leben. Sie wollte sich frei und lustvoll nach allen Seiten ausprobieren. Das entsprach jedoch nicht den klaren Wunschvorstellungen des Pärchens. Also begannen die beiden, das Bäumchen ihren Erwartungen anzupassen.

Sie fixierten es mit starken Seilen und schnitten alle störenden Äste ab. Am Anfang kämpfte es noch gegen die Einzwängungen, doch dann kapitulierte es und gab sich den Anforderungen hin. So wuchs es im Laufe der Jahre zu einem staatlichen, kerzengeraden und vollkommen symmetrisch geformten Baum heran.

Der Mann und die Frau waren sehr stolz und präsentierten all ihren Freunden IHRE Schöpfung. Sie übersahen dabei, dass der Baum zwar perfekt war – aber tieftraurig. Er funktionierte gut. Das wusste er. Doch er fühlte sich nicht mehr geliebt, wie er war. Schlimmer noch, er wusste nicht, wer und wie er wirklich war. Er produzierte nur noch das Mindestmaß an Blättern. Gerade so viel, um die Erwartungen zu erfüllen.

Nach vielen Jahren verkaufte das Paar das Haus. Ein alter Mann zog ein. Auch er besuchte jeden Morgen den Baum im Garten. Sehr bald spürte er den Schmerz dieses wunderschönen Wesens. Er löste die Seile und verzichtete darauf, den Baum zu beschneiden. Stattdessen legte er jeden Tag für einige Minuten seine Hände still und sanft auf die Rinde des Baumes. Dieser war zuerst sehr, sehr misstrauisch. Was sollte das jetzt? Dann, als er langsam begann zu vertrauen, stieg ein uralter Schmerz in ihm auf.

Die bedingungslose Liebe des alten Mannes erinnerte ihn daran, dass er sich selbst nicht mochte. Ja wie auch, da er doch vergessen hatte, wer er wirklich war. Zuerst bekämpfte er den Schmerz. Er war gewohnt, zu funktionieren und zu strahlen. Doch dann – wahrscheinlich, weil er die Anstrengung leid war – gab er sich hin. Und siehe da, der Schmerz war nur ein Vorbote vieler anderer Gefühle. Manchmal brannte Zorn in ihm – über die ihm und so vielen Bäumen widerfahrene Beschneidung. Traurigkeit erzählte ihm flüsternd von all den verlorenen Chancen. Und manchmal hatte er Angst vor dem Unbekannten. Er ließ diese Gefühle in sich kommen und wieder gehen. Vielleicht half ihm das ruhige Vertrauen, das der Alte über seine Hände auf seine Rinde übertrug.

Und dann geschah ein Wunder. Eines Morgens bekam er Besuch von einem neuen Gefühl … einer zarten, süßen Sehnsucht. Er folgte ihrem Lied in die Tiefen seiner Wurzeln und fand hier die Erinnerung an jene ersten Tage seines Lebens, in denen er ohne Zweifel gewusst hatte, dass das Leben ihn liebte und dass es seine Bestimmung war, frei zu wachsen. Die Sehnsucht, gepaart mit jenem neu erwachten Urvertrauen, wandelte sich in unbändige, frische Lust. Eine Lust am Leben, am Wachsen, am Lernen, am Ausbreiten. Sie schoss wie ein heilsames, quickvitales Elixier aus den Wurzeln in den Stamm. Von hier breitete sie sich mit einem stillen Jubilieren in allen Zweigen bis in die winzigsten Spitzen aus.

An diesem Morgen lächelte der alte Mann, als er den Baum mit seinen Händen liebkoste. Zufrieden setzte er sich auf seine Bank und sah staunend dabei zu, wie der Baum leise in Liebe zu sich selbst erzitterte und die ersten neuen grünen Knospen an völlig unerwarteten Stellen hervorbrachte. Er weinte vor Glück. Denn er war Zeuge eines Wunders.“

Deshalb noch eine Warnung an alle Eltern im Interesse einer selbstliebenden Entwicklung Ihrer Kinder:

Ihr dürft Ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken, denn sie (die Kinder) haben ihre eigenen Gedanken.“

Eindrucksvoll formuliert benennt der Dichter Khalil Gibran das Entscheidende an der Erziehung von Kindern:

Diese als eigenständige Menschen zu begreifen und zu behandeln, sie auszurüsten zur selbstständigen Wahrnehmung der Welt und ihnen nicht die Weltsicht der Eltern aufzuzwingen.

Aus Khalil Gibrans Überlegungen wird deutlich, wie eine Erziehung von Kindern aussehen könnte und sollte – jenseits aller traditioneller Vorstellungen, wonach Kinder Besitztümer der Eltern sind und ausschließlich nach den jeweiligen Vorstellungen ihrer Eltern „geformt“ werden dürfen.

 

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.

Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.

Sie kommen durch euch, aber nicht von euch, und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.

Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken, denn sie haben ihre eigenen Gedanken.

Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen, denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen.

Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.

Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern.

Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.

Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit, und er spannt euch mit seiner Macht, damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.

Lasst euren Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein; denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

Khalil Gibran
(geb. 1883 gest. 1931) libanesisch-amerikanischer Dichter
(aus: Der Prophet)

Schau und hör dir hierzu das Youtube-Video „Von den Kindern“ an:

Wozu es führt, wenn jemand sein Selbstliebe-Potential voll entwickelt, spiegelt der nachfolgende Text:

Als ich mich selbst zu lieben begann …“

Von Kim McMillen „When I loved myself enough“- oft zitiert als Rede Charlie Chaplins zu seinem 70. Geburtstag

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und dass alles, was geschieht, richtig ist – von da an konnte ich ruhig sein. Heute weiß ich: Das nennt man VERTRAUEN.

Als ich mich selbst zu lieben begann, konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid nur Warnung für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben. Heute weiß ich: Das nennt man AUTHENTISCH SEIN.

Als ich mich selbst zu lieben begann habe ich aufgehört, mich nach einem anderen Leben zu sehnen, und konnte sehen, dass alles um mich herum eine Aufforderung zum Wachsen war. Heute weiß ich: Das nennt man REIFE.

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört, mich meiner freien Zeit zu berauben, und ich habe aufgehört, weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen. Heute mache ich nur das, was mir Spaß und Freude macht, was ich liebe und was mein Herz zum Lachen bringt, auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo. Heute weiß ich: Das nennt man EHRLICHKEIT.

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war, von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen und von allem, was mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst. Anfangs nannte ich das »gesunden Egoismus«, aber heute weiß ich: Das ist SELBSTLIEBE.

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört, immer recht haben zu wollen, so habe ich mich weniger geirrt. Heute habe ich erkannt: Das nennt man DEMUT.

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben und mich um meine Zukunft zu sorgen. Jetzt lebe ich nur noch in diesem Augenblick, wo ALLES stattfindet, so lebe ich heute jeden Tag und nenne es BEWUSSTHEIT.

Als ich mich zu lieben begann, da erkannte ich, dass mich mein Denken armselig und krank machen kann. Als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte, bekam der Verstand einen wichtigen Partner. Diese Verbindung nenne ich heute HERZENSWEISHEIT.

Noch ein Wort zu Achtsamkeit und Geduld auf dem Weg zu Selbstannahme und Selbstliebe:

Wir verändern uns nicht, indem wir anders sein wollen, als wir sind.

Wir beginnen uns natürlich zu verändern, wenn wir voll anerkennen, wer wir jetzt sind.

Dabei verläuft jede Entwicklung nicht geradlinig und braucht Achtsamkeit, Geduld und liebevolle Beharrlichkeit.

Dies bringt der nachfolgende Text von Sogyal Rinpoche „ Das Loch in der Strasse“ zum Ausdruck:

 

Das Loch in der Straße – Autobiographie in fünf Kapiteln

 

 1. Kapitel

Ich gehe die Straße entlang.

Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.

Ich falle hinein.

Ich bin verloren … Ich bin ohne Hoffnung.

Es ist nicht meine Schuld.

Es dauert endlos, wieder heraus zu kommen.

 

2. Kapitel

Ich gehe dieselbe Straße entlang.

Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.

Ich tue so, als sähe ich es nicht.

Ich falle wieder hinein.

Ich kann es nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein.

Aber es ist nicht meine Schuld.

Immer noch dauert es sehr lange, heraus zu kommen.

 

3. Kapitel

Ich gehe dieselbe Straße entlang.

Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.

Dieses Mal sehe ich es.

Ich falle hinein … aus Gewohnheit.

Meine Augen sind offen.

Ich weiß, wo ich bin.

Es ist meine Schuld

Ich komme sofort heraus.

 

4. Kapitel

Ich gehe dieselbe Straße entlang.

da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.

Ich gehe darum herum.

 

5. Kapitel

ICH GEHE EINE ANDERE STRASSE!

 

(aus: Sogyal Rinpoche, Das tibetische Buch vom Leben und Sterben)

Selbstachtung und Selbstliebe wachsen nur, wenn wir bereit sind, unsere Komfortzone zu überwinden und uns unseren kindlichen Ängsten und allen unangenehmen Gefühlen zu stellen und jeden Tag in Richtung unserer geklärten Werthaltungen und Herzenswünsche für unser Glück handelnd eintreten und dafür bereit sind, auch Fehler und Ablehnung in Kauf zu nehmen.

Diesen Mut, zu sich selbst bedingungslos Ja zu sagen und zu Ihrem unter all den alten Mustern schlummerndem vertrauens- und liebevollen Wesen zurückzukehren,

wünscht Ihnen von Herzen,

Dr. Wolf Maurer

 

Weiterführende Hörbücher zum Thema aus der Reihe Psychosomatik Scheidegg von Dr. Wolf-Jürgen Maurer:

PSS 7      Selbstwertschätzung – Freundschaft mit sich selbst

PSS 15    Selbstentwicklung – Ende des Maskenballs

PSS 21    Leben oder funktionieren- die eigene Identität entwickeln

PSS 19    Lass los, was dich unglücklich macht…und lebe!

PSS 27    Bindungstrauma- Bindung, Liebe, Selbstentwicklung

PSS 25    Persönlichkeitsstile – Meine Persönlichkeit, mein Symptom und Ich

PSS 5      Burnout – Fegefeuer der Eitelkeiten

PSS 1      Wenn die Seele die Sprache verliert… fängt der Körper zu reden an

 

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