Muster der Liebe: Bindung, Trauma und Persönlichkeitsentwicklung
von Dr. med. Wolf-Jürgen Maurer
Wie entstehen leiderzeugende zu Beziehungsverwicklungen führende akzentuierte Persönlichkeitsstile oder gar sogenannte Persönlichkeitsstörungen?
Persönlichkeitsstörungen sind Beziehungsstörungen.
Das Herzstück eines erfüllten Lebens sind aber erfüllte Beziehungen und Begegnungen mit offenem Herzen.
Am Ende des Lebens zählen für die meisten Menschen, denen ich begegnet bin, nicht ihr finanzieller Erfolg, ihr Aussehen, oder ihre Berühmtheit, sondern, wie sehr sie sich als Teil einer Gemeinschaft empfanden, wie glücklich ihre Partnerschaft verlief und wie gut ihre Freundschaften waren.
Für ein erfülltes Leben müssen wir mit uns selbst in Beziehung treten und mit der Welt um uns herum.
Diese Fähigkeit scheint bei vielen Erwachsenen aktuell abzunehmen.
Dabei werden wir als beziehungsfähige Wesen geboren.
Das heißt, Menschen, die als Erwachsene keine Beziehung mehr eingehen können, haben diese Fähigkeit durch ihre Erziehung und traumatische Verletzungen tragischerweise verloren.
Wir Menschen kommen als abhängige – hilfsbedürftige Wesen auf die Welt.
Für unsere gesunde Entwicklung und Wachstum brauchen wir von unseren Bezugspersonen Schutz, Bestätigung, Wärme und Geborgenheit, Interesse, liebevolle bedingungslose Annahme, Halt und klare Grenzen, Anleitung und Unterstützung bei der Entwicklung eigener Fähigkeiten und Interessen und Trost bei Rückschlägen und Verletzungen.
Außer Fürsorge für seine körperlichen Grundbedürfnisse braucht also jeder Mensch für sein Wachstum auch die Erfüllung existentieller psychischer Grundbedürfnisse wie sichere Bindung, Orientierung und Kontrolle, Sinnerfüllung, Selbstwerterhöhende Erfahrungen, Autonomie und verselbständigende Entwicklung eigener Begabungen, sowie lustvolle Erlebnisse und Schutz vor unlustvollen Erfahrungen.
Als Kind erfuhren wir häufig schnell, dass Liebe und Aufmerksamkeit abhängig von unserem Wohlverhalten war.
Die Sehnsucht des Kindes nach Liebe und Aufmerksamkeit kann sehr schnell dazu führen, dass es sich den Vorstellungen der Eltern anpasst, und versucht, in ein Ideal-Bild zu passen, das es sich selbst über sich macht, um sich Zuwendung und Zugehörigkeit zu „verdienen“.
Da es kaum einen Menschen gibt, der sich wirklich selbst lieben kann, suchen wir fast alle die Liebe da draußen.
Der Glaube, so wie wir sind nicht, liebenswert und nicht gut genug zu sein, steckt auch hinter der zunehmenden Versüchtelung unserer Gesellschaft, der ungestillten Gier und Sucht nach Anerkennung und Liebe.
Wir verlieben uns in Partner, von denen das Kind in uns unbewusst hofft, dass er oder sie uns eine liebevolle Selbstannahme erspart und uns das gibt, was wir selbst nicht zu haben glauben.
Aber diese besondere Form von Beziehung kann genauso schnell in Ablehnung oder gar Hass umschlagen, da sie letztlich nur Ausdruck eigenen Selbsthasses und Minderwertigkeitsempfinden ist, die sie quasi als Suchtmittel überdecken soll.
Doch schon nach kurzer Zeit bemerken wir, dass irgendetwas nicht stimmt.
Uns fallen die ersten „Macken“ des anderen auf.
Anstatt bei uns selbst zu bleiben, uns mit uns selbst und unserer fehlenden Eigenliebe zu beschäftigen, ist unsere Aufmerksamkeit immer mehr bei dem anderen.
So verlieren wir unsere Liebe ganz allmählich.
Der Partner wurde benutzt als rettender Selbststabilisator und nur solange „geliebt“ wie er diese Plombenfunktion leidlich erfüllte.
Der Schmerz des eigenen Selbstunliebeprogramms kommt dann aber umso stärker wieder ans Tageslicht, wenn jemand irgendwann schließlich verlassen wird, weil er zu viel klammert, zu viel fordert , zu sehr um sich selbst kreist oder sich selbst oder/und den Partner nicht respektiert und die Beziehung zerbricht, oder die Liebe und Verbundenheit verloren geht, weil man sie nicht sorgfältig gepflegt hat.
Dann geht es bei dem Verlassenen darum, zu verstehen, dass es nun dringend an der Zeit ist, sich selbst lieben zu lernen, damit es ihm wieder gut gehen wird, er sich nicht in einer Opferrolle einnistet oder sich nur rasch wieder einen neuen Rettungsstrohhalm sucht.
Alles im Leben ist Beziehung.
Beziehung zu uns selbst, der Welt und zu anderen Menschen, zu unseren Gedanken und Gefühlen.
Kein Gefühl ist an sich schlecht, sondern allein die Beziehung, die wir ihm gegenüber einnehmen, entscheidet über seine Wirkung, über Nutzen oder Schaden.
Deshalb ist Bewusstheit unserer Gedanken und Gefühle zu entwickeln so wichtig.
Für Beziehungsfähigkeit zu anderen Menschen braucht es emotional offene Begegnung, und damit diese gelingt, braucht es eine positive Selbstbeziehung, sich selbst möglichst liebevoll anzunehmen und zu bejahen!
Ohne ein offenes Herz für sich selbst gelingt keine Begegnung mit anderen Menschen.
Dabei stellt Begegnung das Lebenselixier schlechthin dar.
Begegnung heilt.
Nicht zu begegnen, fühlt sich schlecht an, macht letztlich krank.
Eine Begegnung findet statt, wenn man sich dem anderen gegenüber öffnet.
Wie schmerzlich erleben wir Partnerschaften, wenn sie zu formalen Beziehungen verkommen sind.
Dennoch ist es schwer, sich von jemandem zu trennen, der einen nicht (mehr) liebt.
Um dies durchziehen zu können, bedarf es einer funktionierenden Verbindung zu sich selbst.
Wenn wir keine echte Nähe zu uns selbst entwickelt haben, verhindert dies die notwendige Trennung zum anderen.
Beziehungen auf der persönlichen Ebene, die formal, also unpersönlich ablaufen, sind stets kränkend.
Warum aber vermeiden Menschen so häufig Begegnungen in persönlichen Beziehungen und fügen damit großes Leid zu?
Wir können uns der offenherzigen Begegnung nicht aussetzen, wenn wir uns im Grunde nicht selbst bejahen, den Wert unseres Selbst nicht anerkennen können.
Dann sind unsere Beziehungen von Selbstbestätigung und Rechtfertigung oder Abschottung geprägt.
Andererseits sind viele Menschen eigentlich nicht beziehungsfähig, weil sie sich nicht abgrenzen können.
Viele Menschen können Distanz nur schwer aushalten und deshalb schwer Nein sagen (aber es gibt leider auch oft viele, die zu oft Nein sagen und zu selten ein volles Ja!).
Sie verraten sich selbst für eine Beziehung.
Und wenn sie dann irgendwann trotz aller Anpassungsbemühungen und Selbstaufgabe verlassen werden, weil der Partner schließlich den Respekt verloren hat, weil sie sich ja selbst nicht respektierten, haben sie neben dem Partner längst sich selbst auch verloren.
Das ist tragisch.
Die Kraft des Nein wird aus dem Ja zu sich selbst gespeist.
Aber auch Egoismus und Narzissmus sind Folge und Ausdruck fehlender Selbstliebe.
In jeder Liebesbeziehung werden unsere frühen Prägungen und Bilder aktiviert.
Daraus ergibt sich, dass unsere Vorstellungen davon, wie eine glückliche Beziehung aussehen und sich anfühlen sollte, nicht immer mit dem übereinstimmt, was wir in einer Beziehung tatsächlich erleben.
Das liegt nicht nur an unseren Partnern, sondern eben auch an uns selbst.
Die Möglichkeit, in Beziehung zu treten, ist eine der wichtigsten Fähigkeiten unseres Lebens.
Menschen, die das nicht gelernt haben, sind oft vom Leben enttäuscht, einsam und unglücklich.
Schauen wir uns also an, wie Persönlichkeit entsteht und wo Menschen ihre unbewussten Liebesstile lernen und ihre (Selbst-) Liebesfähigkeit leider nicht selten erschüttert wird.
Um es nochmal zu sagen: Wir alle sind Kinder der Liebe und werden als vertrauens-und beziehungsfähige Wesen geboren.
Das heißt, Menschen, die als Erwachsene keine Beziehung mehr eingehen können, haben diese Fähigkeit durch ihre Erziehung und traumatische Verwundungen verloren.
Damit Kinder diese Gabe verlieren, müssen ihre Bezugspersonen über lange Zeit sehr viele Fehler begehen.
Entwicklungstrauma: Meine Persönlichkeit, meine Beziehungs-und Liebesmuster und Ich
Jeder kleine Mensch ist auf seine frühen Bezugspersonen angewiesen, die aufgrund eigener mangelhaften Selbstentwicklung und widrigen sozialen Umständen oder Krankheiten nicht selten überfordert sind.
Dann erlebt das Kind keine sichere Basis, von der aus es die Welt vertrauensvoll und zuversichtlich entdecken und sich anderen Menschen öffnen kann.
Das Urvertrauen bildet sich nicht aus durch Verletzung der frühen Bindungsbedürfnisse.
Unsere Antworten auf folgende Fragen stehen in Zusammenhang damit, wie wir uns selbst in Beziehung zur Welt um uns herum sehen.
Ebenso bestimmen unsere Antworten die Art, Dinge wahrzunehmen, wie wir die Geschehnisse der Vergangenheit sehen und wie wir Probleme bewältigen.
- Wer bin ich?
- Was für ein Gefühl hab ich in Bezug auf mich selbst?
- Wie verhalte ich mich in Interaktionen zwischen Männern und Frauen?
- Werde ich geliebt?
- Kann ich vertrauen?
Für die Veränderung unseres Verhaltens in der Gegenwart und unserer Einstellung zu uns selbst ist es wichtig, unsere früheren Erfahrungen und Beziehungen zu vergegenwärtigen und das Verhalten unserer Bezugspersonen im adäquaten Kontext sehen zu lernen, um das eigene Selbstwertgefühl zu verbessern.
Ereignisse, die bereits in der Vergangenheit liegen, können wir nicht mehr verändern.
Wir haben nur Einfluss darauf, wie sie auf die Gegenwart wirken.
Dazu müssen wir unseren inneren Beobachter einschalten lernen, einen Schritt zurücktreten und unsere eigenen Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen achtsam wahrnehmen.
Dieses Achtsamkeitstraining ist notwendig, um diese in konstruktive Bahnen zu lenken und um destruktive Gewohnheitsmuster unseres durch frühe Bindungserfahrungen der ersten 1-3 Lebensjahre konditionierten Gehirns schrittweise übend und geduldig zu verändern.
Wir Menschen sind frei und können zu unserem Geworden-Sein „mit der Trotzmacht unseres Geistes“ Stellung nehmen.
Dafür müssen wir aber die radikale Verantwortung für unser Erleben und Handeln übernehmen und immer öfter unter radikaler Akzeptanz auch schmerzlicher, ängstigender Emotionen bewusst neue Wege beschreiten und gegen alte dysfunktionale Muster handeln.
Zwischen Reiz und Reaktion liegt bekanntlich die menschliche Freiheit.
Frühe Bindungserfahrungen prägen unsere Selbst-und Weltsicht:
In unserem Leben und besonders in unseren Liebesbeziehungen sind zwei mächtige Kräfte am Werk, die uns lenken, ohne dass uns dies bewusst ist.
Eine dieser Kräfte, ist die Fähigkeit zur Selbstregulation.
Die andere sind unsere Bindungsmuster.
Stabile Bindungen in der Kindheit, darin sind sich inzwischen alle Humanwissenschaften einig, bilden einen der Grundpfeiler unserer seelischen Gesundheit.
Doch nicht nur das, sie sind auch eine tragende Säule der menschlichen Gemeinschaft.
Für ein erfüllendes Leben in Verbindung braucht es Basisfähigkeiten.
Diese haben alle etwas mit der Entwicklung des präfrontalen Kortex zu tun, dem Gehirnareal im Stirnhirn, das als Sitz unserer sozialen Persönlichkeit gilt.
Wie ausgereift und gut entwickelt der präfrontale Kortex ist, hängt eng mit der sozialen Zuwendung und Regulation durch unsere frühen Bezugspersonen zusammen.
Als physiologische Frühgeburt ist jeder kleine Mensch sehr lange existentiell auf die liebevoll zugewandte Unterstützung und Coregulation durch einen anderen empathischen und verlässlichen Menschen angewiesen.
Bis sich der eigene präfrontale Kortex entwickelt hat, muss sich das kleine Kind,- aber auch noch der Heranwachsende-, dazu einen –möglichst gut ausgereiften-externen präfrontalen Kortex (seiner Bezugspersonen) und dessen Reflexionsfähigkeit ausleihen.
Kinder verinnerlichen in ihrem Geist unbewusst frühe Erfahrungen in überlebensnotwendigen Bindungsbeziehungen.
Wie unsere frühen Bezugspersonen uns behandelt haben, prägt unseren eigenen Bindungsstil unbewusst bis ins Erwachsenenalter.
Besonders in Liebesbeziehungen treten unsere Bindungsmuster zutage.
„Unsere Freunde halten uns für normal, nur unsere Partner wissen es besser.“
Oft verhalten wir uns selbst und anderen gegenüber ungewollt wie unsere Eltern uns behandelt haben und übertragen unsere kindlichen Beziehungserfahrungen auf andere Menschen, denen wir begegnen, insbesondere eben gegenüber späteren Liebespartnern.
Dies führt zu dramatischen Wahrnehmungsverzerrungen (Projektionen):
In den 1950er Jahren ging man davon aus, dass Babys nach der Geburt nur körperlich versorgt werden müssten.
Auch Psychologen glaubten, dass es keine Rolle spiele, ob Kinder Kontakt zu ihren Müttern haben oder nicht.
Die Fütterungszeiten waren oft streng und unflexibel vorgegeben und auf alle drei bis vier Stunden beschränkt.
„Schreien-Lassen kräftigt die Lungen“ wurde noch in Erziehungslehrbüchern („Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“) bis in die späten 70-er Jahre gelehrt.
Zudem galt, dass Babys keine Emotionen hätten und keine Erinnerungen bildeten, dass dies angeblich erst mit der Sprachfähigkeit einsetzte.
Man sprach ihnen ab, eine eigenständige Person mit Gefühlen und Bedürfnissen zu sein.
Folglich sah man auch kein Problem darin, Säuglinge ihren Müttern gleich nach der Geburt wegzunehmen oder sie bei Krankenhausaufenthalten für Tage oder gar Wochen von ihren Eltern zu trennen.
Hierdurch kam es regelhaft zu schweren dysregulierten Erregungszuständen mit Folgen für die Hirnentwicklung, die Stresstoleranz und die Bindungsfähigkeit.
Siehe hierzu ein altes Video vom Vater der damals gerade beginnenden, angefeindeten und lange nicht zur Kenntnis genommenen Bindungsforschung John Bowlby:
Dabei treffen solch frühe Verletzungen psychischer Grundbedürfnisse im Bindungsbereich auf sehr empfindliche Phasen der Gehirnentwicklung – wir wissen heute, dass dies anhaltende traumatisch bedingte funktionelle Veränderungen von Hirnregionen nach sich ziehen kann, falls keine ausreichenden schützende Erfahrungen mit anderen Menschen dies verhindern oder wieder reparieren.
Diese traumatischen Erinnerungsspuren im Gehirn sind die Folge einer chronischen Beziehungs- und Bindungstraumatisierung (Entwicklungstrauma).
Eine Vielzahl kumulativer Mikrotraumen entfalten eine beträchtlich schädigende Wirkung:
- Andauernde Entwertungen und Überforderungen
- Situationen des Alleinseins, des Verlassenwerdens, der Instabilität und der fehlenden Geborgenheit
- Emotionale Vernachlässigungen
- Unberechenbares elterliches Verhalten
- Emotionaler und narzisstischer Missbrauch des Kindes für die Bedürfnisbefriedigung von Erwachsenen(„das Kind als Rose im Knopfloch selbstwertlabiler Eltern“)
- Mangelnde emotionale Autonomie, keine klaren Grenzen und emotionale Gewalt (subtile manipulative Erpressung, fühlen zu müssen , was die Eltern wollen und eigenen Gefühlen zu misstrauen)
- Eine Vielzahl von Trennungen und Verlusten
- Anerkennung nur (kurzfristig) bei Pflicht- und fremdorientierter Leistungserbringung.
Chronische Beziehungstraumatisierungen führen zu Störungen der emotionalen Selbstregulierung:
Siehe hierzu auch am Beispiel des sogenannten „Still-Face-Experiment“ von Dr. Edward Tronick, was bereits bei nur kurzfristig fehlender oder nicht abgestimmter emotional-mimischer Resonanz und Kommunikation zwischen Mutter und Säugling passiert:
Das Baby fällt rasch -nach angestrengten Bemühungen, seine Bezugsperson aktiv zu erreichen, verzweifelt und dysreguliert aus seinem Stresstoleranzfenster!
Jedes Kind kommt mit einem biologisch angelegten „Bindungsreflex“ auf die Welt und wird alles tun, um diese Bindung zu erhalten- auch notfalls auf Kosten der eigenen seelischen Gesundheit.
Ein Kind lernt erst durch eine sichere Bindungserfahrung, durch Trost und Schutz durch die Eltern, allmählich sich selbst emotional zu beruhigen und seine Gefühle zu regulieren.
Bei unpassenden Abstimmungsprozessen insbesondere in den ersten (vorsprachlichen und oft kaum erinnerungsfähigen) 3-4 Lebensjahren zw. Kind und Bezugsperson kommt es zu veränderten Stoffwechselvorgängen im Gehirn und mangelnder Entwicklung von Hirnregionen beim Kind, die für die Emotionsregulierung des späteren Erwachsenen relevant sind.
Die Menschen können später heftige Gefühle wenig tolerieren, haben eine geringe Frustrationstoleranz, können sich nur schlecht selbst wieder beruhigen und kontrollieren, haben wenig Fähigkeiten gelernt, einen inneren gedanklichen Schritt gegenüber heftigen Gefühlen zurückzutreten und das Geschehen vernünftig einzuordnen.
Sie geraten schnell in emotionale Turbulenzen und drohen davon fortgeschwemmt und überflutet zu werden, was intensive Stressreaktionen im ganzen Körper hervorrufen kann.
Ängste entstehen, auseinanderzufallen, den Identitätszusammenhalt zu verlieren, vernichtet zu werden, ohne Halt ins Bodenlose zu fallen und verrückt zu werden.
Hier spielen allerdings auch genetisch-konstitutionelle Erbanlagefaktoren ebenfalls eine Rolle.
Siehe hierzu auch meinen Bewusstseinstext: Trauma und Selbststeuerung: Wie wir Folgen früher Bindungsverletzungen und kindlicher Wunden erfolgreich überwinden
Persönlichkeitsstörungen als interpersonelle Formen der Selbstregulierung:
Dem Begriff der Persönlichkeitsstörung haftet häufig der Geschmack von „schlechtem Charakter“ an.
Das ist falsch.
Beschrieben werden sollen damit nur regelmäßige massive zwischenmenschliche Probleme, unter denen die Bezugspersonen oder der Mensch selbst leiden.
Gerade schwere Persönlichkeitsstörungen sind die Folge (zusätzlich zu genetisch-konstitutionellen Faktoren) von komplexen Bindungs-und Entwicklungstraumatisierungen mit mangelhaft erlernten persönlichkeitsstrukturellen Fertigkeiten der Selbst-und Emotionsregulation mit einem schmalen Stresstoleranzfenster.
Die Fähigkeit sich selbst runterzuholen, Erregung zu regulieren und sich selbst zu beruhigen wurde infolge mangelnder feinfühlig-abgestimmter Kommunikation, Resonanz und mangelnder empathischer Reflexionsfähigkeit der oft selbst dysregulierten und überlasteten frühen Bezugspersonen nicht gut gelernt.
Beim Scheitern ausschließlich intrapsychischer Formen der Emotionsregulierung werden auch zwischenmenschliche Strategien notwendig.
Erreichen interpersonelle Strategien der Emotionsregulierung ein solches Ausmaß, dass die soziale Anpassung der Betroffenen beeinträchtigt wird, spricht man von Persönlichkeitsstörungen.
Hierbei kommt es zu relevanten Kommunikationsstörungen, die sich in maladaptiven und dysfunktionalen Mustern des Verhaltens und der Beziehungsgestaltung niederschlagen – siehe hierzu auch: Opfer, Täter, Retter und was für ein Drama!
Es kommt zu akzentuierten stereotypen Wahrnehmungs-, Denk-, Fühl- und Verhaltensmustern, die regelhaft auf dem Hintergrund der Bindungstraumatisierung wertschätzend verstanden werden können.
Die Modelle der frühen Bindungserfahrungen legen den Grundstein dafür, welche Erwartungen wir später im Leben an eine Beziehung stellen und wie wir mit dieser umgehen.
Und selbstverständlich prägen sie auch unser Bild von uns selbst.
Wie Kommunikation funktioniert, haben wir gelernt, bevor wir das erste Wort herausgebracht haben.
Wie wir als Erwachsene mit unseren Bedürfnissen umgehen, lernen wir ebenfalls weitgehend vor dem vierten Lebensjahr.
Unsere frühen Bindungserfahrungen haben einen tief greifenden Einfluss auf unser Leben.
Durch sie lernen wir Selbstliebe und Selbstregulation, die Fähigkeit, uns zu reflektieren, unseren Körper und unsere Gefühle wahrzunehmen.
Menschen mit einer Bindungstraumatisierung haben keine sichere Bindung erlebt und haben deshalb unsichere Bindungsmuster gelernt–
(ängstlich-verstrickt-anklammernd mit Angst vor Verlassenwerden, oder ängstlich-vermeidend mit Scheinautonomie und Angst vor Nähe oder desorganisiert, also unberechenbar-wechselnd, mit Komm-her-Geh-weg-Mustern) – , mit den dazugehörigen ängstlichen Erwartungen, Überzeugungen sowie Vermeidungs-und Schutz-Strategien.
Zur Feststellung des Bindungsstils von Kindern im sogenannten Fremde-Situation-Test der Bindungsforscherin Mary Ainsworth siehe auch:
(Der Bindungsstil von Erwachsenen wird durch Adult-Attachment-Interviews erkannt):
Why Your Attachment Type Is Impacting Your Happiness In Relationships?
https://youtu.be/U-GPlD1cy2o
Die im ersten Lebensjahr gelernten von unseren Eltern übernommenen Bindungs-und Liebesstile sind sehr stabil und brauchen viel Geduld und bewusste Arbeit, um später verändert werden zu können.
Wer seine Bindungsmuster erkannt hat, sollte also neue Strategien erlernen und sich bestimmte Regeln auferlegen. Z.B ist es wichtig, den anderen zuerst wirklich kennenzulernen, bevor man sich zu schnell bindet.
Oft genug finden sich auf unbewusster Ebene früh bindungsverletzte unsichere innere Kinder, meist mit einer hohen und schnellen Anziehungskraft, die mit „wahrer Liebe“ („Seelenpartner“) verwechselt wird, und wiederholen dann leider binnen kurzer Zeit dieselben Erfahrungen miteinander, die sie jeweils in ihrer Kindheit erfahren mussten – siehe meinen Bewusstseinstext: Die Kunst der Ehezerrüttung oder Was Partnerschaft stabil und die Liebe jung hält
Persönlichkeitsgestörte Menschen haben eine geringere Fähigkeit, schmerzhafte Emotionen zu ertragen.
Es fällt ihnen daher deutlich schwerer, Trennungsängste, Gefühle ohnmächtigen Ausgeliefertseins, überwältigende Schamgefühle oder lähmende Gefühle der Leere und Langeweile selbstregulatorisch zu verarbeiten.
Viele Muster der Beziehungsgestaltung und potentiell selbstschädigende Verhaltensweisen haben als kreative Anpassungs- und Bewältigungsleistung dazu beigetragen, das Selbst vor Desintegration und Zerfall zu schützen und Emotionen notfallmässig zu regulieren.
Da die eingeschliffenen Verhaltensmuster als automatisiertes Handlungswissen im unbewussten Gedächtnis gespeichert sind, sind sich die Betroffenen ihrer meist nicht bewusst (blinde Flecken).
Oft sind sie sich nicht darüber im Klaren, dass sie zu nicht unbeträchtlichem Teil auch selbst zu den Problemen beitragen könnten, die sie mit ihrer Umwelt haben.
In der Folge addieren sich tragischerweise die Folgen traumatischer Persönlichkeitsveränderungen und diejenigen der Entwicklungs-und Persönlichkeitsstörungen, führen zu erheblichem Leid, nachhaltigen Störungen des zwischenmenschlichen Zusammenlebens und der Leistungsfähigkeit.
Wer um sein psychisches Überleben kämpft hat für die Alltagsbewältigung nur wenig Energie übrig- umso erstaunlicher, wie viel kreative fast übermenschlich anmutende Leistungen und Begabungen solche schwer leidenden Menschen ausgebildet haben, als Beweis für ihren Lebenswillen und ihre Überlebensfähigkeit widrigsten Bedingungen zum Trotz – allerdings zu einem hohen Preis!
Maladaptive Verhaltensmuster im Dienste der interpersonellen Emotionsregulierung:
Charakteristisch für Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung ist, dass Beziehungspartner unbewusst zu Zwecken eigener Emotionsregulierung instrumentalisiert , oft auch manipuliert werden, wobei Lernerfahrungen aus der Ursprungsfamilie eine wichtige Rolle spielen (Identifizierung).
Oft reagieren die Bezugspersonen mit der Zeit negativ darauf, wehren sich oder ziehen sich zurück, was das emotionale Leid im Sinne eines Teufelskreises noch mehr entfacht, so dass im Rahmen von Beziehungskrisen mannigfaltige psychische (Depression, Ängste, Panik, Zwänge, Flashbacks) und körperliche Symptome sowie selbstschädigende Verhaltensweisen (Essstörungen, Suchtverhalten, Selbstverletzung sowie Hochrisikoverhalten) als Kompensationsversuch und Ausdruck der gestörten Emotionsregulierung sowie im Dienste der Nähe-Distanz-Regulierung auftreten.
Unter günstigen Umständen kann mithilfe der interpersonellen Strategien zeitweilig eine relative externe Emotionsregulierung gelingen:
- Personen mit den Merkmalen einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung können solange kompensiert bleiben, wie ihnen ihre gesellschaftliche Stellung oder ein bewundernder Partner hinreichende Möglichkeiten der Bestätigung (bei zugrunde liegender labiler Selbstwertregulation mit Gefahr von unkontrollierbaren Schamreaktionen) bietet.
- Personen mit einer abhängigen Persönlichkeitsstörung können kompensiert bleiben, solange eine (mächtige) Bezugsperson vorhanden ist, die sich bereit findet, unter eigenen Einschränkungen Entscheidungen und Verantwortung und Strukturierung für die betroffene Person zu übernehmen.
- Personen mit einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung können durch die Ausübung rigider Kontrolle eine gewisse, wenngleich unbefriedigende Emotionsregulierung um den Preis schwerwiegender zwischenmenschlicher Einschränkungen sowie der Genussfähigkeit erreichen.
- Personen mit einer schizoiden- vermeidenden Persönlichkeitsstörung schützen sich durch Distanz und Vermeiden von Nähe vor Vereinnahmung und erneuter Verletzung. Falls es überhaupt zu einer Bindung kommt handelt es sich häufig um Distanzbeziehungen, in denen der Partner ein basales Hintergrundgefühl der Anwesenheit und der Verbindung zu Welt darstellt, aber zum Preis der schmerzlichen Zurückstellung eigener Nähewünsche. Wenn größere Nähe unvermeidlich wird in Arbeitskontexten oder wenn Verliebtheit droht, laufen sie allerdings Gefahr, zu dekompensieren.
- Bei Personen mit einer Borderline- Persönlichkeitsstörung, besser als emotional-instabil-impulsive Persönlichkeitsstörung zu verstehen, oft mit dramatischer Ausgestaltung, liegen regelhaft große Schwierigkeiten vor, leicht auslösbare und abrupt kippende heftige Gefühlszustände zu regulieren .Sie neigen dazu, impulsiv ohne nachzudenken zu regieren und bei eigener Identitätsunsicherheit sich in ein heftiges Beziehungschaos zu verstricken. Hier liegt das Dilemma zugrunde, dass sie weder kontinuierlich in Beziehung sein, noch ohne sie leben können. Sie fürchten sich aus Vernichtungsängsten vor der „Feuerhölle der Verschmelzung“, nach der sie sich andererseits sehnen, genauso wie zu einem anderen Zeitpunkt vor der „Eiswüste der Verlassenheit“. Sie leben in einer extremen Schwarz-Weiß-gespaltenen Welt und sind ein Leben lang auf der Suche nach der ideal-ganz guten makellosen Beziehung („Ich hasse dich-verlass mich nicht!“).Nähe und abrupte Distanzierung, Idealisierung und wütende Entwertung wechseln schlagartig und oft unvorhersehbar, wenn traumabedingt abgespaltene Selbstanteile durch als Bedrohung wahrgenommenes Beziehungsverhalten des Gegenübers getriggert werden. Diese Menschen können sich oft nur leidlich durch die Realpräsenz eines Partners stabilisieren, der zur Emotionsregulierung gebraucht wird, da keine „guten“ Beziehungserfahrungen verinnerlicht werden konnten, um (befürchtete)Trennungen und Alleinsein ohne Symptome oder selbstschädigende Verhaltensweisen auszuhalten. Dekompensation droht bei zu intensiven Näheangeboten wie bei abrupten Trennungen oder bereits bei leichtem subjektivem Erleben von Distanz oder Nicht-Übereinstimmung, was extreme Verlassenheitsängste und Dysregulation auslöst.
Therapie von Bindungs-und komplextraumatisierten Patienten mit Persönlichkeitsstörungen:
Siehe zu Traumatherapie auch meinen Bewusstseinstext und das Behandlungskonzept für Persönlichkeitsstörungen: Verletzte Bindung: Behandlung akzentuierter Persönlichkeitsstile und Trauma und Selbststeuerung: Wie wir Folgen früher Bindungsverletzungen und kindlicher Wunden erfolgreich überwinden
Psychotherapie kann die Neurobiologie des Traumas durch Veränderung von Neu-Vernetzung des Gehirns und Veränderung der Hirnregionen nachhaltig beeinflussen!
Sie kann somit nicht nur zu Symptomverbesserung führen.
Durch das Zur-Verfügung-Stellen einer sicheren empathischen Bindungsbeziehung mit einer haltenden Coregulation von Erregung und Reparatur von Bindungsbrüchen mit gemeinsamer Reflexion unterschiedlicher Perspektiven, verbessert sich die Selbst-und Emotionsregulierung, die Selbstakzeptanz und Identitätsfindung sowie die heilsame sichere Verbundenheit zu Mitmenschen.
Selbstregulation und ein sekundär erworbener sicherer Bindungsstil ist bei korrigierenden geduldigen längerfristigen Beziehungserfahrungen möglich.
Das Ziel weniger Trauma, mehr Lebendigkeit ist erreichbar!
Dabei steht in der Therapie nicht die Beschäftigung mit der Traumavergangenheit im Vordergrund, sondern das Erleben im Hier und Jetzt und der verbesserte Umgang mit neurobiologischen Traumafolgen (Stabilisierung und Erweiterung des Stresstoleranzfensters, Integration abgespaltener Emotionen- siehe hierzu meinen Bewusstseinstext: Fühlen lernen-, und die Arbeit mit der inneren Familie und Persönlichkeitsanteilen- siehe hierzu: Meine innere Familie: Das innere Kind, innere Beschützer, Kritiker, Antreiber und Co.–, Veränderung des eigenen Selbstbildes und negativer Grundüberzeugungen-siehe hierzu: Befreit leben – Werde wer du wirklich bist – und Einüben funktionalerer Verhaltens-und Beziehungsmuster – siehe hierzu:Sehnsucht ist unheilbar und Lebens-und Beziehungs-Fitness-Training
Achtsame, bewusste Aufmerksamkeit ist dabei einer der Hauptschlüssel, um Verhalten zu verändern und für eine verbesserte aktive Selbstfürsorge – siehe hierzu: Sorge gut für Dich
Ein wesentlicher Teil davon ist die Fähigkeit, den Körper zu spüren.
Durch beziehungsorientierte Psychotherapie verändert sich nicht nur die Beziehung zu sich selbst: das Trauma-Opfer- Gefühl weicht dem Gefühl des Überlebenden und eines selbstverantwortlichen Gestalters mit gesteigertem Selbstwirksamkeitserleben. Aber auch ein sicherer Bindungsstil mit Fähigkeit zu sicherer Bindung in Freiheit ist bei einer überschaubarer Therapiedauer von ca. 1-2 Jahren zu erreichen!
Dies ist bei den notwendigen neuronalen Neuverschaltungen natürlich ein längerer Prozess- ähnlich wie eine „zweite psychische Geburt“- und es braucht vor allem nachhaltige Entschiedenheit, etwas in seinem Leben zu ändern, Fähigkeit adäquate Hilfe anzunehmen und Geduld und Zeit bei der zunehmenden Verantwortungsübernahme für die Selbstentwicklung.
Zu hohes Tempo führt nur zu schädlichem Stress und Überforderung.
Psychotherapie ist also so verstanden keine Symptombekämpfung, sondern „Hebammenarbeit für die Selbst- und Liebesfähigkeit“ eines Menschen mit dem Ziel, inneren Frieden als Basis jeglicher Heilung zu finden und emotionale Verbundenheit mit sich selbst und anderen.
Denn in diesem Punkt der emotionalen Verbundenheit haben besonders Menschen, die Beziehungsverletzungen erlitten (und das sind wir, mehr oder weniger, alle!) und in Folge dessen psychische oder psychosomatische Symptome entwickelt haben, zumindest einen deutlichen Wackelkontakt.
Und geringes Selbstwertgefühl, besser Selbstmitgefühl – was ganz und gar nicht dasselbe wie Selbstmitleid ist – zählt in den meisten Fällen zu den Auslösern von psychischen Störungen und auch Beziehungsstörungen – siehe hierzu: Selbst-Entwicklung und Selbst-Annahme
Nur wir Menschen bringen es fertig, uns selbst fertigzumachen, sowohl in unseren Gedanken als auch mit unserer Art, durch den Tag zu gehen.
Es ist das Ergebnis unseres unbewussten Denkens, Verhaltens und Umgangs mit uns selbst.
Und es ist Ausdruck und Folge unserer gelernten „Unliebe“ zu uns, unsrer Selbstausbeutung und Selbsterschöpfung.
Wir begegnen den ganzen Tag über in der Regel vielen Menschen, aber uns selbst begegnen wir so gut wie nie.
Jedes so genannte Problem, jeder Mangel an Freude, Liebe, oder Erfüllung im Leben ist immer ein Zeichen mangelnden Energieflusses, den wir selbst verursacht haben.
Dafür sind zum einen unsere ablehnenden und unwahren Überzeugungen, unsere vielen „Nein-Gedanken“ zu uns, zum Leben selbst und zu dem, was sich in unserem Leben zeigt, verantwortlich.
Jede Verurteilung, jede Anklage, jedes Jammern und Beschweren enthält ein Nein und mindert unsere Vitalität, unsere Energie und zehrt an uns.
Machen wir zum anderen viele Dinge in unserem Leben ohne Freude, sondern um damit irgendwas zu erreichen, erschöpft uns diese Lebensweise zusehends.
Wenn wir einer Arbeit nachgehen, die wir im Grunde ablehnen und nicht wertschätzen, nur um damit Geld zu verdienen, entzieht uns dies die Lebenskraft.
Sagen wir Ja, wenn wir Nein meinen, verraten wir uns selbst, untergraben unseren Selbstrespekt und verletzen und verbiegen uns selbst für eine Beziehung.
Verbringen wir unser Leben mit einem Menschen, den wir nicht lieben oder der uns nicht liebt, und bleiben wir nur bei ihm, weil wir Angst haben, sonst allein zu sein oder niemand anderen zu finden, entzieht uns das ständig Kraft und Energie.
Wann immer wir etwas tun, um … zu …, also um eines Zieles wegen, aber nicht weil wir das, was wir tun und leben, wirklich aus und mit Freude und offenem Herzen tun, entziehen wir uns selbst Energie und Kraft.
Und drittens sind es schließlich die von uns unterdrückten, verdrängten und nicht bejahten Emotionen, die uns und unserem Körper unendlich viel Kraft kosten und Lebensenergie binden.
Denn es kostet uns weit mehr Energie, um Angst, Ärger, Wut und andere Gefühle zu unterdrücken, zu verdrängen und dadurch festzuhalten, als sie durch bewusstes und bejahendes Fühlen in Fluss zu bringen und durch unsere Annahme zu verwandeln.
Solange wir unser Zuhause und unseren Halt nicht in uns selbst gefunden haben, bleiben Menschen und Dinge, die wir „besitzen“, nur Scheinsicherheiten, die wir oft erst verlieren müssen, um zur wahren Quelle unserer Sicherheit zu gelangen und inneren Halt zu finden.
Und diese liegt immer in uns selbst und der innigen Beziehung zu uns.
Und dazu benötigen wir Zeit und Ruhe, die wir mit uns selbst verbringen – Stunden der Muße und Besinnung.
Bei allem Tun ist es wichtig, immer wieder anzuhalten, um nach innen zu gehen.
Sonst verlieren wir uns mit der Zeit und das führt zu einem Gefühl der Leere, Sinnlosigkeit und Erschöpfung.
Entscheidend bei der Integration kindlicher Wunden und Ihrer Heilung ist die Überwindung der alten Schamwunde und daß Sie sich dafür entscheiden, emotionale Verletzlichkeit zu wagen (was ganz und gar nicht Wehrlosigkeit bedeutet!), Ihr Herz zu öffnen und sich berühren zu lassen – siehe hierzu: Psychosomatische Medizin als Beziehungsmedizin – mit offenem Herzen leben lernen
Und natürlich dass Sie aktiv werteorientiert leben, also nach befriedigenden Sinnmöglichkeiten suchen – siehe hierzu: Sinn finden – erfüllt leben und v. a. sich endlich selbst nicht mehr verletzen, mitfühlend und aufrichtig interessiert ihrem wahren Selbst zuwenden und sich mit sich selbst befreunden -siehe hierzu: Sich mit sich selbst befreunden
Das wünscht ihnen von Herzen,
Dr. Wolf Maurer
Weiterführende Hörbücher:
PSS 27, 25, 10, 9, 7, 1, 2, 4, 8, 14, 23, 24