Vom Stachelschwein-Dilemma und vom Glück, ein No-Body zu sein
von Dr. med. Wolf-Jürgen Maurer
Worunter alle Menschen auf dieser Erde – mehr oder weniger – leiden, ist ihre früh beginnende Erfahrung von Abgetrenntsein und ihre daraus resultierende lebenslange unstillbare Sehnsucht nach Verbundenheit.
Die Urwunde stammt aus der Verletzung kindlicher Grundbedürfnisse nach Bindung, Annahme, Zugehörigkeit, emotionaler Verbundenheit, Wertschätzung und unbedingter Liebe.
Wegen der existenziellen Abhängigkeit von den frühen Bezugspersonen verkörpert sich die in der Frühkindheit erlebte Ablehnung und Zurückweisung in einem schwarzen Loch der Seele, in dem die Scham und Leere herrscht.
Das Kind zieht sich infolgedessen oft nur subtil spürbar von sich selbst und anderen Menschen zurück, trennt sich vom freien Fluss und Kontakt mit seinen wahren Gefühlen ab.
Seine verletzenden Bindungserfahrungen gerinnen zu Kopfgeschichten, in denen der Mensch unbewusst immer mehr wie in einer virtuellen sich selbst bestätigenden und aufrechterhaltenden Welt lebt. Die Geschichten, die wir Menschen uns und anderen über uns erzählen werden allmählich zu unserem erlebten Leben.
Die Kopfgeschichten sowie die Unterdrückung und Abspaltung eigener (schmerzlicher) Gefühle trennen den Menschen immer weiter von seinem wahren Wesen und er identifiziert sich mit einem falschen Selbst, das die Liebe zu sich selbst behindert.
Die Sehnsucht nach und die gleichzeitige Angst vor wirklicher Nähe und emotionaler Verbundenheit zu sich selbst und anderen schlummert dabei immer im unbewussten von der Liebe abgespaltenen Geist des Kindes und späteren Erwachsenen.
Ein sich getrennt erlebender Geist wird aber immer Schmerz und Angst erleben.
Der Mensch erlebt sich dann als gefährdete kleine Insel im Strom des Lebens und muss sein zerbrechliches in Körpergrenzen eingeschlossenes Angst-Ich (Ego), das aus seinen Kernüberzeugungen und gedanklichen Beurteilungen entstanden ist, ständig vor Bedrohungen einer infolge eigener vergangenheitszentrierten Projektionen feindselig erlebten Umwelt schützen.
Infolge seines unbewussten Mangeldenkens, nicht gut genug und nicht liebenswert zu sein, erlebt er eine nicht verstehbare unzufrieden machende und quälende Leere, die ihn rastlos suchen lässt, nach etwas, was dieses Loch im eigenen Ich endlich und endgültig füllt.
Dabei gerät er in das sogenannte „Stachelschwein-Dilemma“, wie es schon Arthur Schopenhauer beschrieb:
Die Menschen haben wie Stachelschweine eine weiche Bauchseite, die verletzlich ist, die sie schützen wollen, die sich aber nach Wärme und Nähe sehnt. Und eine stachelige Seite die sie vor Verletzungen schützen soll. Wenn die Kälte zu quälend wird, rücken sie näher zusammen und verletzen sich mit ihren Stacheln. Dann piekst es, die Nähe wird zu erdrückend und verletzend, und sie rücken wieder weiter auseinander. Und dann frieren sie wieder und sie rücken wieder aneinander und tun sich wieder weh.
Das ist der existenzielle Konflikt sich getrennt erlebender Wesen zwischen Freiheit und Zugehörigkeit/Bindung, zwischen Nähe und Distanz, Autonomie bzw. Individuation und Abhängigkeit.
Dabei wird immer ein schmerzlicher Spalt, eine ängstigende Kluft zwischen dem Ich und dem Du erlebt.
Lebenserfüllung und gelingende Beziehungen sind dabei wesentlich abhängig vom Umgang mit Unterschiedlichkeit. Denn Konflikte sind nicht ungewöhnlich und nicht das eigentliche Beziehungsproblem, sondern dies besteht lediglich darin, wie in Beziehungen mit verbliebener Unterschiedlichkeit umgegangen wird.
Menschen gehen dabei sehr unterschiedlich mit dieser Beziehungs-Kluft, dem Zwischenraum, um:
Die einen versuchen, diesen „Raum des Zwischen“ dadurch zum Verschwinden zu bringen, indem sie sich selbst unsichtbar machen, sich von sich selbst trennen, sich aufgeben um den Erwartungen anderer gerecht zu werden. Sie streben eine Symbiose, ein verschmelzendes Wir an, das stets dasselbe fühlt, denkt und will.
Sie suchen nach einem besonderen Du, einer besonderen errettenden und erlösenden idealen Beziehung, die das eigene unvollständige Mangelwesen ganz machen soll-wie die laut Plato von den Göttern bestraften menschlichen Kugelwesen, die in zwei Seelenhälften getrennt wurden mit nur einem Flügel und fortan ver-zwei-felt nach der verlorenen komplettierenden Hälfte ihres sogenannten Seelengefährten suchen.
Verliebtheit also als psychotischer halluzinierender Zustand um Trennung und eigene vorgestellte Mängel zum Verschwinden zu bringen.
Andere tun alles dafür, dass der trennende Zwischenraum zwischen Ich und Du gefüllt wird mit sich selbst: „Egal worüber wir reden, Hauptsache es geht um mich, wie toll, stark, erfolgreich, besonders, wichtig und einzigartig ich bin!“ Vor lauter narzisstischer Selbstbezogenheit und Selbstaufblähung löst sich dabei das nicht wahrgenommene Du wie im Mythos von Narzissus die Nymphe Echo auf.
Hier zeigt sich also der Lösungsversuch eines in sich verkrümmten Menschen, der sich in sich selbst verkapselt ist und mehr nach Bewunderung sucht als nach Verbundenheit und sich so von der Liebe und von anderen isolierend trennt.
Doch Wehe, das besondere Du in dieser so besonderen idealisierten Beziehung erfüllt nicht mehr die ihm zugedachte Erlösungs-Funktion, dann zeigt sich, dass es sich hierbei nie um Liebe handelte, sondern nur um übertünchte Angst und Selbst-Hass, der in der Folge immer mehr auf den anderen projiziert wird, bis das einstige „engelsgleiche Wesen zum Arsch und Hassobjekt“ mutiert, und angeklagt, angegriffen und bekämpft wird (Rosenkrieg).
Die Trennung ,einerseits von sich Selbst und andererseits von dem Du, ist also das Kennzeichen einer „Besonderen Beziehung“, die neurotische Mängelwesen unter dem Deckmantel sogenannter (falscher Ego-) Liebe suchen.
Dabei kann sowohl bei Selbstauflösung als auch bei Selbstaufblähung weder man selbst gesehen noch der andere wirklich wahrgenommen werden, denn dazu bräuchte es den Raum des „Zwischen“, der gefüllt werden müsste mit wirklichem Inter-esse, Empathie, emotionaler Offenheit, Respekt und Wertschätzung für die Unterschiedlichkeit- denn nur so käme es zu einer wahren erfüllenden Begegnung auf Augenhöhe, einer Beziehungsbrücke über die Kluft hinweg. Dies ist allerdings nur möglich, wenn sowohl das Ich als auch das Du zuerst sich selbst begegnet und in Dialog mit sich selbst steht, der geprägt ist von wirklichem Interesse an sich selbst, achtsame Einfühlung in eigene und emotionale Offenheit zu allen Gefühlen fähig ist, sich selbst achtet und sich selbst bedingungslos annimmt und respektiert.
Nur ein Mensch, der mit sich in liebevollem ehrlichen Dialog und offener Beziehung steht, kann sein Herz öffnen für liebevolle und erfüllende Begegnungen, wo der Andere so sein darf und gesehen und bejaht werden kann, wie er wirklich wesenhaft ist. Das ist die beglückende Erfahrung wahrer Liebe- von Selbst zu Selbst, und nicht von Ego zu Ego.
Um sich selbst wirklich begegnen zu kennen, ist es nötig, alle eigene Gefühle radikal willkommen zu heißen und ihnen achtsam Raum zu geben, unblockiert durch den eigenen Körper zu fließen.
Wahre Liebe für uns selbst umfasst alle Aspekte unseres Lebens – sowohl das Gute als auch das Schlechte. Ebenso die Schwierigkeiten wie die Herausforderungen der Vergangenheit, die unsichere Zukunft genauso wie die beschämenden oder aufregenden Erfahrungen und Begegnungen, die wir all zu gerne schnell vergessen.
Ob es uns gefällt oder nicht, das was von der Vergangenheit in unseren Gefühlen weiterlebt, ist Teil dessen wer wir sind. Sofern wir Aspekte davon ablehnen, sind wir wie Schwindler, nicht authentisch und von uns selbst getrennt.
Wenn wir hingegen unser Herz der ganzen Vielfalt unserer Erfahrungen öffnen, lernen wir uns auf unsere Bedürfnisse einzustimmen und all der einzigartigen Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle des gegenwärtigen Augenblickes gewahr zu sein. So sind wir nicht länger Gefangene vergangener Bewertungen, die sich auf die Erwartungen anderer stützen, und wir können unseren eigenen Wert spüren.
Wenn wir unser wahres Selbst aber hintanstellen, laufen wir Gefahr, von anderen Menschen dominiert zu werden, statt mit ihnen eine liebevolle Beziehung eingehen zu können.
Je mehr wir mit den eigenen Gefühlen, dem eigenen Körper und den eigenen Gedanken vertraut werden, desto leichter fällt es uns, sie zu integrieren. Diese Vertrautheit ist möglich, wenn wir allem was wir kennen und wünschen, allem was wir fühlen und auch wovor wir uns fürchten mit Achtsamkeit und Mitgefühl begegnen.
Unterdrücken wir jedoch unsere Gefühle und lehnen wir sie ab, ist es uns nicht möglich sie besser kennenzulernen und zu integrieren.
Wir haben Gefühle, aber wir sind nicht unsere Gefühle.
Wir haben Gedanken, aber wir sind nicht unsere Gedanken.
Dies zu erkennen ist die Folge von achtsamer Offenheit und Präsenz allen Inhalten unseres Geistes gegenüber. Alles darf da sein, alles ist willkommen, aber nichts muss uns definitiv bestimmen. Wir sitzen still und atemachtsam wie eine wohlwollende mitfühlende Mutter präsent und haltgebend bei unseren Gefühlsbabies- lassen sie durch unseren Körper hindurchströmen ohne sie zu unterdrücken oder uns von ihnen überfluten zu lassen.
Wir sind wie ein freundliches Gasthaus, das unterschiedliche Gefühle täglich betreten und auch wieder verlassen. Wir sind der aufnehmende gastliche Raum, den wir unseren Gefühlen anbieten, um sie zu begrüßen, ihre Botschaft kennen zu lernen und sie verabschiedend wieder ziehen zu lassen- ohne sie festzuhalten oder die Türe vor ihnen zuzuhalten.
Wir nehmen gerade auch leidvolle Emotionen hinter unseren Körperspannungen aufmerksam wahr, akzeptieren sie und heißen alle Gefühle willkommen und geben ihnen Raum, um ihnen auf Augenhöhe mitfühlend zu begegnen. Dann erforschen wir sie achtsam. Dabei fragen wir uns auch, ob es eine (alte) Geschichte gibt, die hinter dem Problem steht und es emotional auflädt. Und wir fragen uns, was diese Seite von uns (damals oder gerade jetzt) gebraucht hätte. Und zuletzt erinnern wir uns daran, uns nicht gänzlich mit dem erforschten Gefühl bzw. Bedürfnis oder der Geschichte zu identifizieren. Wir fragen uns, was das Freundlichste wären, was wir jetzt für uns tun könnten und was wir jetzt wirklich brauchen.
Wenn wir allerdings unser Selbstbild von jeder, der sich andauernd ändernden Emotionen, die durch uns hindurchströmen, abhängig machen, wie sollten wir uns dann je in unserem Körper und unserem Geist zu Hause fühlen?
Und genau dies ist das Ziel jeder psychotherapeutischen Behandlung: Sich selbst kennen und annehmen lernen und zwar bedingungslos, seinen eigenen Wert zu spüren und zu bejahen und zu lernen, das eigene Wesen selbstbestimmt zum Ausdruck zu bringen, um so ein authentisches Leben mit offenem Herzen zu wagen in Frieden mit sich selbst.
Das normale aus menschlicher verletzender Prägung stammende kleine Angst-Ich, das Ego, ist aufgeblasen wie ein Luftballon und innerlich leer und nie in Frieden.
Der existenzialistische dänische Philosoph Sören Kierkegaard schreibt in seinem Buch, Krankheit zum Tode, „der Normalzustand des menschlichen Herzens sei es, dass es versuche, seine Identität auf etwas anderes zu bauen als auf Gott.“ Ich würde Gott hier beschreiben als die Erfahrung und die Verbundenheit mit der allumfassenden Liebe. Unsere Quelle als Kinder der Liebe. Die unbedingte Grundlage unserer Liebens-Wertigkeit und grundlegenden Güte.
Stolz im geistlichen Sinn ist dabei die Illusion, wir wären- abgetrennt von der Liebe-in der Lage, uns selbst und anderen unseren eigenen Wert und Besonderheit zu erarbeiten und zu beweisen.
Ein aufgeblasenes Ego schmerzt, eben weil mit ihm etwas grundlegend nicht stimmt. Und wir krank sind und von unserem wahren Wesen abgespalten, wenn wir uns mit ihm identifizieren. Dann leben wir abgetrennt von der Liebe in einer Welt der Angst, der Trennung und des Schmerzes. Nichts kann diese innere Leerstelle wirklich auffüllen. Keine Plombe und kein Gold , das noch so glänzt, ist groß genug. Und so verlangt unser Angst-Ich ständig nach Aufmerksamkeit. Und jeden Tag aufs Neue fühlt sich das aufgeblasene unzufriedene leere Ego gekränkt, übersehen oder hält sich selbst für falsch, weil mit unserer Identität, unserem Selbstbild, etwas nicht stimmt. Wir sagen, jemand habe unsere Gefühle verletzt. Aber Gefühle können nicht verletzt werden. Mit unseren Gefühlen ist alles in Ordnung. Was verletzt ist und weh tut ist unser Ego, unser Sinn für uns selbst, unsere falsche Identität.
Und so sind wir in der fälschlichen Identifizierung mit unserem kranken Ego permanent rastlos auf der Suche nach Aufmerksamkeit und Anerkennung, und ständig wahnsinnig beschäftigt, die gefühlte unbehagliche Leere des schwarzen Lochs der Unzulänglichkeit im Ich zu füllen.
Am meisten beschäftigt ist unser Ego damit, permanent zu beurteilen, sich mit anderen zu vergleichen und sich aufzuspielen, um mehr zu sein als andere. Dabei ist diese aufgeblasene Ego-Identität sehr zerbrechlich. Wobei ein Überlegenheitskomplex und ein Minderwertigkeitskomplex beide das Ergebnis von Aufgeblasenheit sind- rasch kann die Luft bei geringster Kritik abgelassen werden, weil viel zu viel Wert darauf gelegt wird, was andere von einem halten.
In einem älteren Interview in der Vogue beschreibt genau diesen Zustand die Popsängerin Madonna: „Mein Antrieb im Leben erwächst aus meiner Angst, mittelmäßig zu sein. …. Ich bin zwar jemand geworden, aber ich muss mir immer noch beweisen, dass ich jemand bin. Dieser Kampf war noch nie zu Ende…“
Das ist der Normalzustand des menschlichen Egos. Madonna kennt sich offensichtlich selbst nur besser als die meisten von uns. Wir machen uns davon abhängig, was andere oder wir selbst von uns denken.
Während in früherer Zeit Stolz und Überheblichkeit als Wurzel allen sozialen und menschlichen Übels gesehen wurde, hat die moderne Welt meist die gegensätzliche Idee und hält für die kurative Lösung geringen Selbstwertgefühles das Puschen des Egos als Ratschlag bereit.
Aber der Versuch, Selbstwert darin zu finden, daß man irgendwelchen -fremden oder selbst gesetzten -oft unmenschlich-perfektionistischen- Maßstäben entsprechen zu versucht, ist eine Sackgasse.
Erst wenn es uns egal ist, was andere und auch wir selbst von uns denken, sind wir frei und stehen nicht mehr länger täglich zitternd vor der Anklagebank unseres Selbst-Wertes, nach eigenen oder fremden Maßstäben als unzulänglich be-und ver-urteilt zu werden.
Wahre Demut (oder Mut zu einem Leben aus dem wahren Selbst heraus) bedeutet, es nicht mehr nötig zu haben, alles auf sich selbst zu beziehen und ständig über sich selbst nachzudenken, ob man auch ja eine gute Performance abgibt.
Dies erst bringt den tiefen Frieden und die Freiheit der Selbst-Vergessenheit mit sich: „Ich muss nicht mehr strampeln, um jemand zu werden, ich darf sein wie ich bin und mich freuen, ohne Angst zu haben, ein Nobody zu sein.“ Ich habe einen unverlierbaren Wert, jenseits meiner bisherigen und nun losgelassenen Identifizierung mit dem falschen Selbst meines kleinen Angst-Ichs, des unersättlichen Egos meines konditionierten Verstandes, und bin zurückgekehrt zur Liebe und zur Verbundenheit mit meiner Quelle und meinem wahren Wesen.
Dieses Ruhen jenseits meiner gedanklichen Geschichten in der Erfahrung von stillem erfüllendem Frieden mache ich, wenn ich allen Gefühlen achtsamen Raum gegeben habe und in die Tiefe meines Geistes jenseits des Kommen und Gehens gedanklicher Bewertungen eingetaucht bin.
Wenn ich mich selbst vergesse und loslasse, um wirklich geistig nach Hause zu kommen, um mich vollständig und bedingungslos angenommen und geliebt zu fühlen- sei es im Gebet, in der meditativen Versenkung oder in der Natur.
Dies ist die wirklich erlösend heilende Erfahrung eines Lebens in Fülle und nicht mehr in der Leere eines aufgeblasenen Egos. Hier geht es überhaupt nicht mehr um Selbstwert, um das Bestimmen eines Wertes des Menschen. Dieses Spiel ist zu Ende.
Jenseits dieser illusionären kleingeistigen Ego-Welt der Be-und Ver-Urteilungen beruht unser unverlierbarer und unbedingter Wert nicht mehr auf unserer angstmotivierten verkrampften Lebensleistung und Selbstdarstellung und den Geschichten, die wir uns und anderen über uns erzählen, sondern auf unserer wahren Identität und wahrem Wesen als Kinder der Liebe.
Wer sich als geistiges Wesen erkennt, das in der unbedingten Liebe gründet und sich mit ihr verbindet, ist frei, und er kann wohlig selbstvergessen und angstfrei sein Leben als Ausdruck und Verkörperung der Liebe , die er im Kern ist, gestalten, und tun, was ihm wesenhaft wirklich entspricht, ihm Freude und macht und sinnerfüllende Zufriedenheit verschafft.
Er muss nicht mehr um sich selbst kreisen, die Erinnerung an seine wahre Identität hat ihn von der Anklagebank des Selbstwertes befreit. Er lebt ganz gegenwärtig. Es ist ihm egal, was andere oder selbst von ihm denken, er tut was im Augenblick Sinn macht als Ausdruck der Liebe, die er ist.
Die Geschichten , die unser Ego uns in unserem Kopf erzählt, verhindert nur die wirkliche liebevolle Verbundenheit zu uns selbst, unserer Schöpferkraft, den Kontakt zur Liebe, die wir wesenhaft sind und die wahre Begegnung und das Sich-Verbinden mit anderen Menschen.
Emotional verletzende Beziehungserfahrungen, die unseren Grundbedürfnissen nach Zugehörigkeit, Wertgeschätzt- und Willkommensein entgegenlaufen, prägten unser Selbstbild durch die Geschichten, die wir uns mehr oder weniger bewusst ständig selbst erzählen.
Vor allem, wenn sie zu unserer vermeintlichen inneren Wahrheit über uns selbst werden und wir daran glauben, was wir uns erzählen.
Oder was andere über uns erzählen oder erzählt haben.
Oder unser Selbstbild aus den Rollen erschliessen, welche wir in der Kindheit zugewiesen bekommen haben.
Aber wir sind mehr.
Weit mehr.
Unermesslich mehr.
Wir sind unermesslich mehr als jede noch so einengende Geschichte und das kleine angstgeprägte Selbstkonzept, das wir uns aus unseren frühen Erfahrungen und mithilfe unserer Geschichten gebastelt haben.
Wenn wir einer verletzenden Geschichte glauben, kann unsere gesamte Weltsicht darunter leiden. Es ist als lösche jemand plötzlich das Licht und wir verlören all unsere Träume und unsere Fähigkeit, zu lieben und geliebt zu werden, gleich mit.
Wenn wir sie für wahr und als die ganze Wirklichkeit halten, kann eine solche Geschichte in uns die Samen des Neides, des (unterdrückten)Grolls, der Schuld oder der Scham und der Ängstlichkeit und Depression säen, mit denen wir noch Jahre später zu kämpfen haben.
Aber wir sind nicht unsre Geschichten und unsere Vergangenheit bestimmt nicht unsere Zukunft, sofern wir es nicht zulassen und an unseren alten Geschichten kleben und sie festhalten.
Um uns wirklich zu lieben, müssen wir uns unserem ganzen Wesen öffnen, statt an Bruchstücken festzuhalten, die aus alten Geschichten stammen.
Wollen wir uns wirklich selbst lieben, ist es unverzichtbar, unsere Überzeugung, wir müssten anders sein oder uns grundlegend bessern, um liebenswert zu sein, in Frage zu stellen.
Wenn wir uns verstellen und hartnäckig versuchen, irgendwie dem zu entsprechen, was allgemein als normal gilt, schwindet unsere Fähigkeit zu lieben.
Wenn mir aber mutig gegen unsere alten Ängste und Vermeidungsstrategien angehen, werden wir wachsen und lernen, bedingungslos zu uns selbst zu stehen und uns so anzunehmen, wie wir wirklich sind.
Unsere Angst ruft uns zu, endlich den Mut zu entwickeln, uns aus den einengenden Selbstkonzepten und alten Geschichten zu befreien und in unsere wahre Gestalt hineinzuwachsen.
Uns zu entpuppen wie eine Raupe zu einem bunten wunderschönen Schmetterling.
Niemand von uns ist eine Raupe.
Auch wenn er sich so fühlen mag.
Alle sind wir Schmetterlinge-und wunderschön.
Uns geschieht nach unserem Glauben.
Glauben wir an uns.
„Du bist zu allem in der Lage was Du von Herzen tun willst.
Das Einzige, was Dich davon abhält, ist Dein Glauben, Du könntest es nicht.“
Wollen wir uns wirklich selbst lieben, müssen wir unseren Geschichten zwar mit Respekt begegnen, dürfen ihnen jedoch nicht erlauben, uns zu bestimmen.
So können wir die Aspekte unseres derzeitigen Lebens, die sich ändern lassen, befreien und lernen präsent und gegenwärtig endlich wirklich zu leben und zu lieben.
Das wünscht Ihnen von Herzen,
Dr. Wolf Maurer
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PSS 19, Lass los, was dich unglücklich macht…und lebe!
PSS 21, Leben oder Funktionieren- die eigene Identität entwickeln
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PSS 26, Kränkung und Vergebung
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