Bewusstseinstexte Dr. W.-J. Maurer

Heilsame Begegnung

von Dr. med. Wolf-Jürgen Maurer

 

Wie viele Menschen treffen Sie tagein, tagaus?

Mit wie vielen stehen Sie davon in engerem Kontakt?

Welche davon dienen lediglich einem Ihnen nützlichen sachlichen Zweck?

Welche Menschen kennen Sie wirklich näher?

Welche berühren sogar Ihr Herz?

Bei wie vielen Kontakten geht es nicht nur um eine Sache, eine Funktion, einen Zweck, sondern um Beziehung?

Mit wie vielen und welchen Menschen stehen Sie täglich in einem emotional offenen Dialog?

Wie vielen und welchen Menschen begegnen Sie echt und wahrhaftig, d.h. Sie öffnen sich für die Person, zeigen aufrichtiges Interesse, zeigen offen und respektvoll Ihre eigenen Gefühle, lassen sich emotional berühren und sind dabei empathisch, wertschätzend, ja liebevoll und auf Augenhöhe mit Ihrem Gegenüber?

Wieviel Zeit täglich nehmen Sie sich für einen solchen emotionalen Dialog mit Ihrem Partner?

Und wie stehts mit Ihnen selbst?

Stehen Sie in Dialog mit sich selbst?

Haben Sie Interesse für sich selbst?

Für Ihre Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse, Ihre Herzenswünsche und Werte?

Kennen Sie sich selbst wirklich, Ihre echten Stärken und Schwächen, Ihre Ängste und Ihr Hoffen?

Sind Sie offen und gehen Sie einfühlsam mit Ihren Gedanken und Gefühlen um- auf Augenhöhe, d.h. ohne von ihnen überschwemmt zu werden und mit ihnen zu verschmelzen und ohne sie zu unterdrücken, sie zu verdrängen, zu verleugnen und vor ihnen zu flüchten?

Gehen Sie liebevoll, wertschätzend und respektvoll mit sich um?

Wann begegnen Sie sich selbst?

Stehen Sie in Verbindung mit Ihrer Seele?

Oder funktionieren Sie nur noch emotional abgespalten und leben Sie nur noch fernab von sich selbst?

Können Sie andere enttäuschen um sich selbst treu zu bleiben?

Zeigen Sie sich authentisch oder leben Sie ein Fassadenleben und hat Ihre Maske Sie fest im Griff?

Inwieweit leben Sie wirklich Ihre wahren Bedürfnisse in den verschiedenen Bereichen Ihres Lebens?

Können Sie mit sich allein sein?

Sein, also nichts tun, inaktiv sein, sich nicht ablenken und ganz bei sich sein?

Können Sie Stille ertragen.

Können Sie sich selbst aushalten?

Wissen Sie, wer Sie wirklich sind?

 

 

Jeder Mensch lebt in seiner eigenen Welt.

Geprägt durch frühe unbewusste Kernüberzeugungen über sich selbst und andere filtert und bewertet er automatisch entsprechend seinem unbewussten subjektiven Selbst- und Weltkonzept alle eingehenden Sinnesreize.

Wahrnehmung ist eigentlich Wahr-Gebung und funktioniert also mehr oder weniger als Projektion der eigenen in frühen Bindungsbeziehungen gebildeten inneren Realität.

Je nach erfahrenen Bindungs-Verletzungen und unerfüllten kindlichen Grundbedürfnissen ist das spätere Bild von sich selbst mehr oder weniger verzerrt und bei erlebter Ablehnung und Nichtannahme überlagert ein alter eingefrorener Bewusstseinszustand in Form einer subjektiven inneren Realitätskonstruktion als falsches Selbst den eigenen sich entwickelnden kindlichen Wesenskern manchmal fast vollständig.

Denn damit ein Mensch zu sich selbst findet, muss er einfühlsamen emotionalen Kontakt, annehmendes Interesse und Verbundenheit sowie liebevolle Spiegelungen durch seine frühen Bezugspersonen erfahren.

Die kindliche Existenz braucht für eine gesunde Entwicklung und Wachstum die bejahende Botschaft: Du bist willkommen. Schön, dass Du da bist. Du bist gut so wie du bist. Wir lieben Dich, egal was du tust und freuen uns mit Dir, wenn Du entdeckst, wer Du selbst bist.

Es muss Begegnung stattfinden, d.h. eine empathische Beziehung mit echtem emotionalen Dialog.

Bei fehlender Begegnung entwickelt sich ein falsches Selbst und der Kontakt zum eigenen wahren Selbst misslingt oder gleicht zumindest einem Wackelkontakt.

Dies nennt man dann eine neurotische Entwicklung, wenn die innere Realität in manchen Lebens-Bereichen die Funktionsfähigkeit im Sinne der Verzerrung der Wahrnehmung und stereotypen Einengung der psychischen Flexibilität und der Selbst- und Beziehungsregulation beeinträchtigt.

Je weniger Selbst desto mehr Ego.

Die durch die frühen Verletzungen geprägte neurotische innere Realität steuert dann unbewusst und unbemerkt die späteren Denk,-Fühl, Verhaltens- und Beziehungsmuster bisweilen so ausgeprägt wie ein falsches Wesen, was leider zu selbst- und beziehungssabotierenden Entscheidungen und Wiederholung des in der Kindheit erlebten Unglücks führt.

Die Fähigkeit zu Begegnung und der stabile Kontakt zum eigenen wahren Wesen entscheidet wesentlich über die spätere Widerstandsfähigkeit, die Glücks- und Beziehungsfähigkeit und über Gesundheit oder Krankheit.

Im Vorfeld der Entwicklung psychischer oder psychosomatischer Erkrankungen beobachten wir regelhaft einen zunehmenden mangelhaften Kontakt des Betroffenen zu sich selbst, der sich in konflikthaften Beziehungen selbst verloren oder gänzlich sozial zurückgezogen hat und aus seinem Gleichgewicht geraten ist.

Der Mensch wird am Du zum Ich“ ist eine Aussage die von dem Religionsphilosophen Martin Buber in seiner Schrift „Du und Ich“ 1923 getroffen worden ist.

Gemeint ist damit, dass der Mensch seine Identität in Relation zu seiner Umwelt bildet.

Erst das Aufeinandertreffen mit einem „Du“ ermöglicht die Bildung eines „Ich“ in Abgrenzung seiner Umwelt.

Das große Thema im Denken von Martin Buber und Carl R. Rogers, des Begründers der personzentrierten Gesprächspsychotherapie war die zwischenmenschliche Beziehung und ihre Bedeutung für die Entwicklung und Heilung der Person.

Heilung geschieht aus der Begegnung, von Mensch zu Mensch, vom Ich zum Du.

Darin waren sich der Dialogphilosoph Martin Buber (1878-1965) und auch Fritz Perls und die Gründer der Gestalttherapie, einer Richtung der humanistischen Psychotherapie, einig.

Das, was Buber „Begegnung“ nannte, heißt in der Gestalttherapie „Kontakt“: „Die Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit den Anderen als den Anderen“.
Bei Buber heißt es: „Zwischen Ich und Du steht keine Begrifflichkeit, kein Vorwissen und keine Phantasie“. So ist die Beziehung unmittelbar: „Zwischen Ich und Du steht kein Zweck, keine Gier und keine Vorwegnahme“.

Buber unterscheidet zwischen Ich-Es-Beziehung (das Gegenüber wird als Sache behandelt) und Ich-Du-Beziehung (dem Gegenüber wird als Subjekt begegnet).

Im „heilenden Dialog“ erleben sich die Gesprächspartner gegenseitig als verantwortliche Subjekte.

Primär ist dabei das Bemühen, sich auf eine unverstellte Begegnung mit dem Gegenüber einzulassen, in Beziehung zu treten und sich von ihm berühren zu lassen.

Dadurch entstehen Momente der Aufhebung des Getrenntseins, Momente der Verbundenheit und des Dazugehörens, des Heilseins und Ganzseins.

Der Andere wird dabei von Wesen zu Wesen bejaht.

Einflußwille bedeutet dann nicht die Bestrebung, den anderen zu ändern, ihm meine eigne ‚Richtung‘ einzupfropfen, sondern die, das als richtig, als recht, als wahr Erkannte, das ja eben darum auch dort, in der Substanz des andern angelegt sein muss, dort eben durch meinen Einfluss, in der der Individuation angemessenen Gestalt aufkeimen und erwachsen zu lassen“ (Buber 1962).

Krankheit ist für Buber, wenn sich etwas zwischen die Seele des Menschen und das Leben selbst, stellt.

Es ist nicht der Mensch an sich, der krank ist.

Wenn Buber sagt, der Mensch sei in seinem „Verhältnis zur Andersheit“ erkrankt, „verkapselt“, dann meint die Gestaltperspektive dasselbe, wenn der Mensch „keinen nährenden Kontakt mit seinen Mit-Menschen“ erlebt, weil „die Kreativität des Selbst dafür gehemmt ist“.

Für die Psychotherapie ist das „Durchbrechen der Verkapselung“ Weg und Ziel.

Dies geschieht im unmittelbaren Gegenübersein, in Wachheit und Echtheit.

Wirkliche Begegnung kann entstehen, wenn wir, in der Bewusstheit von Ich und Du, im Augenblick ganz gegenwärtig sind und mit der Achtsamkeit unserer Sinne am Augenblick teilhaben.

Der Ursprung unserer Existenz wurzelt in Bezogenheit von Du und Ich.

Im Anfang ist die Beziehung“, bemerkt Buber.
Wir sind durch das uns meinende ewige Du, das uns ansprechendes Schöpfungswort Gottes – Buber nennt es vitales Urwort – ins Leben gerufen worden und tragen von Anfang an
ein Beziehungsstreben in uns, mit dem wir in jedem Augenblick neu auf den Ruf zur Verwirklichung unseres Menschseins – eben als Mensch unter Menschen – antworten können.
Weil wir uns gegenseitig als Abglanz der Schöpfung, in unserer Gottebenbildlichkeit, gegenüberstehen, ist in jeder zwischenmenschlichen Ich-Du-Beziehung Gott – das ewige Du –
mit seiner Schöpfungskraft inbegriffen.

Darum ist der Moment der Begegnung ein heiliger Moment.

Innerhalb der Begegnung zwischen Ich und Du – wenn ein Gegenüber konkret präsent und empathisch am eigenen Sein teilnimmt, sich ansprechen und berühren lässt – werden wir Person, ein einmaliger Mensch mit Gesicht und Namen.

Bei offenem Interesse, einfühlendem emotionalem Verständnis und liebevoller Wertschätzung entsteht ein heilsamer Dialog und heilsame Begegnung, die die Verbindung zum eigenen Wesen stärkt.

Personwerden, d.h. Selbst-Werdung ist ein lebensgeschichtlicher Prozess.

Im Laufe unserer Geschichte bilden sich aus Beziehungsereignissen allmählich unser Ich-Bewusstsein und unsere Persönlichkeitsmerkmale heraus.

Der Prozess der Selbst-Werdung beginnt mit der Geburt, bei der sich das Kind von der Mutter in sein persönliches Leben löst.

Das Kind sucht die Berührung, um sich selber als individuelle Person, im Gegenüber eines Du’s, wahrzunehmen.

Von Anfang an hängt die Entwicklung der kindlichen Seele unauflösbar mit dem Verlangen nach dem Du zusammen, aber auch damit, inwieweit dieses Verlangen Erfüllungen und Enttäuschungen erfährt.

Die aufmerksame Mutter und der aufmerksame Vater werden sich unmittelbar ansprechen lassen, wenn sich das Kind laut oder schweigend mitteilt.

Durch die Aufmerksamkeit der Eltern fühlt sich das Kind angenommen und bestätigt.

Es fühlt sich in ihrer Gegenwart sicher und vertraut.
Kinder brauchen die Gewissheit, in unablässiger Verbindung mit ihren Eltern zu stehen, auch in deren physischer Abwesenheit.

Dann wissen sie sich selbst in der bedrohlichen Nacht bewahrt und behütet.
In diesem Vertrauen in das Du kann das Kind später getrost in die Welt hinausgehen.

Es hat ja Heimat bezogen in sich selbst und aus diesem Kontakt zur eigenen Seele und zu seinem wahren Wesenskern bezieht es Kraft und seine Stärke.


Die Persönlichkeitsentwicklung misslingt, wenn die notwendige Resonanz und Bestätigung ausbleibt.

Wenn ein Kind statt der Befriedigung seiner natürlichen Beziehungsbedürfnisse, Verachtung, Geringschätzung oder Gleichgültigkeit erfährt, wenn es, statt geschützt zu werden, gar körperliche oder seelische Verletzung erlebte, trifft das im existentiellen Sein, den Kern der noch kaum entwickelten Persönlichkeit.

Das Kind wird sich in seiner Ich-Identität verunsichert fühlen und sich und seine Potentiale für wertlos erachten.

Es wird den Sinn seiner Existenz nicht begreifen.

Das in seinem Beziehungsstreben unbefriedigte oder verletzte Kind bleibt im Laufe seiner lebensgeschichtlichen Entwicklung auf der Suche nach dem Du, an dem es sich erkennen kann.

Um die Wunde in seinem Herzen zu schließen, versucht sich der Erwachsengewordene – mangels echter Begegnung – als freies Individuum egozentrisch zu behaupten und versucht, sich selbstentfremdet, über eine Pseudo-Autonomie Bedeutung zu verschaffen, mit der er verzweifelt beweisen muss, dass es ihn gibt.

Er muss versuchen im Außen alles zu sein, weil er im Innern nichts ist.

Bei mangelnder Verbindung zum eigenen wahren Wesen übernimmt das Ego als kleines falsches angstbasiertes abgetrenntes Ich mit seiner neurotischen inneren Realität die Entscheidungs- und Handlungssteuerung.

Dem Du misstraut er.

Er erlebt es als Besatzungsmacht oder als Fremdkörper, der das Selbst bedroht, den er zu Recht loswerden will.

Das hilft ihm aber nicht, die Wunde in seinem Herzen zu schließen.

Er bleibt, wie unter einem über ihm verhängten Kindheitsbann, verschnürt und verkümmert in seiner wahren Existenz.

Die wahre Persönlichkeit im Menschen führt dann eine unterirdische, verborgene, gleichsam ungültige Existenz.
Unbewusst aber sucht er den Spiegel des Gegenübers, um – vom Kindheitsbann erlöst – in der Bedeutung und dem Sinn seiner Existenz erkannt, bestätigt und wirklich zu werden.


Manchmal führt das Leiden unter dem Kindheitsbann in eine psychische Krise, in der ein Mensch therapeutische Hilfe sucht.

Viele Menschen sehen eine psychische Krise als ihr persönliches Versagen an, schämen sich dafür und versuchen, ihre Probleme mit sich selbst abzumachen.
Gehen wir aber von Bubers dialogischem Prinzip aus, kann kein Mensch für sich alleine in eine psychische Krise gelangen.

Krank sein, auch psychisch krank sein, ist daher immer ein zwischenmenschliches Problem, das sich auch nur zwischenmenschlich lösen lässt.

Denn den Prozess der Selbstwerdung kann niemand alleine gehen.

Ohne dass sich ein Mensch an sein Du wendet, kann keine Wende seines Schicksals kommen.

In der psychischen Krise, selbst in der schwersten Krankheit, sieht Buber daher die höchste Möglichkeit eines Menschen.

Die Verantwortung des Therapeuten sei es, in der unmittelbaren Begegnung das unterirdische, verborgene Potential des Menschen, zu erkennen.

In seiner Legende des Baalschem erzählt Buber die Geschichte eines Menschen, der unter seinem Selbst-Widerspruch, seinem Selbst-entfremdeten Dasein leidet, gequält und gepeinigt, in seiner Seele tief verwundet und zum Leben durchdringen möchte, durch Begegnung zu der wahren Bestimmung seiner persönlichen Existenz zurückfinden kann.


Als der große Meister Baalschem im Sterben liegt, ruft er seinen Schüler Rabbi Schimon zu sich, um ihm zu sagen, wie er sein künftiges Leben führen solle.

Freund“, sagt Baalschem zu Schimon, „für dich ist vorgesehen, in der Welt umherzufahren und Geschichten von dem zu erzählen, was du von mir erfahren hast.“

Rabbi Schimon konnte seinen Auftrag nicht verstehen.
„Dein Weg wird ein gutes Ziel finden“, tröstet ihn der sterbende Baalschem.
Rabbi Schimon zog sein Wanderkleid an und zog von Ort zu Ort.

Eines Tages hörte er von einem berühmten und reichen Juden, der äußerst begierig sei, die Geschichten zu hören, die Schimon zu erzählen habe.

Lange zog Schimon durch das Land, bis er in dem prächtigen Haus des reichen, berühmten Juden ankam.

Als Schimon nun mit der Aufmerksamkeit seiner Sinne vor dem Juden saß, öffnete er seine Lippen, gewohnt, dass die Geschichten wie von selbst in seinem Inneren
aufstiegen und die Worte aus ihm herausflossen, wollten sich keine Worte in seinem Mund formen.

Stattdessen stieg ihm von innen eine Eiseskälte auf, das Wort gefror in seinem Munde, er erstarrte und erbleichte.

Wie aus der Ferne nahm Rabbi Schimon die Erwartung in den Gesichtern der Menschen im Haus des reichen Juden wahr.

Die ganze Nacht wartete Schimon auf die Eingebung der Geschichte, die er zu erzählen habe, aber sein Sinn war betäubt.

Am Tag darauf verabschiedete sich Rabbi Schimon und der reiche Jude entließ ihn mit traurig gesenkten Augen.
Als alles zur Abreise bereit war, war es Rabbi Schimon, als führe ihm urplötzlich ein Lichtstrahl durch den Leib.

Als er sich auf sich selbst zu besinnen vermochte, stand die Geschichte in klaren Bildern in seiner Seele.

Der Rabbi kehrte um und erzählte dem berühmten Juden die Geschichte eines Mannes, der, um sich Bedeutung und Ansehen zu verschaffen, wie unter der Gewalt eines fremden Geistes, sich von seiner Bestimmung weit entfernt hatte und darüber sich selbst und seinen Mitmenschen fremd geworden war, hart und kalt, im Innern seiner Seele aber friedlos und gequält.
Als Rabbi Schimon die Geschichte beendet hatte, stand der Jude auf, reichte ihm die Hand und rief: „Du hast mir meine Geschichte erzählt.

Ich bin dieser Mann.

Aber ich wusste in meiner Seele: Wenn einer kommt, und mir meine Geschichte erzählt, will ich es als Zeichen der Befreiung aus den Ketten meiner Taten deuten.

Jetzt, nachdem du dich entsonnen hast, weiß ich, daß mir geholfen ist.“

Wer im Außen sucht, was er im Inneren vermisst und nur dort finden kann, der verliert sich in der Welt und seinen angst- und mangelgetriebenen suchtartigen narzisstischen Kompensationsanstrengungen für seine innere Leere und sein Selbstunwertempfinden.

Da seine innere Realität infolge frühkindlicher mangelnder Begegnung ihm einflüstert, dass er nicht gut genug sei, muss er sich beweisen und um Anerkennung kämpfen, doch wird er nie genug haben, egal wieviel er erreicht.

Denn mangelndes Sein wird nicht durch Tun und Haben aufgewogen.

Weil er sein wahres Selbst nicht kennt und den Kontakt zu seiner Seele verloren oder nie gefunden hat, wagt er nicht an- und innezuhalten und den Blick nach innen zu wenden, denn dann befürchtet er, wie in der Ovidschen Sage von Narziss, sich aufzulösen.

So ist er ein sehnsüchtig rastlos Getriebener, dessen Suche nach Liebe fehlgeleitet ist.

Er lebt nicht wesensgerecht und fernab von sich selbst, innerlich leer, unzufrieden und gereizt.

Er hat den Kontakt zu seiner Seele, seinem wahren Wesen verloren.

Dies ist die Wurzel von Depression, Angst und Sucht, die sich einschleicht in sein Leben.

 

 

Kurzer Einschub zur Selbstbefragung:

Wann haben Sie in letzter Zeit den Kontakt zu sich selbst verloren- beruflich oder privat?

Wo haben Sie in Beziehungen die Augenhöhe und Ihre Authentizität verloren?

Wann haben Sie begonnen, Ihre innere Stimme zu ignorieren und gegen ihr Herz und ihre Intuition zu handeln?

In welcher Situation haben Sie sich selbst und Ihr Herz verraten und wider Ihr besseres inneres Wissen und Ihre Wahrheit entschieden?

Wann haben Sie mehr auf die Stimme der Angst und die Ihrer inneren kindlichen Realität gehört und sich selbst nicht vertraut und an sich gezweifelt?

Wann haben Sie schließlich Ja gesagt, wo Sie innerlich Nein meinten?

Haben Sie dabei die kurze Traurigkeit, innere Schwächung oder das Empfinden innerer Leere und zunehmender Unruhe und körperlicher Anspannung und beginnende Stressreaktionen als Folge des inneren Kampfes Ihrer inneren Realität gegen Ihr wahres Selbst gemerkt, als Sie die Verbindung zu sich unterbrochen und gegen sich angegangen sind?

Wann haben Sie begonnen sich dann abzuschalten, Ihre Gefühle und den Schmerz Ihres Selbstverrats und Ihrer Selbstverletzung für faule Kompromisse aufgrund Ihrer kindlichen Angstprägung abzuspalten?

Wann haben Sie aufgrund des Verlustes Ihres inneren Gleichgewichtes und des emotionalen Dialogs mit sich selbst auch Ihr körperliches Gleichgewicht (Herz-Kreislauf-System, Gleichgewichtssystem mit Schwindel als Ausdruck eigener Unehrlichkeit und Tinnitus als Folge des mangelnden auf sich selbst Hörens) verloren und schließlich mit schmerzhaften muskulären Verkrampfungen durch Ihren Haltungsverlust und inneres Verbiegen oder Allergien und Infektanfälligkeiten infolge Ihres Kampfes gegen sich selbst entwickelt?

Haben Sie bemerkt, wann Ihr Körper begonnen hat immer lauter zu reden und Sie schließlich anzubrüllen, als Ihre Seele die Sprache verlor?

Haben Sie die Symptome bekämpft oder ignoriert statt auf die Spiegel-Botschaft Ihrer Seele dahinter zu hören?

Haben Sie bemerkt, dass je weniger Sie fühlten Sie nur noch abgeschaltet funktioniert haben und sich immer öfter in Gedankenkreiseln gefangen erlebten, je mehr Sie sich dem Gefängnis Ihrer inneren alten kindlichen Realität unterworfen und Ihr wahres Selbst ausgesperrt haben?

Und wann begann nach Phasen der Angst und Panik und des Verlustes der inneren Ruhe und Schlaflosigkeit Ihre Depression und Sie verloren immer mehr Kraft und Lebensfreude als Ausdruck des völligen Selbstverlustes und der vollständigen Übernahme durch die falsche Identifizierung mit Ihrer kindlichen inneren Realität?

Womit haben Sie diesen Selbstverlust zu kompensieren versucht und in welche süchtigen Verhaltensweisen sind Sie schließlich gerutscht, um diesen unerträglichen inneren Bewusstseinszustand Ihrer Inneren Realität mit Unterbrechung der Verbindung zu Ihrem wahren Wesen und Ihrer Seele weiter auszuhalten?

Wie hat sich die Unterbrechung des inneren Dialogs mit sich selbst auf Ihre Beziehungen ausgewirkt?

Wann haben Sie sich nur noch ohnmächtig grollend unterworfen, oder sich im Kampf um Kontrolle und Dominanz verschliessen und sich und die Beziehung verbrannt und sich schließlich verbittert und voller Hass völlig zurückgezogen oder die Beziehung abgebrochen oder selbst zerstört?

Wann hat das Leben Sie schließlich zum Anhalten gezwungen und Ihnen im Außen gespiegelt, was im eigenen Inneren als emotionale Realität da war oder fehlte?

 

 

Ferngesteuert von seiner inneren neurotischen Realität seines falschen Selbst ist der Mensch nicht fähig zu Begegnungen auf Augenhöhe und zerstört damit nicht nur seine Gesundheit und seine Zu-Frieden-heit, sondern auch seine Beziehungen, da er emotionsabgespalten nur unauthentisch wie hinter einer Maske funktioniert und sich selbstsüchtig umkreist und nicht offen und dialogfähig ist.

Seine Beziehungen werden immer oberflächlich-hohler, oder immer konfliktreicher, oder versanden schließlich völlig, und immer mehr Beziehungen gehen schließlich in die Brüche.

Je mehr er sich von seiner inneren Realität unterdrücken lässt und sich mit ihr identifiziert, um so erschöpfter und zuletzt auch immer niedergeschlagen-antriebsloser und ängstlich-unsicherer wird er.

Doch er wagt nicht stehen zu bleiben.

Bis schließlich alles, was er sich so mühsam aufzubauen versuchte als äußeren Halt und Sicherheit, zusammenbricht und er, da unverbunden mit sich selbst, haltlos in eine schwere existenzielle Krise, als Wiederholung seiner Kindheitserfahrungen, rutscht.

Aber genau diese Krise, mit der er vom Leben auf sich selbst zurückgeworfen wurde, ist eine echte Chance sich endlich auf den Weg nach Innen zu machen, um in empathischer Unterstützung seine innere neurotische Realität und falsches Selbst im emotionalen Dialog aufzulösen und Verbindung zu seinem wahren Selbst und seiner verlorenen Seele aufzunehmen (siehe auch meinen Bewusstseinstext: Befreit leben-werde wer du wirklich bist).

C.G. Jung sagte: „Wer nach Außen schaut träumt, wer nach Innen schaut, erwacht.“

Er muss sich seinem alten Schmerz aus seiner Kindheit endlich stellen, vor dem er nicht mehr länger weglaufen darf, um bei sich selbst anzukommen und in sich selbst Heimat zu finden, die er im Außen vergeblich suchte.

Er muss die Liebe suchen, und zwar in sich selbst und entdecken und erkennen, wer er selbst wirklich ist.

Und den Mut finden sich selbst zu leben.

Anstatt sich weiter leben zu lassen, fremdbestimmt und von seinem falschen Selbst (dem Ego) getrieben.

Begegnung im inneren und äußeren Dialog ist der Schlüssel zu seiner Heilung.

Wenn er sich selbst mit wirklichem Interesse zuwendet, sich immer wieder fragt, wie er sich fühlt und was er wirklich braucht und was ihm wirklich entspricht, wenn er offen ist, alle Gefühle auf Augenhöhe wirklich im Körper achtsam zu spüren und sich seiner Kindheitswunde mit Liebe und Einfühlsamkeit zuwendet, dann löst dies seine alte innere Realität.

Dazu müssen alte Bindungsverletzungen bewütet, verschmerzt, und betrauert werden, und alte damals gebildete falsche Grundüberzeugungen erkannt und losgelassen werden.

Um frei zu werden für seine Zukunft gilt es dann das Schlimme und Mangelnde der Kindheit loszulassen und zu vergeben, sonst wird er nie erwachsen und bleibt unbewusst in seiner kindlichen Opferrolle gefangen, die sein Leben im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung sabotieren wird.

Er kann vergeben und seine alte falsche Identität loslassen, weil er parallel dazu die Verbindung zu seinem wahren Selbst sucht und damit selbst stärker wird und spürt, dass er mehr ist als seine Vergangenheit und die Emotionen seiner inneren neurotischen Realität, des falschen Selbstes.

Er kann dies dadurch unterstützen, indem er sich aktiv das jetzt selbst gibt, was ihm in seiner Kindheit infolge mangelnder Begegnung vorenthalten wurde.

Er kann sich selbst so begegnen und behandeln, wie er es damals am meisten gebraucht hätte: mit aufrichtigem Interesse für seine Neigungen, Stärken und Schwächen auf Augenhöhe, mit Offenheit und Empathie für seine wahren Gefühle und Bedürfnisse und mit liebevoller Selbstzuwendung, Wertschätzung und Respekt.

Und er kann im Sinne der goldenen Regel Anderen auch so begegnen, wie er es damals am meisten gebraucht hätte, und Ihnen im Dialog auf Augenhöhe mit Wertschätzung und offenem Interesse und respektvoller Einfühlung begegnen.

Und das Gute leben.

Das alles wird die Verbindung zu seinem wahren Selbst stärken.

Denn echte Begegnungen sind heilsam.

So kommt Ihr Leben und ihre Energien wieder in Fluss.

Aus der Verbindung zu ihrer Seele erwächst Ihnen Kraft und innere Stabilität und der kontakt zu ihrer kreativen Intuition mit der inneren Gewissheit, was richtig und stimmig für Sie ist.

Wenn Sie auf Ihre neu entdeckte Herzensstimme der Liebe und nicht länger auf die Stimme der Angst und Schuld Ihres falschen Selbstes hören, finden Sie Ihren neuen Kurs für ein Leben in Frieden, Liebe und heiterer Gelassenheit.

Sie wissen wer Sie sind und was Sie nicht sind.

Sie kennen Ihre Fähigkeiten und Stärken und stehen zu Ihren Schwächen.

Sie haben Ihre Werte geklärt und handeln auch nach Ihnen und verwirklichen somit Echtes und Wertvolles.

Sie erfüllen sich echte Bedürfnisse in all ihren wesentlichen Lebensbereichen statt kompensatorischem Ersatz hinterherzurasen.

Sie haben die Mangelprägung und das Mangeldenken Ihrer Kindheit hinter sich gelassen, da Sie in Verbindung mit der Ganzheit und Fülle ihres wahren Selbstes stehen.

Sie sind gut so wie Sie sind und Sie mögen sich.

Sie können lieben ohne zu brauchen und sich lieben lassen.

Sie sind fähig zu radikaler Akzeptanz, dessen was ist, und können loslassen.

Sie stehen zu sich.

Sie sind unabhängiger als früher und verlieren sich in Beziehungen nicht mehr und können jetzt die Augenhöhe halten.

Sie müssen sich nicht mehr über, aber auch nicht mehr unter andere stellen.

Sie sind endlich angekommen, bei sich selbst zu Hause.

Sie sind bei Ihrer Wahrheit angekommen und in Verbindung zu Ihrer Seele leben Sie wesentlich und authentisch.

Sie haben die Maske abgelegt, die Sie im Griff hatte.

Sie haben Ihre seelische Verkapselung gesprengt und leben mit offenem Herzen.

Selbstbestimmt, aber nicht egozentrisch, sondern auf Augenhöhe und in Verbundenheit.

Leben ist Beziehung.

Echte und wahrhaftige Begegnung und nicht der äußere schnelle Erfolg, ist die Grundlage für Gesundheit, Wohlbefinden, gelingende Beziehungen und Leben in Fülle.

 

Das wünscht,

Dr. Wolf-Jürgen Maurer

 

 

Weiterführende Hörbücher:

PSS 1, 2, 5, 6, 7, 8, 9, 12, 13, 14, 15, 19, 20, 21, 23, 24, 25, 26, 27

 

 

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